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Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Titel: Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)
Autoren: Josef Kraus
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lacht.» Besser müsste es eigentlich heißen: «wenn man trotzdem lächelt». Denn Humor hat mehr mit Lächeln als mit Lachen zu tun. Er ist feiner und differenzierter zu sehen.
    Was Humor ist, glaubt jeder zu wissen. Und dennoch ist es mit dem Humor eine sehr komplizierte und zugleich spannende Angelegenheit. Die Komödie ist für den Schauspieler immer eine besondere Herausforderung. Lexika geben zum «Humor» oft wenig her. Der «Brockhaus» zum Beispiel definiert Humor als heitere Gelassenheit gegenüber den Unzulänglichkeiten von Welt und Menschen und den Schwierigkeiten des Alltags. Ältere Nachschlagewerke definieren ihn als optimistische und/oder abgeklärte Lebens- und Weltauffassung.
    Vielleicht könnte man eine Erklärung so versuchen: Humor ist Bejahung des Lebens. Humor kann nur der haben, der bereit ist, die Welt so zu akzeptieren, wie sie eben ist. «Wer Humor hat, bemüht sich nicht, das Dasein umzudeuten, sondern sieht es, wie es ist, mit all seinen Härten, Seltsamkeiten und Verworrenheiten», sagt Romano Guardini. Humor wird dann zum Ausdruck menschlicher Reife. Zu dieser Reife gehört es, dass man sich über die Inkongruenz von Idealem und Realem sowie über den bloßen Schein erheben kann.
    Das real existierende Menschenbild mit seiner «masseneudaimonistischen Gesinnungsmoral» (Arnold Gehlen) aber will von der Unvollkommenheit des Menschen nichts wissen. Daraus sind Visionen von einer grenzenlosen Machbarkeit aller menschlichen Dispositionen entstanden oder gar Visionen einer endgültigen Ausgereiftheit gesellschaftspolitischer Konzepte. Der Glaube an die Vollkommenheit des Menschen oder an Perfektibilität des Nachwuchses eilt aber von einer Enttäuschung zur nächsten, weil die Unvollkommenheit des Menschen ignoriert wird. In der Folge können wir es kaum ertragen, einem Schicksal unterworfen zu sein.
    Humor dagegen bedeutet ein gütiges, zugleich lebensbejahendes Hinsehen auf die Unvollkommenheit der Welt und ein Bewusstsein, dass nichts Irdisches und Menschliches je ganz perfekt sein können, dass die menschliche Existenz mit Fehlern und Schwächen behaftet ist und dass in den irdischen Dingen «nicht die letzten Tatsachen des Lebens» liegen. Humor hat insofern mit der Weisheit zu tun, als dass es auf Erden keinerlei Vollkommenheit geben kann. Der Humorvolle vermag alles falsche Pathos und alle Illusionen zu entzaubern. Humorlos dagegen ist derjenige, der die Unzulänglichkeiten des Daseins, auch seiner selbst, zu wichtig nimmt oder gar daran zerbricht. Zwei «Typen» fehlt es dabei besonders am Humor: dem beinharten Rationalisten, der sich ausschließlich vom Verstand, jedoch nie vom Herzen leiten lässt, und dem selbstgerechten Moralisten, weil er ein rigoroser Besserwisser ist.
    Humor ist auch ein souveränes, sich selbst relativierendes und zugleich demütiges Hinsehenkönnen auf die Unvollkommenheit und die Schwächen seiner selbst und des eigenen Nachwuchses, er bietet die Chance, eigene Fehler einzugestehen, ohne dass einem ein Zacken aus der Krone fällt. Das macht Distanz zu sich und Kritik an sich selbst möglich. Wo diese Kritik und diese Distanz fehlen, fehlt es am Humor.
    Wahrer Humor ist nie oberflächliche Luftigkeit, pure Lustigkeit oder flache Komik. Humor hat vielmehr mit Nachdenklichkeit und Ernst zu tun. Man könnte mit Philipp Lersch, einem der letzten großen geisteswissenschaftlichen deutschen Psychologen, sagen: Humor ist sogar etwas ganz anderes als oberflächliche Lustigkeit. Er ist tiefsinnig und nachdenklich, Lustigkeit ist gedankenlos und oberflächlich. Und: Humor hat einen eigenen Ernst.
    Humor hilft. Denn Lachen bietet Hilfe zur Lebensbewältigung, ja gar Lebenshilfe, und es kann Mittel der Psychotherapie sein. Die Klinikclowns nutzen diese Wirkung so zum Wohle schwerkranker Kinder. Denn es ist bekannt, dass Lachen entspannt und erfrischt, weil beim Lachen an die 80 Muskeln aktiviert werden und beim Humor zahlreiche Gehirnareale beteiligt sind.
    Das Therapeutische am Humor jedenfalls ist, dass er Spannungen abbauen und Hemmungen lösen hilft, dass er die Resistenz gegenüber Stress fördert, dass er eine resiliente Fähigkeit ist – im wahrsten Sinn des Wortes. Das lateinische «resilire» heißt zurückspringen. Und humorvolle Menschen lassen sich tatsächlich nicht so leicht frustrieren, sie stehen nach einer Schlappe schneller wieder auf. Humor bedeutet also ebenso, eine höhere Frustrationstoleranz zu haben. Man wird schneller mit Niederlagen fertig.
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