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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld
Autoren: Will Berthold
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eigentlich bei uns anfangen, Fräulein Littmann?«
    »In fünf Wochen, wenn ich auf meinen Urlaub verzichte.«
    »Und das würden Sie tun?« fragte Nareike und spürte, wie sich die Haut auf seinem Rücken spannte. So war es immer gewesen, wenn das unterschwellige Spiel eingesetzt hatte, aus dem er eigentlich seit vielen Jahren heraus war. Aber Radfahren würde man nicht verlernen, sagte er sich, so lange man in der Lage wäre, stramm in die Pedale zu treten. Er nahm an, daß dieses Mädchen als Sekretärin perfekt und als Frau schwierig wäre. Vielleicht naturherb bis bitterzart, vermutlich geschockt durch unsachgemäße Behandlung. Einen Moment lang zürnte er Männern, die nicht wußten, wie man geeiste Blondinen flambiert, dann war er froh, daß wenigstens er das Rezept noch kannte.
    »Gut«, erwiderte Sabine. »Ich wäre bereit, falls Sie sich für mich …«
    Nareike ließ den Personalchef kommen, einen untersetzten, servil wirkenden Mann mit Stirnglatze und zackiger Aussprache: »Herrn Brill kennen Sie ja schon«, sagte der Geschäftsführer und nickte seinem Mitarbeiter zu. »Ich habe mich für Fräulein Littmann entschieden.« Er lächelte süffisant: »Hoffentlich verdächtigen Sie mich nicht, Herr Brill, daß ich hier eine schlesische Mafia gründen …«
    »Ich werde mich hüten, Herr Nareike«, erwiderte er beflissen. »Wenn ich bemerken darf«, setzte er mit einem ranzigen Lächeln hinzu: »Auch ich hätte mich für Fräulein Littmann entschieden.«
    »Wie schön«, entgegnete der Manager, als interessiere es ihn tatsächlich, ob seine Mitarbeiter seine Meinung teilten. »Wann ist das Apartment frei?«
    »Jetzt schon beziehbar«, antwortete Brill.
    »Erster Februar«, wandte sich Nareike geschäftsmäßig an Sabine. »Wenn Sie wollen, können Sie natürlich auch schon früher einziehen.«
    »Vielleicht ein paar Tage«, erwiderte Sabine.
    »Sechs Monate Probezeit«, stellte Nareike formell fest: »Bei Ihnen sicher nur eine Formsache. Aber Ausnahmen läßt unser Personalchef nicht zu.«
    »Einverstanden«, entgegnete sie.
    »Bei der endgültigen Übernahme würden sich Ihre Bezüge aufbessern«, versprach Nareike. »Notieren Sie sich das bitte, Herr Brill, und erinnern Sie mich zur gegebenen Zeit.«
    »Selbstverständlich, Herr Nareike.« Erwin Brill nahm die Gelegenheit wahr, dem Spitzenmann des Hauses seine Tüchtigkeit vorzuführen. »Wenn Sie in fünf Minuten bei mir vorbeikommen wollten, Fräulein Littmann, könnten Sie die Anstellungsvereinbarung gleich einsehen, gegenzeichnen und auch den Mietvertrag schon mitnehmen.«
    Nareike wartete, bis Brill das Büro verlassen hatte, lächelte und schüttelte belustigt den Kopf. »Der platzt uns eines Tages noch vor Wichtigkeit«, bemerkte er und wandte sich dann wieder der Besucherin zu: »Tja, dann wäre ja wohl alles klar zwischen uns. Irgendwelche Fragen noch?«
    »Könnte mich meine Vorgängerin eventuell kurz einweisen?«
    »Das ist nun wirklich nicht nötig«, erwiderte Nareike großartig. »Das erledige ich selbst.« Er setzte ein wenig gewaltsam das ausgewachsene Lächeln des großen Jungen auf: »Und am Anfang bin ich immer sehr geduldig.« Er lachte trocken. »Diskretion bringen Sie mit, wie ich hoffe. Im übrigen werden Sie von niemanden hier Weisungen entgegennehmen, außer von mir.« Er trat ans Fenster: »Sieht nach weißer Weihnacht aus«, sagte er und drehte sich zu Sabine um: »Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihre zweitwichtigste Aufgabe.« Vor der Bücherwand blieb er stehen und drückte auf einen Knopf. Mit leichtem Surren wich die Wand nach beiden Seiten zurück und gab eine imposante Bar frei mit Gläsern, Cocktailgarnitur, Kühlschrank und Spülbecken. Nareike fuhr einladend mit der Hand an Whisky, Wodka, Genever, Cognac, Calvados, Grappa, Aquavit, Metaxa und anderen Schnäpsen entlang, sauber aufgestellt wie in Linie zu einem Glied: »Die vereinigten Flaschen von Europa«, sagte er lachend. »Was nehmen Sie?«
    »Danke, nichts«, erwiderte Sabine, sie spürte seinen Unmut und korrigierte sich: »Vielleicht einen ganz kleinen Cognac, Herr Direktor.«
    Nareike schenkte zwei mittlere ein, reichte ein Glas der Besucherin: »Alsdann – auf gute Zusammenarbeit.«
    »Danke bestens«, entgegnete Sabine, nippte höflich und setzte das Glas sofort wieder ab. »Ich hoffe sehr, daß ich Sie nicht enttäuschen werde.«
    »Ich auch«, entgegnete Nareike ernsthaft, obwohl er einen Schuß Ironie herausgehört hatte. Er nickte ihr zu, trank aus, sah
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