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Held zum Verlieben

Held zum Verlieben

Titel: Held zum Verlieben
Autoren: S Sala
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Ich war mit Daddys altem Wagen in die Stadt gefahren und machte mich nach dem Film auf den Heimweg.“ Sie hatte kurz Schwierigkeiten mit der Panik, die durch die Erinnerung hervorgerufen wurde, fertig zu werden. „Ich hatte einen Platten“, murmelte sie. „Wie oft habe ich mich schon gefragt, wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wenn ich nicht diesen verdammten idiotischen Platten gehabt hätte.“ Sie fiel kurz in sich zusammen und streckte sich dann jedoch wieder. „Wie dem auch sei. Ich hatte also einen Platten und keinen Ersatzreifen. Wir lebten damals auf dem Land, draußen auf dem alten Hamish-Grundstück. Ich war nicht mehr als eine Meile von zu Hause entfernt und beschloss, zu Fuß weiterzugehen. Es war eine schöne Nacht, der Mond schien und es wehte ein laues Lüftchen. Der Spaziergang machte mir Freude. Und dann kam ein Wagen.“
    Ihre Hände ballten sich zu Fäusten zusammen. „Es war Vico, total betrunken. Er fuhr im Zickzack. Ich sprang in den Graben, weil ich Angst hatte, dass er mich überfahren würde.“ Ihr Gesicht verzerrte sich verbittert. „Rückblickend würde ich sagen, dass das vorzuziehen gewesen wäre.“
    Sie atmete ein paar Mal tief durch. „Er hielt an und bot mir an, mich mitzunehmen. Ich lehnte ab und sagte ihm, ich wolle nicht mit jemandem fahren, der betrunken sei. Meine Weigerung machte ihn schrecklich wütend. Er stieg aus und kam auf mich zu, brüllte mich an, dass ich mich wohl für jemand Besseren hielte, dass mir die Jungs in Call City nicht gut genug wären. Ich wartete eigentlich nur darauf, dass er umkippen würde, weil er so betrunken war, aber das tat er nicht. Leider. Ich lief weg, aber er holte mich ein.“
    Als sie aufsah, waren ihre Augen ebenso ausdruckslos wie ihre Stimme. Und das war viel entsetzlicher, als wenn sie hysterisch geworden wäre.
    „Er hat mir den Kiefer und zwei Rippen gebrochen. Er hat mich in dem Flüsschen in dreißig Zentimeter hohem Wasser vergewaltigt und mich zurückgelassen in der Annahme, dass ich tot sei. Mein Daddy machte sich gegen drei Uhr morgens auf die Suche nach mir. Zuerst fand er den Wagen. Er sagte mir, dass ich aus dem Wald gestolpert kam, voller Blut und unter Schock. Ich erinnere mich nicht mehr daran.“ Sie beugte sich vor und durchbohrte Shuler mit einem fürchterlich intensiven Blick. „Das Letzte, woran ich mich erinnerte, war sein Gesicht und die brennenden Schmerzen in meinem Schoß, als er brutal in mich eindrang.“
    Betty Shuler wurde ohnmächtig. Victor war so schockiert von dem, was gesagt worden war, dass er nur noch apathisch dasaß und zusah, wie seine Frau zu Boden rutschte. Eigenartigerweise war es Judith, die Hilfe bot.
    „Ich glaube, ich habe Riechsalz im Drugstore. Soll ich es holen?“
    Wade seufzte. „Nein, Ma’am. Ich glaube, wir haben welches im Erste-Hilfe-Kasten.“ Er sah Jack an. „Bleibst du hier, während ich nachsehe?“
    Jack nickte.
    Victor schüttelte ständig den Kopf, als wolle er nicht akzeptieren, was sie berichtet hatte. „Warum hast du nie etwas gesagt?“, fragte er.
    „Oh, das habe ich“, erklärte sie. „Ich habe es Daddy erzählt und ich habe Gerechtigkeit erwartet.“
    Victor sah sie verwirrt an. „Ich verstehe nicht.“
    „Daddy ist nicht zur Polizei gegangen. Er ging zu deinem Vater. Zwei Wochen später waren die Hypotheken auf unser Haus und Daddys Geschäft beglichen und wir hatten einen neuen Wagen.“
    Victor wurde hässlich rot. „Willst du behaupten, dass mein Vater deinen Vater dafür bezahlt hat, den Mund zu halten?“
    „Du bist hier der Banker, Victor. Zähl du doch eins und eins zusammen.“
    Jack war ganz elend zumute. „Deswegen sind Sie wohl auch zu Hause unterrichtet worden bis zu Ihrer Graduierung.“
    Sie nickte. „Ich schaffte es gerade noch, die Abschlussfeier zu überstehen. Ich konnte es lange Zeit nicht ertragen, unter Menschen zu sein.“
    „Warum haben Ihre Eltern Sie seinerzeit nicht eine Therapie machen lassen?“
    Sie lächelte verbittert. „Therapien waren damals was für Verrückte. Und mit mir war ja alles in Ordnung. Ich … ich war doch nur vergewaltigt worden.“
    Inzwischen war Wade zurückgekommen. „Jack, hilf mir, Betty auf das Sofa zu legen.“
    Als Betty auf dem Sofa lag, hielt ihr Wade das Riechsalz unter die Nase, und sie kam fast sofort wieder zu sich und fing an zu weinen.
    „Betty, es tut mir leid“, sagte Victor. „Du musst wissen, dass ich noch ein Junge war. Ich weiß nicht, was …“
    „Halt den Mund,
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