Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Held Rama

Held Rama

Titel: Held Rama
Autoren: Alois Essigmann
Vom Netzwerk:
Ajodhia zu führen, auf dass sie beim Opfer sein Lied vom Helden Rama sängen.
    Sita begleitete schweigend die Söhne: Sie war so sehr in ihre Trauer versunken, dass sie nicht ahnte, wohin die Fahrt ging.
    Rama lebte ein Leben voll schweigendem Ernst, seitdem er zwischen Pflicht und Liebe hatte wählen müssen. Wohl hatte die Pflicht in dem Herrscher gesiegt und hielt ihn mit ehernen Banden, aber die wenigen Stunden, die er ihr entreißen konnte, waren in liebendem Gedenken der unschuldig Verbannten geweiht.
    Als die Priester ein Roßopfer forderten, um des Königs endlosen Schmerz zu lindern, ließ Rama es in aller Feierlichkeit rüsten und lud, der Sitte gemäß, alle Brahmanen des Reiches an den Hof.
    So war Valmiki mit seinen Schülern nach Ajodhia gekommen und hatte eines der vielen, für die ehrwürdigen Gäste errichteten Häuschen auf dem Festplatz bezogen.
    Das Opfer nahm einen würdigen Verlauf.
    Allenthalben rauchten die Feuer, sangen die Priester und dufteten die Gaben auf den Altären.
    Kuscha und Lava, deren Ruf schon durch die vielen Gäste aus den Einsiedlerwäldern an den Hof gebracht worden war, wurden nun vor den König geführt, um Valmikis Lied vom Helden Rama zu singen.
    Der König starrte mit weitgeöffneten Augen auf die schönen Jünglinge, und wehes Ahnen schlich durch sein müdes Herz.
    Die Barden sangen ihr Lied vor dem Helden desselben mit einer Innigkeit und Reinheit, die selbst den Dichter überraschte. Rama rief die Sänger zu sich und umarmte sie mit heißen Küssen.
    Als er sie stockend um ihre Herkunft befragte, gestanden die Jünglinge, dass sie nicht wüssten, welches Stammes sie wären. Sie sprachen aber mit so viel Liebe und Ehrfurcht von ihrer trauernden Mutter, dass der König bat, sie vor ihn zu führen.
    Valmiki holte die Gramversunkene aus ihrer gastlichen Wohnung.
    Als Sita vor dem Throne die Augen aufschlug, sah sie in das schmerzgefurchte Antlitz ihres Gatten.
    »Du bist es, Rama, der mich rufen lässt?« sprach sie ruhig, denn der jahrelang glosende Kummer hatte all ihr Empfinden verbrannt. »Du bist es?«
    »Sita!« schrie Rama auf in steilem Schmerz, »Sita!«
    »Ich wusste nicht, wohin die Fahrt ging, sonst hätt' ich dir den Anblick der Geschmähten erspart. Meinen Söhnen folgte ich, Rama, und den deinen!« sprach Sita ernst.
    »So sind sie's? oh, ich ahnte es!« rief Rama aus.
    Dann fasste er der Gattin Hand und sprach:
    »O Sita! hier vor allem Volke reinige dich durch einen heiligen Eid von jener schnöden Verleumdung, und neues Glück wird uns aus alter Liebe erblühen!«
    »Es ist zu spät, Herr!« sprach Sita, ihre Hand aus der des Gatten lösend. »Alles starb in mir, nichts kann dort wieder blühen! – Doch dich und mich will ich von jedem Makel befreien!« fuhr sie lebhafter fort: »Höre mich, Mutter Erde, die du ein Hort des Friedens bist! Nimm mich in deinen Schoß, wenn ich rein bin vor dir und mir, und wirf mich aus wie Schlamm, wenn meine Liebe je einem anderen galt als Rama, meinem Gatten. – Heilige Erde, zeuge für mich, wie es das Feuer tat!«
    Da spaltete sich der Grund vor Sitas Füßen, und die Göttin Erde, auf goldenem Throne sitzend, stieg empor. Liebevoll nahm sie die Lächelnde in ihre Arme und versank schweigend mit ihr.
    »Gnade, Göttin, Gnade!« schrie Rama verzweifelnd.
    »Ich ende euer Leid, Erhabener!« scholl es noch aus der Tiefe, und der Boden schloss sich für immer über Ramas irdischem Glück.
    Wie von der Streitaxt getroffen, schwankte der edle Dulder, doch Kuscha und Lava sprangen hinzu und stützten den Vater voll ehrfürchtiger Liebe.
    Das Opfer ward vollendet, und nachdem reiche Gaben an Priester und Volk verteilt worden waren, eilte der König zwischen seinen edlen Söhnen nach Hause.
    ----------
    Last und Leid, dem Menschensohn von seiner Pflicht aufgebürdet, schienen ihn schier zu erdrücken; Rama flehte den Himmel um Erlösung an!
    Da kam Yama, der schweigsame Völkerversammler, in das Haus des Gramgebeugten und lud ihn in seine friedliche Wohnung.
    Lakschmana, der die Unterredung seines Bruders mit dem Todesgott störte, fiel in die Schlinge des Unerbittlichen. Rama feierte dem Vielgetreuen ein würdiges Totenfest und beweinte den Bruder, der Glück und Elend mit ihm geteilt hatte, gar schmerzlich.
    Bharala sowohl als auch Schatrugna weigerten sich, die Herrschaft von dem müden Bruder zu übernehmen. Da rief Rama seine Söhne Kuscha und Lava vor sich. Ihr Ruhm als Sänger hatte sich weit über die Grenzen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher