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Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Titel: Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)
Autoren: Josef Kraus
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beschrieben. Neben Heiterkeit und Güte ist das der Humor, er stellt für Bollnow beim erzieherischen Handeln so etwas wie «die Gabe der leichten Hand» dar. Der humorvolle Erzieher nehme, so Bollnow, die kleinen Kümmernisse des Kindes mit einer gewissen Leichtigkeit wahr. Und weiter: «Indem er den Fehler nicht schwer nimmt, indem er zeigt, wie man Abhilfe schaffen kann, indem er vor allem nicht gleich alles auf die Waage strenger Gesetzlichkeit legt, sondern in heiterer Weise darüber hinweggeht, hilft der auch dem Kind darüber hinweg.»
    Der Sportwissenschaftler Ernst J. Kiphard, der als junger Erwachsener als Clown tätig war, in der Kinder- und Jugendpsychiatrie arbeitete und stets um eine humorvolle, reflexive Distanz zu einem selbst warb, führt an, dass «humorvolle» Kinder ihre Probleme besser kompensieren könnten als andere Kinder. Sie seien hoffnungsvoller und gingen optimistischer ins Leben. So kann «Humor» auch helfen, Kinderängste besser zu bewältigen.
    Dass der Humor sogar intellektuell förderlich ist, sei auch nicht ganz vergessen. Humor hat mit Intelligenz zu tun. Jedenfalls schulen der humorvolle Umgang miteinander und der spielerische Wortwechsel die Fähigkeit des Querdenkens – ebenso wie der Witz bereits sprachgeschichtlich mit Wissen zu tun hat: «Witz» kommt nämlich von «Wissen». Im Wort «gewitzt» und im Ausdruck «jemand hat Witz» hat sich diese Bedeutung teilweise erhalten.
    Auch Herman Nohl (1879–1960) kennt und beschreibt drei Wesenseigenschaften des «guten» Erziehers: Neben seiner Erkenntnis der schöpferischen Kraft der Erziehung und der Überparteilichkeit des Erziehers nennt er den Humor bzw. den «pädagogischen Humor» als Merkmal des guten Erziehers. Eltern und Lehrer sollten sich dessen bewusst werden und sich weniger als pädagogische Schwerstarbeiter verstehen (als «homo faber»), sondern vielmehr als spielerisch Erziehende (als «homo ludens»). Soll Erziehung nicht noch mehr ein todernstes Unternehmen werden, so brauchen wir gerade hier den «homo ludens» – als Menschen spielerischer Heiterkeit.
    Die Erziehenden müssen endlich die Schwächen und die Unvollkommenheit der eigenen Person als Vater, Mutter und Lehrer sowie die der Kinder akzeptieren. Erziehende, die Humor haben, wissen um beide Grenzen: die Grenzen des Kindes und die eigenen Grenzen. Jedenfalls nimmt der «pädagogische Humor», so er nicht zur Komik verkommt und nicht im Übermaß strapaziert wird, äußerst günstigen Einfluss auf Erziehung und Bildung. Humor befreit Eltern und Lehrer von der Annahme, alles immer richtig machen zu können. Sie erreichen mit Humor oft mehr als mit Strenge, mit Härte oder gar mit Kommandopädagogik. Denn Humor schafft Akzeptanz, stimmt versöhnlich und verbindet.

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    Literatur
Adler, Alfred: Heilen und Bilden. Frankfurt/Main 1973
ders.: Menschenkenntnis. Frankfurt/Main 1973
ders.: Der Sinn des Lebens. Frankfurt/Main 1973
ders.: Kindererziehung. Frankfurt/Main 1976
Ariès, Philippe: Geschichte der Kindheit. München 1982
Bergmann, Wolfgang: Lasst eure Kinder in Ruhe! Gegen den Förderwahn in der Erziehung. 4. Auflage, München 2012
Bly, Robert: Die kindliche Gesellschaft. Über die Weigerung, erwachsen zu werden. München 1996
Bolz, Norbert: Das Wissen der Religion. Betrachtungsweisen eines religiös Unmusikalischen. München 2008
Bruckner, Pascal: Ich leide, also bin ich – die Krankheit der Moderne. Eine Streitschrift. Weinheim 1996
ders.: Ich kaufe, also bin ich. Mythos und Wirklichkeit der globalen Welt. Berlin 2002
Bruer, John T.: Der Mythos der ersten drei Jahre – Warum wir lebenslang lernen. Weinheim 2000
Caspary, Ralf: Alles Neuro? Was die Hirnforschung verspricht und nicht halten kann. Freiburg 2010
Crouch, Colin: Postdemokratie. Berlin 2004
Cunningham, Hugh: Die Geschichte des Kindes in der Neuzeit. Düsseldorf 2006
Demandt, Alexander (Hrsg.): Das Ende der Weltreiche. Hamburg 1997
Elias, Norbert: Zivilisierung der Eltern (1980). In: Elias, Norbert: Aufsätze und andere Schriften II. Berlin 2006
Elschenbroich, Donata: Weltwissen der Siebenjährigen: Wie Kinder die Welt entdecken können. München 2002
Fest, Joachim: Der zerstörte Traum. Vom Ende des utopischen Zeitalters. Berlin 1993
Frick, Jürg: Die Droge der Verwöhnung. Beispiele, Folgen, Alternativen. 4. Auflage, Bern 2011
Fricke, Christian: «Humor» in der Pädagogik. Wirkung und Stellenwert eines pädagogischen Mediums. Regensburg 2006
Furedi, Frank: Die
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