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Henningstadt

Henningstadt

Titel: Henningstadt
Autoren: Marcus Brühl
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wartet eigentlich die ganze Zeit darauf, dass es was zu sehen gibt. Kurz ein Mann in Schweiß oder in leidenschaftlichen Gesichtsverzerrungen, dann ist es wieder vorbei und man sieht irgendwelche tanzenden Menschenansammlungen oder Ausschnitte von Sängerinnen und Sängern.
    Die Fernbedienung lässt er in der Hand und presst sie gegen Eier und Damm. Henning presst die Fernbedie nung mit aller Kraft gegen seine Eier und stöhnt laut auf. Er schiebt sie unter den Hintern und nimmt die Hand für den Schwanz. Er steht kurz auf, schaltet wieder den Box kampf ein, sieht kurz zu und geht wieder ins Bett. Er legt sein Kopfkissen zurecht, und plötzlich riecht es schwach und eindeutig nach Isabell. Henning stellt sich Isabells Körper vor und wichst.
    Henning wichst auf Isabell, seine Freundin, sobald sie nicht mehr mit Andreas geht. Hennings Atem geht schnell. Seine Eichel tut weh, was ihm aber gefällt . Isa bells Körper kennt er gut. Isabell verwandelt sich, und Henning hat einen Boxkämpfer vor Augen. Die enge Turn hose, die große Beule, wo das Geschlecht sitzt. Hen ning stellt sich vor, wie seine Hand in den Schritt des Boxers greift und seine Geschlechtsteile wie seine eigenen spürt und bearbeitet. Der schwere Körper liegt auf ihm, die Beine reiben gegeneinander und Henning stellt sich vor, wie sich behaarte Beine wohl an seinen anfühlen würden.
    Henning realisiert, dass er wieder auf einen Mann wichst, dass er nicht den eigenen Körper genießt, sondern sich mit der Vorstellung eines Mannes aufgeilt. Schnell ruft er Isabell wieder vor sein inneres Auge. Seine Lust verringert sich. Er gibt sich Mühe: Ihre von vielen und zu Recht gelobte Brust, ihr schlanker Körper, der Bauch mit der kleinen Rundung fast unterhalb des Bauchnabels, ihre M ö se, von der er nur die Vorstellung eines Dreiecks mit einem bestimmten Geruch hat. Ihre Beine, die groß und stark sind, an denen sich die Behaarung ihres Geschlechts noch leicht fortsetzt, ihre Waden, die so fest und haarig sind, wieder die festen Schenkel, an denen Henning hoch streicht bis zum Arsch, der zarte Härchen hat. Der rund und prall ist, dessen Muskeln sich beim Vorwärtsstoßen zusammenziehen, so dass eine Kuhle an der Seite ent steht. Die grüne Turnhose, die der Schweiß an den Körper klebt, so dass man alles genau erkennen kann. Die Bewe gungen sind kurz und kraftvoll, wie bei einem Boxer. Er sieht, wie der Boxer seinen Gegner vollspritzt, wie er brüllt beim Abspritzen und dem anderen in die Seite boxt, um ihn dann an sich ranzuziehen. Henning steht auf und übergibt sich in die Toilette. Er erbricht ocker einge färbten Rotwein. Gegessen hat er praktisch nichts, und viel leicht zu viel getrunken. Henning spült sich den Mund, putzt sich die Zähne, wäscht sein Sperma ab.
    Er zieht frische Wäsche und frische Kleidung an, setzt sich aufs Sofa und macht eine CD mit Bachmusik an. Er lässt sich zur Seite gleiten und zieht die Beine an. Hen ning kuschelt sich an die Rückenlehne des Sofas und schläft erschöpft ein.
     
     
     
    9
     
    Das Telefon klingelt. Isabells Mutter ruft ihre Tochter: «Andreas ist dran!» Hennings Zukünftige schreitet lang sam und genervt zum Telefon. Sie hat ihn nicht zurück gerufen. Einen Tag hat er ’ s also ausgehalten. Sie will ihn einfach nicht sehen. Wenn Andreas ihr schon hinterher telefoniert, soll er wenigstens warten. Oder sie in Ruhe lassen, was das Beste wäre. An und für sich hat sie ja nichts gegen ihn. Isabell ertappt sich dabei, ihren Freund aufdringlich und langweilig zu finden. Das war aber früher mal anders. Seit ein paar Wochen kann sie ihn nicht mehr leiden. Erst hat sie es ihrer eigenen Unzufrie den heit mit Gott und der Welt zugeschoben, aber lang sam denkt sie nur noch, dass er nervt.
    Das Telefon steht im Flur. Der große Spiegel auch. Entgegen ihrer Gewohnheit bleibt Isabell davor stehen, sieht sich an und fummelt an ihren Haaren rum. Der Hörer liegt auf dem Telefonbord. Die Frisur richten nennt man das. Alle tun es, bevor sie mit ihrem Liebsten spre chen. Sie grinst ein bisschen schadenfroh. Es lebe das Patri archat! Ihre Kurzhaarfrisur sieht aus wie vorher, ist aber jetzt frisch gerichtet. Sie dreht sich um und greift zum Hörer.
    Isabell ist gar nicht so, wie sie jetzt scheint: Eine kleine feige Fotze, die sich nicht traut, ihrem Ex zu sagen, wer er ist — nämlich ihr Ex. Es ist nur, na ja, sie ist eben noch jung und damit geht eine gewisse Unerfahrenheit einher. Nach dem zweiten oder dritten
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