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Held Rama

Held Rama

Titel: Held Rama
Autoren: Alois Essigmann
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ich um dich gelitten und gestritten habe. Die Weite nicht und nicht die Welle konnt' uns trennen! Und lag ein Abgrund zwischen uns, so hab' ich ihn mit Feindesleichen ausgefüllt! Und hat der Dämon dich gehalten, so gab dich mir der Liebesgott in jedem Atem tausendmal! –
    Nun stehst du nah, und ferner bist du mir als je: Weib, eines fremden Mannes Kraft hat dich an sich gerissen – du bist nicht mehr die Meine!«
    »Rama!« schrie Sita entsetzt, »o mein Gatte!«
    »Ich bin dein Gatte nicht!« sprach Rama kopfschüttelnd. »Hier liegt er, der dich in sein Frauenhaus geschleppt hat –«
    »Rama!« schrie die Gequälte wieder, »o Rama, könnt' ich gegen rauhe Gewalt kämpfen? – Und doch bin ich so rein, wie ich von deiner Seite ward gerissen! – Nie hat mein Herz einem anderen geschlagen als dir, Herr und Gebieter, nie mein Blut einem anderen gewallt, nie mein Sinn eines anderen gedacht, Geliebter!«
    »Schweig'! Du sollst mich nicht wieder berücken!« sprach Rama düster. »Ravanas Gewalttat steht zwischen uns wie eine Wand von Flammen!«
    »So will ich durch das Feuer zu dir gehen, Herr!« sprach Sita weinend.
    Dann wandle sie sich zu den Kriegern des Affenheeres: »Schichtet mir Holz zu einem Scheiterhaufen!
    Rein bin ich vor mir und den Göttern, rein will ich vor meinem Gatten stehen!«
    Während einige Affen den Holzstoß schichteten, wand die Unglückliche ihr Haar zur Trauerflechte und warf ihren Schmuck unter die Krieger.
    Als das Feuer emporloderte, schrie sie: »Agni, verzehre, was an mir unrein ist!« und sprang in die Flammen.
    »Sita!« schrie Rama entsetzt.
    Da öffnete sich der Himmel, und die Götter mit den sieben Heiligen der Urzeit schwebten zur Erde hernieder. Sie scharten sich um den bebenden Helden und sangen, ihm die Hände reichend:
     
    »Dreigespaltner –
    Der die Welt errichtet,
    Sie erhaltet und vernichtet –
    Dreigeeinter! – Sei gegrüßt!«
     
    »Bin ich nicht Dascharathas Sohn?« fragte Rama wie im Traume. »Wer bin ich, dass ihr so mich ehrt?« Da klang es aus dem Munde des Schicksalslenkers:
     
    »Du bist, o Herr, vor Anfang und nach Ende,
    Weil ohne Anfang du und Ende bist!
    Du bist das All und Nichts der Weltenwende,
    Der Ewige, der aus sich selber ist!
    Dein Zorn ist Feuer und dein Odem Leben,
    Dein Aug' des Tages Licht, sein Lid die Nacht,
    Dein Herz ist Weisheit! Deine Lippen geben
    Der holden wie der stolzen Rede Macht!
    Das tiefste Denken kann dich nicht ergründen,
    Der höchste Rausch nur betend vor dir knien!
    Du sprichst aus Wasser, Feuer, Erd' und Winden
    Und rollst aus dir als Rad des Schicksals hin.
    Dreiheit und einer nur, Einheit der Drei!
    Du kamst als Menschensohn zu deiner Erde;
    Du hast gelitten bis zum Todesschrei,
    Auf dass die Welt erlöst vom Übel werde.
    Heil Rama-Wischnu, Kämpfer, Sieger, Gott!
    Die Welt ist frei und dankt die Freiheit dir.
    Dich preist sie als Besieger ihrer Not,
    Solange Stimm' und Atem noch in ihr!«
     
    Hochaufgerichtet stand Rama unter den Himmlischen. Da sprang Agni, der Gott des Feuers, aus den Flammen des Scheiterhaufens und trug die unversehrte Sita auf seinen Armen. Demütig sich neigend, legte er sie an den Hals ihres Gatten.
    »Nimm hin, o Herr!« sprach er, »sie ist rein! Sita ist Lakschmi, der Schönheit Göttin, wie du, Rama, Wischnu bist, der Ewige, der Gatte der Schönheit!« Freudig schloss Rama die Wiedererstandene in seine Arme.
    »Ich wusste, dass der Reiniger sie ohne Fehl finden werde!« sprach er dann, »doch andere konnten es nicht wissen wollen!«
    Die Götter jubelten dem Gottmenschen zu, und nachdem Indra die gefallenen Affen mit Amrita wieder ins Leben gerufen hatte, kehrten sie zu ihren Himmelssitzen zurück.
    Rama bestieg mit Sita den Wolkenwagen Ravanas und verließ nach freundlichem Abschied von seinen tapferen und treuen Bundesgenossen die Insel. Er fuhr gegen Ajodhia, denn die Zeit seiner Verbannung war nun verstrichen.
    Vibhischana übernahm die Herrschaft in Lanka, und die Affen zogen sich auf ihrer Brücke zurück, hoben die Berggipfel aus ihrem nassen Bett und setzten sie wieder an ihre alten Plätze.

Das Lied vom Helden Rama und sein Ausgang
    Der getreue Hanumat war dem Wolkenwagen auf Flügeln des Sturmes vorausgeeilt, und so empfing Ajodhia seinen siegreichen Herrscher mit jubelnden Festen. Bharata geleitete den lange vermissten Bruder an den Thron, vor welchem noch immer seine Schuhe als Sinnbild der Herrschergewalt standen. Rama trat auf das Tigerfell, der greise Wasischta
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