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Henningstadt

Henningstadt

Titel: Henningstadt
Autoren: Marcus Brühl
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ist doch sicher auch ein Kreativer, was!» Christian ist of - fen bar eifersüchtig auf Henning. Steffen nimmt sich vor, ihn bald mal zu ‘ nem Bier einzuladen, damit er sich nicht so vernachlässigt vorkommt.
     
     
     
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    Isa ruft Henning an und erzählt, was Erik gemacht hat: nämlich Lars zusammengeschlagen, damit er sie, Isa, in Ruhe lässt. Erik sagt, er sei in Rage gewesen und habe Lars nur eine knallen wollen, eine Ohrfeige. Es tut ihm total Leid und es war keine Absicht. Ob sie ihm verzeihen kann, hat er gefragt. Was Henning denkt, will sie wissen.
    Henning denkt, dass er stundenlang für Sowi gelernt hat, weil es Ende der Woche eine Klausur gibt und er in zwischen nur noch Matsche im Hirn hat. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, eine ruhige Ich-weiß-Bescheid-Num mer abzuziehen, wenn Isa es erfährt. Darauf ver zichtet er jetzt.
    «Wenn Erik in den Knast muss, ist erstens sein ganzes Leben verschissen, zweitens hat niemand was davon und drittens sollte man erst mal abwarten, bis Lars wieder auf wacht, sehen, wie es ihm geht und was er selbst will. Dann muss man noch mal darüber nachdenken. Und wenn das Schlimmste passiert ist, auch.»
    Isabell ist verdutzt wegen der klar strukturierten Ant wort, der sie auf Anhieb zustimmen kann. «Das heißt also, erst mal abwarten», sagt sie.
    «Eigentlich heißt es, wenn du ihn lieb hast, hältst du ein fach zu ihm. Egal was!»
     
     
     
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    Arnold geht mit glücklich geschwellter Brust zum Abend brottisch bei Staigers zu Hause. Eine Zeitung in der Hand: «Der Anzeiger hat eine Rüge gekriegt! Toll, was?»
    Rosi und Henning sind zunächst still begeistert und essen weiter. Sie sehen den Vater des Hauses fragend an.
    «Also: Gestern hat der Beschwerdeausschuss des Deutschen Presserats drei öffentliche Rügen ausgesprochen. Eine von den dreien ging nach Henningstadt! Der Hen ning städter Anzeiger wird gerügt, weil er Ausfälle gegen Schwule auf der Leserbriefseite gedruckt hat.»
    Arnold strahlt Henning an. Seit dem furchtbaren Abend ist das Thema nicht mehr direkt auf dem Tisch ge wesen. Henning wundert sich. Da scheint ja was passiert zu sein mit seinem Vater. Henning hat ihn zwar auch nie über Schwule lästern hören, aber dass er sich über gesell schaftliche Tendenzen freut, die in Richtung Gleich be rechtigung von Schwulen gehen, war auch noch nicht da.
    Arnold legt die Zeitung mitten auf den Esstisch und greift mit Appetit zu. Rosi muss ein kleines Tränchen ver drücken, weil sie wieder daran denkt, dass ihr Sohn — aber sie lächelt auch. «Das ist ja schön, was!», sagt sie tap fer und klopft Henning, der neben ihr sitzt, zweimal auf den Oberschenkel. «Ja, toll! Danke, dass du ’ s mir erzählt hast, Papa!» Henning lächelt seinen Vater an. Der lächelt kurz zurück und sieht seinem Kinde in die Augen, dann schmiert er Leberwurst auf sein Brot.
     
     
     
    89
     
    Christian ist mit dem Zug unterwegs: eine Recherche. Nach Siebenstein. Steffen hat sich sein Auto geliehen. Sie wollen irgendwas unternehmen.
    Henning will in die Sauna.
    «In die Sauna?», fragt Steffen scheinheilig nach. Na tür lich ahnt er, dass es sich hierbei um einen Wunsch han delt, den er ausgelöst hat.
    «Warum das denn? Es ist helllichter Tag und strah len der Sonnenschein!», sagt er.
    «Ich hab halt Lust. Ich war früher mal mit meinen Eltern. Warum warst du denn in der Sauna?»
    «Hm», sagt Steffen.
    «Ja, Schatz?», sagt Henning.
    Steffen muss grinsen. «Na ja, es ist schön warm, es ist so gesund, und mir macht es auch Spaß, nackte Leute zu sehen.»
    «Okay. Mir auch.»
    Steffen gibt sich einen Ruck. «Bist du noch sauer?»
    «Na ja», sagt Henning.
    Steffen geht auf ihn zu und umarmt ihn. «Ich hab dich wirk lich sehr lieb. Sei nicht sauer!»
    Henning entspannt seinem Körper und schmiegt sich an ihn. «Na, gut», sagt er leise.
    «Willst du wirklich?», fragt Steffen nach.
    «Ja, klar! Glaubst du, ich lüge dich an!»
    Steffen greift nach Hennings Po. Henning springt aus Steffens Reichweite, der setzt nach. Henning hält Steffens Arm fest und kneift ihn in die Nase. Sie rangeln und lan den lachend auf dem Sofa.
    Sie fahren zu einem der Badespaß-Center der Umge bung. Steffen steht schon vor dem Schalter. «Henning?», ruft er. Henning steht noch vor dem Anschlag mit den Preisen. «Komme!», ruft er zurück.
    «Zwei Mal Sauna bitte», sagt Steffen.
    «Wir wollen den Pärchentari f» , sagt Henning zu der Frau hinter dem Loch in der Scheibe. Die sieht erst
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