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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen
Autoren: Joe Abercrombie
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Hartbrot.«
    Der alte Krieger verzog das Gesicht. »Könntest du nicht wenigstens einen Pfeil auf die Sehne legen und zumindest so tun, als nähmest du uns ernst?«
    Sie deutete mit einer Kopfbewegung in die Dunkelheit. »Da hinten lauern noch ein paar Jungs, die durchaus bereit sind, dir einen Schaft durchs Gesicht zu zimmern, falls einer von euch uns schief anguckt. Gibt dir das ein besseres Gefühl?«
    Hartbrot verzog das Gesicht noch mehr. »Ja und nein«, brummte er, während seine Jungs die Lücken zwischen den Steinen anstarrten. Eine Drohung lastete plötzlich schwer in der Nacht. »Dann bist du wohl immer noch die Stellvertreterin von diesem schrägen Vogel hier?«
    Herrlich kratzte sich an der langen Narbe, die durch ihr kurzgeschorenes Haar verlief. »Hat sich nichts Besseres ergeben. Wir sind wahrscheinlich mittlerweile wie ein altes Ehepaar, bei dem im Bett schon seit Jahren nichts mehr läuft und das sich nur noch gegenseitig ankeift.«
    »Meine Frau und ich waren nie so, bis zum Tag, an dem sie starb.« Hartbrot tippte mit dem Finger gegen sein blankes Schwert. »Sie fehlt mir immer noch. Dachte mir schon in dem Augenblick, als ich dich sah, dass du Gesellschaft mitbringen würdest, Kropf. Aber da du mich noch immer mit offenem Mund anglotzt und ich noch immer atme, gehe ich mal davon aus, dass du uns die Chance geben möchtest, über alles zu reden.«
    »Dann hast du mich verdammt richtig eingeschätzt«, erwiderte Kropf. »Genau das ist mein Plan.«
    »Sind meine Wachposten noch am Leben?«
    Herrlich wandte den Kopf und pfiff auf ihre typische Weise, und Zehenspitzen-Scorry glitt hinter einem Stein hervor. Er hatte den Arm um einen Mann geschlungen, dessen Wange ein großes, rosafarbenes Feuermal zierte. Beinahe wirkten die beiden wie zwei alte Kumpels, wenn man von der Klinge absah, die Scorrys Hand mit der Spitze gegen Feuermals Kehle drückte.
    »Tut mir leid, Häuptling«, sagte der Gefangene an Hartbrot gewandt. »Hat mich überrumpelt.«
    »So was kommt vor.«
    Ein dürrer Bursche flog in den Kreis des Feuerscheins, als habe ihn jemand gestoßen, stolperte über die eigenen Füße und fiel mit einem leisen Aufschrei der Länge nach ins hohe Gras. Yon Fröhlich stieg aus der Dunkelheit hinter ihm, die Axt locker in einer Hand. Eine schwere Klinge schimmerte neben seinem Stiefel, und sein bärtiges Gesicht zeigte eine missmutige Miene.
    »Den Toten sei Dank.« Hartbrot deutete mit seinem Zweig auf den dürren Jungen, der sich gerade wieder aufrappelte. »Das ist der Sohn meiner Schwester. Hatte versprochen, ein Auge auf ihn zu haben. Wenn ihr den umgebracht hättet, wäre mir das bis ans Ende meiner Tage aufs Brot geschmiert worden.«
    »Er hat gepennt«, knurrte Yon. »Hast nicht gerade besonders gut Wache gehalten, was?«
    Hartbrot zuckte die Achseln. »Wir haben niemanden erwartet. Wenn’s zwei Dinge im Norden gibt, von denen wir zu viel haben, dann sind es Berge und Steine. Hätte nicht gedacht, dass ein Berg mit ein paar Steinen drauf ein besonders begehrenswertes Ziel abgäbe.«
    »Das ist er für mich auch nicht«, antwortete Kropf. »Aber der Schwarze Dow sagte, wir sollten hierher geh…«
    »Und wenn der Schwarze Dow etwas sagt …« Brack-i-Dayn sang die Worte beinahe, so wie die Bergmenschen es oft tun. Er trat in den breiten, grasbewachsenen Kreis, die tätowierte Seite seines flächigen Gesichts dem Feuer zugewandt, die andere Seite umlagert von Schatten.
    Rotkrähe wollte gleich wieder loslegen, doch Hartbrot legte ihm die Hand auf die Schulter. »Aber, aber. Du bist ja der reinste Springteufel.« Seine Augen glitten von Yon Fröhlichs Axt über Herrlichs Grinsen und Bracks Bauch bis zu dem Messer, das Scorry immer noch an die Kehle seines Gefangenen hielt. Er wog seine Chancen ab, genau, wie Kropf es auch getan hätte. »Ist Whirrun von Blei bei euch?«
    Kropf nickte langsam. »Ich weiß nicht, warum, aber er besteht darauf, mir zu folgen.«
    Als hätte er auf seinen Einsatz gewartet, drang nun Whirruns seltsamer Tal-Akzent aus der Dunkelheit. »Schoglig sagte … mein Schicksal würde mir offenbart … von einem Mann, der an einem Knochen würgt.« Die Stimme hallte von den Steinen wider und schien gleichzeitig von überall her zu kommen. Whirrun hatte fraglos ein Gespür für dramatische Auftritte. Echte Helden brauchten das. »Und Schoglig ist so alt wie diese Steine. Die Hölle verschmäht sie, sagen manche. Klingen können ihr Fleisch nicht durchdringen. Sie sah, wie die
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