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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen
Autoren: Joe Abercrombie
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Welt geboren wurde, sagen manche, und sie wird sie auch sterben sehen. Auf eine solche Frau muss ein Mann hören, nicht wahr? So jedenfalls sagen manche.«
    Whirrun schlenderte durch die Lücke, die einer der fehlenden Heldensteine hinterlassen hatte, und trat in den Schein des Feuers, hochgewachsen und schlank, das Gesicht von seiner Kapuze beschattet, geduldig wie der Winter. Er trug den Vater der Schwerter über den Schultern wie ein Milchmädchen ihr Joch, die Arme über die scheidengeschützte Klinge gelegt, die langen Hände hinunterbaumelnd. Das matte, graue Metall des Hefts schimmerte. »Schoglig verriet mir die Stunde, den Ort und die Art meines Todes. Sie flüsterte es mir ins Ohr und ließ mich schwören, es niemandem zu verraten, denn Magie verliert all ihre Kraft, wenn man sie teilt. Und so kann ich euch nicht sagen, wann es geschehen wird, aber so viel verrate ich euch – nicht hier und nicht jetzt.« Einige Schritte vor dem Feuer hielt er inne. »Und was euch angeht, Jungs …« Whirruns Kapuze rutschte auf einer Seite ein wenig hinunter, so dass nur die Spitze seiner scharf geschnittenen Nase, der Umriss seines eckigen Kinns und sein dünner Mund zu sehen waren. »Schoglig hat mir nicht erzählt, wann eure Zeit gekommen ist.« Er rührte sich nicht. Das musste er auch nicht. Herrlich sah zu Kropf hinüber und verdrehte die Augen zum sternenübersäten Himmel.
    Aber im Gegensatz zu Whirruns Kameraden hatten Hartbrots Jungs diese Geschichte noch keine hundert Mal gehört. »Der Whirrun?«, raunte einer von ihnen seinem Nachbarn zu. »Knacknuss-Whirrun? Das ist er?«
    Der Mann neben ihm sagte nichts, nur sein Adamsapfel bewegte sich, als er schluckte.
    »Tja, bei meinem alten Arsch, aus dieser Klemme möchte ich mich lieber nicht herauskämpfen«, sagte Hartbrot in lockerem Tonfall. »Gäbe es vielleicht die Möglichkeit, dass ihr uns gehen lassen würdet?«
    »Ich würde sogar darauf bestehen«, sagte Kropf.
    »Wir können unsere Ausrüstung mitnehmen?«
    »Ich will dich nicht erniedrigen. Ich will nur deinen Berg.«
    »Oder vielmehr will ihn der Schwarze Dow.«
    »Ist eins wie das andere.«
    »Dann kannst du ihn gern haben.« Hartbrot stand langsam auf, verzog das Gesicht, als er die Beine streckte, und verfluchte innerlich sicherlich ebenfalls einige steife Gelenke. »Ist sowieso verdammt zugig hier oben. Da sitze ich doch lieber in einer Taverne in Osrung und strecke meine Füße ans Feuer.« Kropf musste zugeben, dass diese Vorstellung durchaus etwas für sich hatte, und er fragte sich, wer bei diesem Handel gerade den besseren Schnitt machte. Hartbrot schob gedankenverloren sein Schwert in die Scheide, während seine Jungs ihre Sachen packten. »Das ist ziemlich anständig von dir, Kropf. Du bist wirklich ein aufrechter Mann, genau, wie alle sagen. Schön, dass Männer, die auf verschiedenen Seiten stehen, noch über die Dinge reden können, inmitten dieser ganzen Wirren. Verdammt anständiges Verhalten … kommt ja immer mehr aus der Mode.«
    »So sind nun mal die Zeiten.« Kropf sah mit einer Kopfbewegung zu Scorry hinüber, der das Messer von Feuermals Kehle nahm, eine kleine Verbeugung andeutete und die offene Hand zum Feuer streckte. Feuermal machte einen Schritt beiseite, rieb sich die frisch rasierte Stelle an seinem stoppligen Hals und bückte sich, um eine Decke zusammenzurollen. Kropf hakte die Daumen in seinen Schwertgurt und ließ Hartbrots Truppe nicht aus den Augen, während sie den Abzug vorbereitete, nur für den Fall, dass einer der Jungs auf den Gedanken kam, den Helden spielen zu wollen.
    Rotkrähe war das vielleicht am ehesten zuzutrauen. Er hatte sich den Bogen über die Schulter geschlungen und stand nun mit finsterem Blick da, die Axt so fest in einer Hand, dass die Knöchel weiß hervortraten, und über dem anderen Arm den Schild, auf dem ein roter Vogel prangte. Er hatte Kropf zuvor schon gern erledigen wollen, und der Lauf der Ereignisse hatte nichts an diesem Wunsch geändert. »Ein paar alte Scheißer und eine verdammte Frau«, zischte er. »Und vor solchen Leuten ziehen wir kampflos den Schwanz ein?«
    »Nein, nein.« Hartbrot schwang sich den eigenen schartigen Schild auf den Rücken. »Ich ziehe den Schwanz ein, und die anderen Jungs auch. Du wirst bleiben und allein gegen Whirrun von Blei antreten.«
    »Was soll ich?« Rotkrähe warf Whirrun einen unruhigen Blick zu, und Whirrun blickte zurück. Jener Teil seines Gesichts, der zu sehen war, wirkte dabei so
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