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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden
Autoren: Terry Pratchett
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die Tür des Rechteckigen Büros.
    »Herein.«
    Karotte trat ein, ging zum Schreibtisch, salutierte dort und stand dann bequem.
    Lord Vetinari versteifte sich ein wenig.
    »Oh«, sagte er. »Korporal Karotte. Ich habe mit… deinem Besuch gerechnet. Bestimmt bist du gekommen, um mir das eine oder andere Anliegen vorzutragen, nicht wahr?«
    Karotte entfaltete ein fleckiges Blatt Papier und räusperte sich.
    »Nun, Herr, wir könnten eine neue Holzscheibe brauchen. Für das Spiel mit den Pfeilen. In unserer Freizeit.«
    Der Patrizier blinzelte. Das geschah nicht sehr oft.
    »Wie bitte?«
    »Eine neue Holzscheibe für das Pfeilwurfspiel, Herr. Das hilft den Männern, sich nach dem Dienst zu entspannen.«
    Vetinari erholte sich ein wenig von der Überraschung.
    »
Noch
eine? Ihr habt doch erst im letzten Jahr eine bekommen!«
    »Es liegt am Bibliothekar, Herr! Nobby läßt ihn mitspielen, und er mogelt, indem er sich ein wenig vorbeugt und die Pfeile in die Scheibe hineinhämmert. Darunter leidet das Holz. Außerdem hat Detritus einen Pfeil hindurchgeworfen… auch durch die Wand dahinter.«
    »Na schön. Und weiter?«
    »Man sollte nicht verlangen, daß Oberobergefreiter Detritus für die fünf Löcher in seinem Brustharnisch bezahlen muß.«
    »In Ordnung. Richte ihm folgendes aus: Ich erwarte von ihm, daß er in Zukunft besser aufpaßt.«
    »Ja, Herr. Ich glaube, das wär’s. Abgesehen von einem neuen Kessel.«
    Der Patrizier hob die Hand vor den Mund. Er versuchte, nicht zu lächeln.
    »Meine Güte. Auch noch ein Kessel? Was ist denn mit dem alten passiert?«
    »Oh, den benutzen wir noch immer. Aber den zweiten Kessel brauchen wir wegen der neuen Regelungen.«
    »Welche neuen Regelungen meinst du?«
    Karotte entfaltete ein zweites, wesentlich größeres Blatt Papier.
    »Die Wache wird auf einen Personalbestand von sechsundfünfzig Mann erweitert. Die alten Wachhäuser am Flußtor, am Deosiltor und dem Mittwärtigen Tor werden wieder geöffnet; rund um die Uhr sollen dort Repräsentanten der Wache anzutreffen sein…«
    Das Lächeln verharrte auf den Lippen des Patriziers, doch sein Gesicht wich zurück, ließ es ganz allein in der weiten Welt zurück.
    »… eine Abteilung für… nun, uns ist noch kein geeigneter Name eingefallen, aber die Aufgabe der betreffenden Leute wäre es, nach Spuren und Dingen wie zum Beispiel Leichen zu suchen und festzustellen, wie lange sie schon tot sind. Und um damit zu beginnen, benötigen wir einen Alchimisten und vielleicht auch einen Ghul, der natürlich versprechen muß, nichts einzustecken, um es später zu essen. Eine weitere Abteilung setzt Hunde ein, die sehr nützlich sein können. Darum soll sich Obergefreite Angua kümmern, da sie große Erfahrung mit… äh… Hunden und so hat. Außerdem habe ich hier noch eine Anfrage von Korporal Nobbs. Er bittet darum, daß man den Wächtern alle Waffen erlaubt, die sie tragen können. Ich wäre dir dankbar, wenn du diesen Antrag ablehnen würdest. Hinzu kommt…«
    Lord Vetinari hob die Hand. »Schon gut, schon gut«, sagte er. »Ich weiß jetzt, wohin das führt. Und wenn ich
nein
sage?«
    Es folgte eine jener stillen Phasen, die verschiedene Zukünfte in sich bergen.
    »Seltsam, Herr: Diese Möglichkeit habe ich nicht einmal in Erwägung gezogen.«
    »Tatsächlich nicht?«
    »Nein.«
    »Faszinierend. Was ist wohl der Grund dafür?«
    »Es dient alles dem Wohl der Stadt, Herr. Kennst du den Ursprung des Wortes ›Polizist‹, Herr? Es geht auf den alten Ausdruck ›Polis‹ zurück und bedeutet soviel wie ›Mann der Stadt‹.«
    »Ja, ich weiß.«
    Der Patrizier musterte Karotte und schien die verschiedenen Zukünfte gegeneinander abzuwägen.
    »Na schön«, sagte er schließlich. »Ich bin mit allen Punkten einverstanden. Korporal Nobbs Antrag bildet die einzige Ausnahme. Und ich glaube, du solltest zum Hauptmann befördert werden.«
    »J-ja. Da stimme ich dir zu. Auch das dürfte im Interesse von Ankh-Morpork liegen. Aber um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich möchte nicht Befehlshaber der Wache sein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich die Wache befehligen
könnte.
Die Wächter sollten Anweisungen ausführen, weil sie von einem Vorgesetzten kommen – und nicht deswegen, weil sie von Korporal Karotte gegeben werden. Es… scheint sehr leicht für sie zu sein, Karotte zu gehorchen.« Bei diesen Worten blieb das Gesicht des jungen Mannes maskenhaft starr.
    »Ein interessanter Hinweis.«
    »Vor einiger Zeit gab es den Rang des
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