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Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)

Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)

Titel: Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
Autoren: Rick Riordan
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ihn nicht mal wegstieß.
    Ich hatte das Gefühl, dass mich der Regen in einen Eisblock verwandelt hatte. Moms Tod war immer ein Tabuthema gewesen. Ich wusste, dass sie bei einem Unfall in London gestorben war, und ich wusste, dass meine Großeltern Dad die Schuld dafür gaben. Aber kein Mensch hatte uns je die Einzelheiten erzählt. Ich hatte es aufgegeben, meinen Vater danach zu fragen, zum einen, weil es ihn so traurig machte, zum anderen, weil er sich strikt weigerte, irgendetwas preiszugeben. »Wenn du älter bist« war alles, was er sagte, und es war die frustrierendste Antwort überhaupt.
    »Heißt das, dass sie hier gestorben ist?«, fragte ich. »An Cleopatra’s Needle? Was ist passiert?«
    Er senkte den Kopf.
    »Dad!«, protestierte Sadie. »Ich geh hier jeden Tag vorbei und jetzt erfahre ich, dass ich davon – die ganze Zeit – nichts gewusst habe?«
    »Hast du deine Katze noch?«, fragte Dad, eine reichlich dämliche Frage, wie ich fand.
    »Klar hab ich die Katze noch!«, erwiderte sie. »Was hat das denn damit zu tun?«
    »Und dein Amulett?«
    Sadie griff sich an den Hals. Als wir klein waren, kurz bevor Sadie zu unseren Großeltern kam, hatte Dad uns beiden ägyptische Amulette geschenkt. Meines war ein Horusauge, ein beliebtes Schutzsymbol im Alten Ägypten.

    Wie dem auch sei, ich trug mein Amulett jedenfalls immer unter dem Hemd, aber ich hatte angenommen, Sadie hätte ihres längst verloren oder weggeworfen.
    Zu meiner Überraschung nickte sie. »Sicher, Dad, aber lenk jetzt nicht vom Thema ab. Gran redet ständig darüber, dass du an Moms Tod schuld bist. Das stimmt nicht, oder?«
    Wir warteten. Ausnahmsweise wollten Sadie und ich genau dasselbe – wir wollten die Wahrheit wissen.
    »Als eure Mutter starb«, fing mein Vater an, »hier an Cleopatra’s Needle –«
    Plötzlich erleuchtete ein Blitz die Uferpromenade. Ich drehte mich halb geblendet um und für einen kurzen Moment sah ich zwei Gestalten, einen großen blassen Mann mit einem Gabelbart und cremefarbenem Gewand und ein kupferhäutiges Mädchen in dunkelblauem Gewand und Kopftuch – Kleidungsstücke, die ich in Ägypten schon hundertmal gesehen hatte. Keine zehn Meter entfernt standen sie dort einfach nebeneinander und beobachteten uns. Dann verblasste das Licht. Die Gestalten verschwammen zu einem undeutlichen Nachbild. Als sich meine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, waren sie verschwunden.
    »Äh …«, sagte Sadie nervös. »Habt ihr das gerade gesehen?«
    »Steigt ein«, befahl mein Vater und drängte uns zum Taxi. »Wir sind spät dran.«
    Von diesem Moment an gab mein Vater keinen Ton mehr von sich.
    »Hier können wir nicht reden«, stellte er fest und warf einen Blick nach hinten. Er hatte dem Taxifahrer zehn Pfund extra versprochen, wenn er uns in weniger als fünf Minuten zum Museum brachte, und der Fahrer gab sein Bestes.
    »Dad«, begann ich, »diese Leute am Fluss –«
    »Und der andere Typ, Amos«, fügte Sadie hinzu. »Sind die von der ägyptischen Polizei oder so was?«
    »Passt auf, ihr beiden«, sagte mein Dad. »Heute Abend brauche ich eure Hilfe. Ich weiß, es ist viel verlangt, aber ihr müsst Geduld haben. Ich verspreche, dass ich euch alles erklären werde, sobald wir im Museum sind. Ich bringe alles wieder in Ordnung.«
    »Was meinst du damit?«, beharrte Sadie. »Was willst du in Ordnung bringen?«
    Dads Gesichtsausdruck war mehr als traurig. Er sah fast schuldbewusst aus. Mit einem Frösteln dachte ich an das, was Sadie gesagt hatte: dass unsere Großeltern ihm die Schuld an Moms Tod gaben. Das konnte nicht das sein, wovon er da redete, oder?
    Der Taxifahrer bog in die Great Russell Street ein und hielt mit quietschenden Reifen vor dem Haupteingang des Museums.
    »Lauft einfach hinter mir her«, befahl uns Dad. »Wenn wir den Leiter der Sammlung treffen, benehmt euch ganz normal.«
    Sadie benahm sich ja eigentlich nie normal, aber ich beschloss, lieber den Mund zu halten. Wir kletterten aus dem Taxi. Während Dad dem Fahrer ein dickes Bündel Geldscheine in die Hand drückte, kümmerte ich mich um das Gepäck. Dann machte Dad etwas Seltsames. Er warf eine Handvoll kleiner Gegenstände auf den Rücksitz – sie sahen wie Steine aus, aber es war zu dunkel, um etwas zu erkennen. »Fahren Sie weiter«, befahl er dem Taxifahrer. »Nach Chelsea, bitte.«
    Das ergab keinen Sinn, schließlich saßen wir gar nicht mehr im Taxi, aber der Fahrer raste davon. Ich sah zu Dad, dann wieder auf das
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