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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden
Autoren: Terry Pratchett
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Umstand ist bedeutsam. Eine bescheidene Stellung im Leben. Entspricht alles dem klassischen M-uster.« Edward d’Eath gab ein Zeichen. Es klickte, als ein weiterer Bildträger in den Projektionsschlitz geschoben wurde. »Das hier ist das Abbild eines alten P-orträts. König P-paragore. Das nächste…«
Klick.
»…zeigt König Veitrick III. Stammt ebenfalls von einem Porträt. Das ist Königin Alguinna IV. Achtet auf das Kinn. Das nächste Bild…«
Klick.
»… p-räsentiert einen Taler aus der Amtszeit von Wubbeldorn des Bewußtlosen. Ich weise erneut auf das Kinn und den Körperbau hin. Dies ist…«
Klick.
»… das umgedrehte Bild einer Vase mit Blumen drin. Rittersporn, nehme ich an. Welche Erklärung gibt es dafür?«
    »Äh, entschuldige bitte, Herr Edward. Ich hatte noch einige unbemalte Bildträger, und die Dämonen waren nicht müde, und…«
    »Das nächste Bild, bitte. Dann kannst du gehen.«
    »Ja, Herr Edward.«
    »Melde dich beim diensthabenden Folterer.«
    »Ja, Herr Edward.«
    Klick!
    »Dies ist eine eindrucksvolle Aufnahme vom Busen der Königin Coanna. Gut gemacht, Bl-enkin.«
    »Danke, Herr Edward.«
    »Schade, daß man so wenig vom Gesicht sieht. Andernfalls hätten wir die Ähnlichkeit vielleicht erkennen können. Du darfst jetzt gehen, Bl-enkin.«
    »Ja, Herr Edward.«
    »Ein bißchen von den Ohren, d-enke ich.«
    »Ja, Herr Edward.«
    Der Diener schloß respektvoll die Tür, schritt dann zur Küche und schüttelte traurig den Kopf. Schon seit vielen Jahren konnten sich die d’Eaths keinen Familienfolterer mehr leisten. Er mußte sehen, was sich mit einem Küchenmesser anstellen ließ, um dem Jungen eine Enttäuschung zu ersparen.
    Die Besucher warteten darauf, daß der Gastgeber das Wort ergriff. Edward schien weiterhin schweigen zu wollen. Obwohl man bei ihm nie ganz sicher sein konnte. Wenn er aufgeregt war, litt er nicht etwa an einem Sprachfehler, sondern an falsch plazierten Pausen. Dann schien es, als schalte das Gehirn den Mund vorübergehend ab.
    Schließlich sagte jemand. »Na schön. Worauf willst du hinaus?«
    »Ist das nicht offensichtlich? Ihr habt die Ähnlichkeit ge-sehen.«
    »Oh, ich bitte dich…«
    Edward d’Eath zog ein Lederfutteral zu sich heran und löste die Riemen.
    »Aber, aber der Junge wurde von Zwergen großgezogen. Sie fanden ihn als Säugling im Wald der Spitzhornberge. Einige W-agen und Karren brannten. Leichen lagen herum. Ganz of-fensichtlich das Ergebnis eines Überfalls. In den Trümmern entdeckten die Zwerge ein Schwert. Er besitzt es jetzt. Es ist sehr
alt.
Und es wird nie stumpf.«
    »Und wenn schon. Es gibt viele Schwerter.
Und
Wetzsteine.«
    »Dieses besondere Exemplar war in einem der auseinandergebrochenen Wagen versteckt. Seltsam. Wenn man in einem Gebiet unterwegs ist, wo man mit Rä-ubern rechnen muß… Dann hält man die Schwerter doch griffbereit und versteckt sie nicht, oder? Ja, und der Junge wächst auf, und… und das Schicksal sorgt dafür, daß er mit dem Schwert nach Ankh-Morpork kommt, wo er sich seinen Lebensunterhalt als Wächter in der Nachtwache verdient. Es ist kaum zu glauben!«
    »Trotzdem…«
    Edward hob die Hand und entnahm dem Futteral ein kleines Paket.
    »Ich habe na-chgeforscht und jenen Ort gefunden, an dem damals der Überfall stattfand. Eine sehr genaue Untersuchung des Bodens förderte mehrere alte N-ägel, einige Kupfermünzen und, in einem Bett aus Holzkohle,
dies
hier zutage…«
    Die Besucher reckten die Hälse.
    »Sieht wie ein Ring aus.«
    »Es
ist
ein Ring. Hat sich v-erfärbt – sonst hätte ihn vermutlich längst jemand gefunden. Ich habe ihn t-eilweise gereinigt. Man kann die Inschrift erkennen. Nun,
hier
haben wir eine ill-ustrierte Aufstellung der königlichen Juwelen von Ankh aus dem Jahr AM 907, der Regierungszeit von König Tyrril. Darf ich e-ure Aufmerksamkeit auf den kleinen Hochzeitsring links u-nten richten? Der Künstler hat auch die Inschrift gezeichnet.«
    Die Besucher sahen genau hin, verglichen und brauchten einige Minuten, um sich zu überzeugen. Es mangelte ihnen nicht an Argwohn. Sie waren die Nachkommen von Leuten, für die Mißtrauen und Paranoia überlebenswichtig gewesen waren.
    Anders ausgedrückt: Sie waren Aristokraten. Jeder und jede von ihnen kannte den Namen seines oder ihres Urururgroßvaters und wußte auch, an welcher peinlichen Krankheit er gestorben war.
    Sie hatten gerade eine nicht besonders gute Mahlzeit eingenommen, dazu jedoch sehr alten und guten Wein getrunken. In
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