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Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt

Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt

Titel: Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt
Autoren: Herder
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von der Tabakindustrie selbst aus. Sie wünscht sich Planungssicherheit für die nächsten Jahre. Während sie in Deutschland und Mitteleuropa noch immer gut verdient, gilt ihr Interesse längst Wachstumsmärkten wie Südamerika, Afrika, Indien und China.
    Die Maßnahme der Bundesregierung war nicht mit dem Raucher Helmut Schmidt abgestimmt. Als Freund von Menthol-Zigaretten trifft ihn jede Preiserhöhung doppelt schwer. Menthol-Zigaretten trocknen schneller aus als mentholfreie Exemplare, die zwölf Monate lang schmackhaft bleiben. Der Raucher Helmut Schmidt kann einen Großvorrat an Zigaretten, den er noch zum alten Preis bekommt, allenfalls ein halbes Jahr aufbewahren.

Pecca fortiter – Sündige tapfer
    Es ist diese „geistige Situation der Zeit“, um einen Buchtitel von Karl Jaspers zu borgen, in der sich das nachfolgend beschriebene, knisternde, weil dem Zeitgeist widerständige Phänomen ereignet. Das Phänomen, dass ein sehr alter – bei jedem anderen als Helmut Schmidt würde man sagen: greiser – Politiker öffentlich raucht. Und rauchend Klartext redet. Kein Kompromiss im Auftritt, keiner in der Rede!
    Helmut Schmidt raucht in seinem Haus in Hamburg-Langenhorn und in seiner Ferienbutze am Brahmsee in Schleswig-Holstein. Zu Hause darf er machen, was er will, und tut es auch. Doch zugleich raucht er – trotz des Rauchverbots – an öffentlichen Orten.
    Der Film „Außer Dienst“ mit Gesprächspartnerin Sandra Maischberger zeigt Helmut Schmidt, wie er sich in einem amerikanischen Restaurant, wo ebenfalls ein striktes Rauchverbot herrscht, eine Zigarette ansteckt. Der Restaurantbesitzer, gebürtiger Österreicher, reagiert not amused. Er informiert Helmut Schmidt über das Rauchverbot. Darauf der Altkanzler: „Wenn der Feueralarm losgeht, dürfen Sie aufspringen.“
    Helmut Schmidt raucht auch vor laufenden Kameras. In Fernsehinterviews zu rauchen, wagt außer ihm niemand mehr. Helmut Schmidt ist der letzte Raucher im deutschen Fernsehen. Er ist der letzte bekennende, widerständige Raucher überhaupt.
    Der Gesprächsgast Helmut Schmidt macht sich schon bemerkbar, bevor ihn die erste Kameraeinstellung erfasst. Bei einem Interview im Schweizer Fernsehen im Frühjahr 2010 kündigt zunächst einer der beiden Moderatoren den prominenten Gast an. Während seiner Einführung ziehen vom linken Bildrand her Rauchschwaden auf den Schirm. Beginnt plötzlich ein Kabel zu schmoren? Brutzelt jemand Zwiebeln in einer Pfanne? Nein, Helmut Schmidt ist im Studio und hat sich die erste Zigarette angesteckt.
    Es kam, wie es kommen musste. Eines Abends wird aus der Glut von Schmidts lasterhafter Angewohnheit ein Feuer. „Wo keinKläger ist, ist auch kein Richter“, lautet das bekannte Wort, aber plötzlich war da ein Kläger! Er erstattete Anzeige gegen den Altbundeskanzler und seine Frau wegen Verstoßes gegen das Rauchverbot. Helmut Schmidts öffentliches Rauchen ist plötzlich ein „Fall“.
    Beim Neujahrsempfang 2008 des Hamburger Theaters „Komödie Winterhuder Fährhaus“ steckten sich Loki und Helmut Schmidt Zigaretten an. Fotos dieses Rauch-Vorgangs erschienen in der „Bild“-Zeitung, als Teil einer Fernsehsendung gelangten Ausschnitte davon in deutsche Wohnzimmer, so auch nach Wiesbaden. Danach erstattete eine „Nichtraucher-Initiative Wiesbaden e.V.“ Anzeige. Der Vorwurf lautete auf Körperverletzung und Verstoß gegen das Rauchverbot. In Hamburg war das Rauchen seit dem 1. Januar 2008 gesetzlich verboten. Zum Zeitpunkt der Anzeige standen Loki und Helmut Schmidt im 88. beziehungsweise 89. Lebensjahr.
    Anzeige erging auch gegen den Intendanten des Theaters, Michael Lang, der sich nicht minder schuldig gemacht haben sollte. „Das ungesetzliche Verhalten wurde unterstützt, indem ein Aschenbecher trotz Rauchverbots gereicht wurde“, zürnte der Vorsitzende der „Nichtraucher-Initiative Wiesbaden“, Horst Keiser, in einem Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“.
    Die Staatsanwaltschaft war gezwungen, aktiv zu werden. Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger kündigte eine Prüfung der Anzeige an. Er ließ aber auch – ungewöhnlich für jemanden in dieser Funktion und in diesem frühen Stadium der Ermittlungen – seine persönliche Auffassung durchblicken: „Dieser Fall ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, mit welchen Sachen sich eine Staatsanwaltschaft beschäftigen muss.“
    Sollen ein alter Mann und seine Frau für ihr Laster belangt werden? Über diese Frage erhob sich im Internet, das für
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