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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen
Autoren: Joe Abercrombie
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Neuzugang des Dutzends war, weil er tatsächlich höchst beflissen herbeieilte. »Ja, Häuptling?«
    »Nimm das gesattelte Pferd und reite die Straße nach Jaaws hinunter. Ich weiß nicht genau, auf wessen Jungs du als Erstes treffen wirst – wahrscheinlich auf die von Eisenkopf, vielleicht aber auch auf Zehnwegs Männer. Sag ihnen, dass wir bei den Helden auf ein Dutzend des Hundsmanns gestoßen sind. Wahrscheinlich waren sie nur Kundschafter, aber …«
    »Nur Kundschafter.« Herrlich knabberte etwas Schorf von einem ihrer Knöchel und spuckte die Krümel von der Zungenspitze. »Die Unionisten sind meilenweit entfernt, haben sich geteilt und schwärmen aus, und sie versuchen, sich in gerader Linie aufzustellen – in einem Land, in dem es keine geraden Linien gibt.«
    »Höchstwahrscheinlich. Aber spring trotzdem aufs Pferd und gib die Nachricht weiter.«
    »Jetzt?« Drofd machte ein entsetztes Gesicht. »Im Dunkeln?«
    »Nein, im nächsten Sommer reicht’s auch noch«, fuhr ihn Herrlich barsch an. »Ja, jetzt, du Dummkopf, du musst doch nichts anderes tun, als der Straße zu folgen.«
    Drofd stieß einen Seufzer aus. »Heldenarbeit.«
    »Alles Kriegshandwerk ist Heldenarbeit, mein Junge«, erwiderte Kropf. Er hätte lieber jemand anderen geschickt, aber dann hätten sie bis zum frühen Morgen darüber gestritten, wieso nicht der Neue diese Aufgabe übernahm. Für manche Dinge gibt es nun mal einen festgelegten rechten Weg, und an den muss ein Mann sich halten.
    »Da hast du Recht, Häuptling. Dann sehen wir uns in ein paar Tagen, nehme ich an. Wahrscheinlich mit einem wunden Hintern.«
    »Wieso das?« Herrlich machte ein paar anzügliche Bewegungen mit den Hüften. »Ist Zehnweg ein ganz besonderer Freund von dir?« Das rief einige Lacher hervor. Ein tiefes Grollen von Brack, ein helles Kichern von Scorry, und selbst Yons missmutiges Gesicht hellte sich ein wenig auf, was bedeutete, dass er sich wirklich amüsierte.
    »Ha ha, wie lustig.« Damit verschwand Drofd in der Nacht, nahm sich das Pferd und machte sich auf den Weg.
    »Ich habe gehört, mit Hühnerfett geht er leichter rein!«, rief Herrlich ihm noch nach, und Whirruns gackerndes Gelächter hallte um die Helden und hinein ins leere Dunkel.
    Nun, da all die Aufregung vorüber war, fühlte Kropf sich ausgebrannt. Er ließ sich neben dem Feuer auf den Boden sinken, verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als er die Knie beugte, und fand einen Platz, auf dem die Erde noch warm war von Hartbrots Körper. Scorry hatte sich ihm gegenüber niedergelassen und schärfte sein Messer. Das Schaben des Metalls gab seinem leisen, hohen Gesang einen festen Rhythmus. Er sang von Skarling Ohnekapp, dem größten Helden des Nordens, der vor langer Zeit die Clans unter sich vereint hatte, um die Union aus dem Land zu vertreiben. Kropf hörte zu, kaute an der schmerzenden Haut um seine Fingernägel und dachte wieder darüber nach, dass er wirklich endgültig aussteigen sollte.
    Whirrun legte den Vater der Schwerter ab, kauerte sich auf den Boden und zog den alten Beutel hervor, in dem er seine Runensteine aufbewahrte. »Wir sollten vielleicht eine Lesung machen, oder?«
    »Muss das sein?«, brummte Yon.
    »Wieso? Hast du Angst vor dem, was dir die Zeichen künden könnten?«
    »Nur Angst, dass du einen Haufen Blödsinn von dir gibst und ich die halbe Nacht lang wach liege und versuche, einen Sinn darin zu erkennen.«
    »Ach was, wir werden sehen.« Whirrun schüttelte die Runensteine in seine gebogene Hand, spuckte darauf und warf sie dann neben dem Feuer aus.
    Kropf reckte unwillkürlich den Hals, um zu sehen, wie sie gefallen waren, obwohl er nicht mal für Geld etwas aus diesen blöden Dingern hätte herauslesen können. »Was sagen denn die Runen, Knacknuss?«
    »Die Runen sagen …« Whirrun sah die Steine an, als versuche er, etwas zu erkennen, das in sehr weiter Ferne lag. »Es wird Blut geben.«
    Herrlich schnaubte. »Das sagen sie immer.«
    »Joh.« Whirrun wickelte sich in seinen Mantel und schmiegte sich mit dem Gesicht an das Heft seines Schwerts wie an eine Geliebte, die Augen bereits geschlossen. »Aber in letzter Zeit haben sie noch öfter Recht als früher.«
    Kropf sah missmutig zu den Helden, die sie umstanden, vergessene Riesen, die stur etwas bewachten, wo es nichts zu bewachen gab. »So sind nun mal die Zeiten«, brummte er.

DER FRIEDENSSTIFTER
    E r stand am Fenster, eine Hand auf dem Stein, und seine Fingerspitzen trommelten, trommelten, trommelten. Ein
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