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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition)
Autoren: David Moody
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dem Festland seit einer Ewigkeit, und es fühlt sich seltsam an ... fast so, als wären wir Eindringlinge. Die erste Nacht vom Rest unseres Lebens, hat Cooper gesagt.
    Zwei Jahre. Fünf Todesfälle. Drei Geburten.
    Das Leben auf der Insel ist hart, aber erfolgreich. Wir schlagen uns gut – besser als irgendjemand von uns für möglich gehalten hätte –, aber die Dinge ändern sich dort stetig, und ich empfinde für den Ort nicht mehr dasselbe wie früher. Niemand von uns tut das. Die Geburt von Maggie, Michaels und Emmas erstem Kind, war für uns alle ein Wendepunkt. Als das kleine Mädchen vergangenes Jahr auf die Welt kam, wurde uns allen klar, dass wir eine bessere Chance hatten, langfristig zu überleben, als wir ursprünglich gedacht hatten. In der Nacht der Geburt saßen wir alle im Pub und hielten den Atem an. Wir rechneten damit, dass der Erreger sie töten, dass sie nicht überleben würde. Als sie die erste Minute überstanden hatte, fing ich an, zu glauben, das Unmögliche könnte geschehen sein. Tage später fürchteten wir immer noch, die Infektion könnte sie einholen, doch das blieb aus. Und jetzt ist sie über ein Jahr alt, und Emma ist wieder schwanger – und ich könnte nicht glücklicher für die beiden sein. Lorna ist ebenfalls schwanger, aber für mich ist das nichts. Jedenfalls noch nicht.
    Die Babys haben das Gefühl der Endgültigkeit entschärft, das wir alle seit dem Tag empfanden, an dem die Welt starb. Eine Zeit lang fühlten sich die Dinge weniger hoffnungslos an. Aber wenngleich die meisten Menschen auf Cormansey zu glauben scheinen, dass sich alles verändert habe und wir wieder die Kontrolle hätten, gilt das für mich nicht. Ich glaube immer noch, dass unsere Tage gezählt sind. Wir haben vielleicht bloß noch einige mehr übrig, als wir erwartet hatten, das ist alles.
    Also wollen wir das Beste daraus machen.
    Ich war vorher schon einmal mit Jack und Clare auf dem Festland, aber damals war es noch zu früh. Wir waren nicht bereit. Wir dachten, wir könnten wieder hier leben, doch damit lagen wir falsch. Eine Weile haben wir durchgehalten, dann haben wir uns mitnehmen lassen, als Richard und Harry hergekommen sind, um nach weiteren Vorräten zu suchen.
    Diesmal fühlt es sich anders an. Cooper und ich sind mitgeflogen, und ich glaube nicht, dass wir je zurückkehren werden. Ich weiß nicht, ob wir das können. Der Flug hierher war seit einiger Zeit geplant gewesen. Richard hat gesagt, es könnte der Allerletzte sein, je nachdem, wie streng der Winter auf Cormansey ausfällt.
    Jack hat immer gern gelesen. Als wir vorher hier waren, hat er mir immer erzählt, dass er gute apokalyptische Geschichten mehr als alles andere mochte. Er hat viel darüber erzählt, und auf seine Empfehlung hin habe ich vergangenes Jahr ein paar entsprechende Bücher gelesen, allerdings ärgert mich mächtig, wie sie enden. Nämlich häufig damit, dass sich eine spießige kleine Gemeinschaft von Gutmenschen trotz aller Unwahrscheinlichkeit wie Phönix aus der Asche erhebt, eine fröhliche kleine Gruppe von Bauern, Köchen, Lehrern und ... Wer mag, kann mich selbstsüchtig nennen, aber das hat mir nie wirklich vorgeschwebt. Nach all der Zeit ist mir klar geworden, dass ich nicht wieder in den Sattel steigen und in kleinerem Maßstab eine Kopie dessen aufbauen will, was wir früher hatten. Ich will etwas mit dem Rest meiner Zeit anfangen und sie nicht damit verbringen, Schafe zu hüten, Wasser über einem Holzfeuer zu kochen und selbst genähte Kleider zu tragen. Warum sollte ich? Warum sollte das irgendjemand von uns tun? Ich habe es versucht, aber es funktioniert nicht. Es sind zu wenige von uns übrig, um noch etwas zu bewirken, und es ist zu viel Schaden entstanden. Die anderen haben versucht, uns zurückzuhalten und gemeint, wir würden wie beim letzten Mal zurückkommen, aber Cooper und ich haben uns entschieden.
    Wir sind kurz nach zehn heute Vormittag aufgebrochen und waren um elf auf dem Festland. Hier hat sich alles so verändert, dass man es kaum noch wiedererkennt. Gebäude haben angefangen, zu verschwinden – verschluckt von Moos und Unkraut einer schleichenden Grünschicht, die nach und nach alles übernimmt. In manchen Straßen klaffen gewaltige Risse, in anderen kraterartige Schlaglöcher, und mehrere Gebäude sind bereits eingestürzt. Und wenn man genauer hinsieht, entdeckt man zwischen all dem Grün und Geröll überall Knochen. Die Knochen sind alles, was von den Menschen übrig ist. Jack
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