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Helden

Helden

Titel: Helden
Autoren: Jutta Richter
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Wohnung«, höre ich Mama sagen.
    »Hat das auch deine Frau Trietsch gesagt?«
    »Nein, das hat Mia selbst zugegeben. Und wenn
du
den Mann nicht zur Rede stellst, dann tu ich es. Ich will nicht, dass sie von fremden Männern Geld annimmt, und schon gar nicht von solchen Subjekten. Im Übrigen ist Frau Fontana auch sehr besorgt ...« Mama spricht immer schneller. »Sie hat mich deshalb heute extra besucht. Sie hat beobachtet, dass die Kinder sich in Thiemanns Garage treffen. Gisbert, denk doch mal nach! Zwei kleine Mädchen mit diesem Felix, der ein Jahr älter ist. Stundenlang in der Garage! Da kann man doch eins und eins zusammenzählen! Was glaubst du denn, was die da machen?«
    »Wahrscheinlich Schatzkarten zeichnen«, brummt mein Vater. »Was weiß ich? Lass ihnen den Spaß. Wir haben das früher doch auch gemacht.«
    »Ich nicht«, sagt Mama. »Ich habe mit Puppen gespielt. Mit meinen besten Freundinnen. Mit Jungen hätten wir uns in dem Alter nie abgegeben! Warte mal eben.«
    Mit einem Ruck reißt Mama die Wohnzimmertür auf.
    »Hab ich’s doch gewusst! Was machst du hier? Warum bist du nicht im Bett?«
    »Ich muss mal«, stottere ich.
    »Dann geh!«, faucht sie wütend.

AUSSENDIENST
    Eigentlich war es gut, dass ein Gewitter aufzog. Gut für den Bahndamm und gut für uns.
    »Wapf macht ihr da draupfen?«, hatte Felix gerufen, als der erste Blitz genau über der Garage zuckte. Der Donnerschlag, der folgte, war so laut, dass weder Corinna noch ich antworten konnten. Minka versteckte sich fauchend hinter den Winterreifen, und Lukas Trietsch sprang auf.
    »Ich muss nach Hause«, sagte er. »Aber ich komme wieder. Verlasst euch drauf!«
    Kaum hatte er das Garagentor aufgestoßen, prasselte der Regen los. Es war so dunkel geworden, dass die Straßenlaternen angingen. Lukas rannte hinaus. Corinna und ich sahen ihm nach, aber schon nach ein paar Metern war er hinter einer Wasserwand verschwunden.
    Felix’ Lippe hatte aufgehört zu bluten. Sie war angeschwollen und oben etwas aufgeplatzt, doch die Wunde war klein.
    »An der Lippe blutet epf immer gampf doll«, meinte Felix. »Dapf ipf nicht gepfährlich. Kannft ruhig hingucken.«
    Aber ich guckte weg, und gleichzeitig bewunderte ich Corinna, weil ihr nie schlecht wurde, wenn sie Blut sah. Corinna wusste genau, was zu tun war, wenn Blut floss, und sie wusste auch genau, was sie einmal werden wollte.
    »Ärztin«, hatte sie gesagt, als Frau Trietsch gefragt hatte. »Am besten Unfallärztin!«
    »Da musst du dich in der Schule aber anstrengen.« Frau Trietsch hatte den Kopf geschüttelt und meiner Mutter einen Blick zugeworfen. »Ja, ja, das eine ist, was man will, das andere, was man kann. Unser Lukas wird ja später einmal die Fleischerei übernehmen. Ich sage immer, so eine Metzgerlehre ist etwas Grundsolides.«
    Der Regen trommelte auf das Teerpappedach der Garage. Wir hatten keine Chance, nach Hause zu laufen.
    »Meine Mutter denkt, ich wäre bei dir«, sagte Corinna.
    »Und meine denkt, ich wäre bei dir«, grinste ich.
    »Und meine schläft.«
    Felix versuchte, auch zu grinsen.
    »Also«, sagte Corinna. »Hiermit erkläre ich die Sitzung der Meisterdetektive für eröffnet. Mia und ich haben nämlich einen Beschluss gefasst ...«
    »Ohne mich könnt ihr gar nichts beschließen!«, sagte Felix.
    »Können wir wohl«, sagte ich. »wir haben beschlossen, dass wir dafür sind, Lukas Trietsch aufzunehmen.«
    »Nur über meine Leiche! Ihr tickt doch nicht sauber!«
    »Im Gegenteil. Wir haben nachgedacht«, sagte Corinna. »Wenn wir Lukas Trietsch nicht aufnehmen, wird er uns die ganze Zeit belauern. Wenn wir ihn nicht aufnehmen, haben wir keine ruhige Minute mehr. Ich schwöre, der kriegt was raus.«
    »Und wenn wir ihn aufnehmen, weiß er sowieso bald alles. Lukas Trietsch ist ein Verräter! Ein mieser kleiner Verräter!« Felix war wütend.
    »Mensch, Felix, hör doch mal zu. Wir können ihn einsetzen. Wir geben ihm eine Aufgabe, die ihn ablenkt ...«
    »... und von uns fernhält«, sagte Corinna. »Er kann doch Benno Brüning überwachen. Posten stehen. Dranbleiben. Verstehst du?«
    Felix zögerte. Felix kniff die Augen zusammen und dachte lange nach. Der Regen prasselte auf das Teerpappedach, ein Blitz zuckte, dann donnerte es wieder.
    »Außendienst, meint ihr? Wir lassen ihn Außendienst machen?«
    »Genau«, sagte ich. »Außendienst.«
    »Ja, Außendienst«, sagte Corinna. »Das ist eine super Idee, Felix.«
    Es war komisch, aber je öfter wir das Wort
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