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Helden

Helden

Titel: Helden
Autoren: Jutta Richter
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Außendienst sagten, desto mehr schien Felix zu glauben, dass das seine eigene Idee war.
    Felix Vorhelms Superspitzenidee.
    Genial, einfach genial! Lukas Trietsch macht den Außendienst und der Club der Meisterdetektive ist gerettet.
    »Am besten ist, dass der Fettklops ein funkelnagelneues Mountainbike mitbringt«, sagte Felix. »Dann haben wir nämlich ab jetzt ein Dienstfahrzeug, das ist ja wohl klar. Einer für alle, alle für einen!«

8
    Der kommt nicht zurück«, sagt Frau Trietsch. »Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede. Acht Monate auf Montage! Wo gibt’s denn so was? Wär schön, wenn Sie es passend hätten.«
    Mama sucht das Kleingeld im Portemonnaie. Frau Trietsch beugt sich über die Theke.
    »Acht Monate, verstehen Sie, Frau Besler. Erst hat sie gesagt, er käme Ostern zurück. Jetzt sagt sie, Ende September. Dabei könnten wir Thiemanns Garage so gut brauchen. Gerade jetzt, wo mein Mann den neuen Lieferwagen gekauft hat. Aber sobald ich sie darauf anspreche, schnappt sie zu wie eine Muschel. Das muss mein Mann entscheiden, Frau Trietsch, sagt sie. Ich kann ihn im Moment nicht erreichen, sagt sie. Die Verbindungen nach Bahrain wären so schlecht. Also, ich glaube ihr kein Wort. Und mal ehrlich, warum verkauft man denn das Auto, wenn der Mann zurückkommt? Sie sagt, sie braucht es nicht, die kurzen Strecken würde sie mit dem Fahrrad fahren, und das lange Stehen täte dem Wagen nicht gut, hätte ihr Mann gesagt. Ich sage Ihnen, sie braucht das Geld. Wahrscheinlich zahlt er nicht mal den Unterhalt fürs Kind. Und ich seh’s ja, sie kauft doch kaum noch Fleisch! Nicht mal am Wochenende. Die müssen jetzt jeden Cent zweimal umdrehen. Als Friseurin verdient man ja kaum was. Aber das Kind tut mir wirklich leid. Sie heißt Corinna, nicht wahr?«
    Mama legt den Finger auf den Mund und nickt in meine Richtung.
    »Dann wünsche ich Ihnen noch ein schönes Wochenende, Frau Besler, und grüßen Sie ihren Mann.«
    »Danke, gleichfalls«, sagt Mama und zieht mich aus dem Laden.
    »Stimmt das?«, frage ich draußen.
    »Stimmt was?«, fragt Mama zurück.
    »Das, was Frau Trietsch sagt. Mit Corinnas Vater.«
    »Blödsinn«, sagt Mama. »Du kennst doch Frau Trietsch. Die macht aus jeder Mücke einen Elefanten. Und außerdem war das gar nicht für deine Ohren bestimmt.«

TRÄUME
    Natürlich wussten wir alle, dass Corinnas Vater im Ausland arbeitete.
    Sie hatte ein Foto von ihm aufs Federmäppchen geklebt. Da stand er in der Wüste, ein großer braungebrannter Mann mit lachenden Augen und einer Baseballkappe auf dem Kopf, und im Hintergrund konnte man dicke Rohre und Bohrtürme sehen. Corinna hatte erzählt, dass ihr Vater Ingenieur war und dass er ein »Schweinegeld« in der Wüste verdienen würde.
    »Ein Schweinegeld«, hatte sie gesagt. »Je länger er dort bleibt, umso mehr verdient er. Deshalb kann er auch nicht jedes Mal zu meinem Geburtstag kommen.«
    »Aber du hast doch nur ein Mal im Jahr Geburtstag.«
    »Trotzdem.«
    »Gibt es da Skorpione?«, hatte Felix gefragt.
    »Jede Menge.«
    »Und schwarze Mambas?«
    »Auf jeden Fall«, hatte Corinna gesagt.
    Felix war beeindruckt.
    »Die schwarze Mamba ist der Porsche unter den Schlangen«, erklärte er. »Die schwarze Mamba wird bis zu vierundzwanzig Stundenkilometer schnell. So schnell kann kein Mensch rennen. Selbst mit dem Mountainbike hätte man keine Chance gegen sie.«
    Es ärgerte mich, dass Felix so beeindruckt war.
    »Also, ich hätte Angst, wenn mein Papa in so einem gefährlichen Land wäre.«
    »Blödsinn«, hatte Corinna gesagt. »Mein Vater passt schon auf.«
    Die Sache mit dem »Schweinegeld« war mir lange nicht aus dem Kopf gegangen.
    Ich hatte Corinna sogar heimlich um ihren Wüstenvater beneidet. So einen Vater hatte ich mir immer gewünscht. So einen Vater mit einer Baseballkappe, der mit schwarzen Mambas und Skorpionen fertig wurde, der ganze Ölfabriken baute und ein Schweinegeld damit verdiente.
    Wenn mein Vater eine Baseballkappe aufsetzte, sah das peinlich aus, und ich war froh, dass er seine Schirmmütze nur im Urlaub trug, am Sandstrand, ganz weit weg, wo uns keiner kannte.
    Ich hatte Corinna gefragt, was ihr Vater mit dem Schweinegeld machen würde, wenn er wieder zu Hause war.
    »Sachen kaufen natürlich«, hatte sie geantwortet. »Und ein Haus bauen und hier wegziehen, und ein Pferd bekomme ich auch ... vielleicht sogar zwei Pferde. Dann kannst du mich mal besuchen, und wir reiten zusammen.«
    Abends im Dunkeln hatte ich mir
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