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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen
Autoren: Thomas Adcock
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denken, sie hätten selbst Spitzenhöschen an. Ich weiß nicht. Jedenfalls müssen wir zu reizenden kleinen Tatorten wie dem hier, was wiederum auch nicht annähernd die übelste Sache ist, die wir beide je gesehen haben, Hock. Das ist wenigstens mal was anderes als unsere üblichen Nonnenvergewaltiger und Kinderficker und Typen, die sich gern im Lexington Avenue Local einen runterholen, wenn all die jungen Hühnchen morgens zur Arbeit fahren.«
    Aiello nahm einen letzten Zug von seiner Zigarre. Er ging zu der Einbauküche an der Wand neben der Wohnungstür und löschte den Stummel in einem Spülbecken voll von fettigem Wasser, auf dem kleine braune tote Sachen schwebten.
    »Allerdings glaube ich eigentlich nicht, daß wir’s hier mit einem Schwulenmord zu tun haben«, meinte er. »Zumindest weist nichts darauf hin, nicht mal ein Stapel Pimmel-Magazine. Wieso er nackt gewesen ist... wer weiß? Auf dem Scheißhaus, wo auch seine Dusche ist, hing ein immer noch leicht feuchtes Handtuch, also ist das vielleicht auch schon alles, was an diesem Drama dran ist. Und was das betrifft, ich sage immer, jeder Amerikaner hat das verfassungsmäßige Recht, mit nacktem Arsch herumzuhüpfen. Aber trotzdem habe ich die Jungs von der Gerichtsmedizin seinen Schwanz und Hintern untersuchen lassen, und sie meinten, mit seinen Installationen sei alles bestens.«
    »Toller Umgang mit einem Toten.«
    »Ach, verdammt, Hock, du weißt doch selbst, wie’s ist. Wenn man nicht versucht, bei all diesem beschissenen Kram einen Witz zu reißen, bleibt einem nichts anderes, als zu flennen oder zu saufen. Willst du, daß ich flenne?«
    »Saufen ist subtiler.«
    »Wie wahr gesprochen.«
    Einer von Aiellos Leuten in dem anderen Raum gab ihm das Zeichen, daß sie jetzt mit dem verschwitzten Mieteintreiber fertig waren. »Übrigens«, sagte Aiello, »was hast du eigentlich mit dem teuren Verstorbenen zu tun?«
    »Er ist einer meiner Spitzel. War ein Spitzel. Und wie’s der Zufall so will, hat er mir die Wohnung besorgt, in der ich jetzt lebe. Direkt um die Ecke.«
    »Jesus, Hock, du wohnst in der Gegend hier?«
    »Tja, schließlich bin ich hier auf gewachsen.«
    »Hat dir nie einer was davon erzählt, daß man’s in der Welt zu was bringen soll?«
    »Ich bin kein Streber. Was soll ich sagen?«
    Aiello schüttelte den Kopf, schlug sein Notizbuch auf, warf einen Blick hinein und kam vom Thema ab, was mein Domizil betraf - bewußt oder unbewußt.
    »Wie auch immer«, sagte Aiello, »wir haben hier also einen DO A namens Aloysius Patrick Xavier Devlin. Ist das dein Mann?«
    Ich nickte. »Jeder hat ihn seit ewigen Zeiten einfach nur Buddy-O genannt.« Ich war einer von vielleicht drei oder vier Menschen in seinem Leben, die sich noch an seinen richtigen Namen erinnern konnten. Und daher klang es, als ich nach all dieser Zeit Patty Devlins wirklichen Namen hörte, so endgültig wie fallende Erde auf einen ins Grab gesenkten Sarg.
    »Und hat auch jeder gewußt, daß er früher ziemlich dicke mit den Westies war?« fragte Aiello. »Denn genau das ist dabei rausgekommen, als ich um eine Kurzüberprüfung durch den Computer im Präsidium gebeten habe.«
    Das wußte ich, allerdings keine näheren Einzelheiten. Ich erklärte Aiello, wie das Viertel über die Jahre runtergekommen war, und daß es von daher nicht weiter überraschte, wenn ein hochkarätiger Westy ebenfalls die soziale Leiter hinabrutschte. Wie er von seiner Stellung bei der bedeutendsten Verbrecherbande von Hell’s Kitchen bis ganz nach unten zu dem niedrigen Status absinken konnte, den Buddy-O zuletzt gehabt hatte - das wußte ich nicht. Abgesehen davon, daß er für mich den Informanten machte, zog er so ziemlich jeden Betrug und jedes kleine krumme Ding ab, von denen er über seine Kumpel im Viertel und am Times Square je gehört hatte.
    Zum Beispiel besaß Buddy-O jahrelang ein Postfach, um Antwortschreiben auf seine ständige Annonce in einer dieser Boulevardzeitungen zu sammeln, die vollgestopft waren mit erbaulichen Geschichten über zweiköpfige Babys, Kannibalismus, UFOs, Wunderdiäten, bei denen man soviel Bier trinken und soviel Schokolade essen darf, wie man will, und im Schlaf den Speck verliert, Geister von Elvis Presley und wilden Wolfsjungen, die über das Land streiften. Buddy-Os Anzeige war kleiner als die meisten anderen in der Zeitung, ging beinahe unter zwischen all den Angeboten für Sofortkredite per Post, keine Sicherheiten erforderlich, Plateauschuhe, Radardetektoren
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