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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen
Autoren: Glen Cook
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Ich warf einen Blick auf die Haustür. Es gab sie nicht mehr. Konnte ich dem Toten Mann soweit trauen, daß er wach blieb, während ich mich ausruhte?
    Er versicherte mir, daß ich ihm vertrauen konnte. Mitten in seiner rührseligen Geschichte, in der unsere wunderschöne junge Heldin alle Hindernisse überwand und wieder mit ihrem Vater vereint wurde.
    »Klar, Komiker. Wir alle haben gesehen, daß sie kaum erwarten konnte, wieder mit ihm vereint zu werden.«
    Ich vermutete, daß sie ihn nach spätestens zwei Tagen satt hatte. Sie wußte ja bereits genug über ihn, damit sie ihn sich bis auf heute abend vom Hals gehalten hatte. Vielleicht würde sie auch nie wieder etwas von ihm wollen, wenn sie das Loch sah, in dem er hauste.
    Der Tote Mann redete weiter, aber ich blieb stur. Ich schloß ihn aus. Ihn und alles andere und ging ins Bett. Während der paar Sekunden, die es dauerte, bis ich einschlief, gab ich mich den nostalgischen Erinnerungen hin, wie es früher gewesen war, als ich allein wohnte und manchmal machen konnte, was ich wollte.
     

 
60. Kapitel
     
    Dean öffnete die neue Tür. Sein Arm war doch nicht gebrochen gewesen, und unsere Katastrophe war für einen Arbeitssüchtigen wie ihn wie geschaffen. Er hatte die Handwerker geholt und trieb sie in den Wahnsinn, sobald die Sonne aufging. Wenn ich bei dem ganzen Lärm nicht mehr schlafen konnte, stand ich auf und ging aus. Ich befolgte den Rat des Toten Mannes, die Aktionen von Block und seinen Jungs zu kontrollieren.
    »Sie haben sie in die Zellen gesteckt«, berichtete ich nach meiner Rückkehr dem Toten Mann, »solange sie noch bewußtlos waren. Dann haben sie die Türen zugemauert. Die Zellen haben keine Fenster. Es gibt ein Loch in der Tür, durch das sie Essen schieben können.«
    Das genügt vielleicht. Aber ein Abwasserkanal...
    Ich unterbrach ihn selbstzufrieden. »Darum hat man sich auch gekümmert, Witzbold. Alles im Griff. Ich habe sogar die Nummer mit dem Strick rausgekriegt.«
    Die was?
    »Die Nummer mit dem Strick. Alle unsere Übeltäter trugen einen als Gürtel. Und dann ist Kormoran mit einem zerrissenen Strick um die Hüften bei Hullar aufgetaucht. Der Kerl, der unser Haus auseinandergenommen hat, trug was, das wie der fehlende Teil von Kormorans Seil aussah. Da wußte ich, was vorging. Dieser Strick überträgt den Fluch.«
    Das hast du bisher nicht erwähnt.
    Ich kicherte. »Ich habe ein bißchen geschummelt, damit mir nicht der ganze Ruhm gestohlen wird.«
    Welcher Ruhm? Für dich bleibt sowieso keiner übrig. Der Öffentlichkeit wird eingeredet, daß der Triumph über den Fluch allein Hauptmann Blocks Verdienst ist. Dafür wird er schon sorgen.
    Spielverderber. »Block hat die Strickenden in einer Kiste verwahrt, die sich in einem versiegelten Sarg in einem anderen zugemauerten Verlies befindet.«
    Der Tote Mann hegte noch Zweifel, was die bekannte Unfähigkeit der Wache betraf. Ich machte mir auch Sorgen, verbarg sie aber. »Ich habe endlich die Übersetzungen von den alten Unterlagen bekommen. Ich hatte recht. Die ganze Sache fing wegen eines Streits über eine Frau an. Sie haben sogar ein Porträt von Drachir gefunden ...«
    Der ein Doppelgänger des alten Mannes in der Kutsche war, nehme ich an.
    »Ja.« Einem entschlossenen Gedankenleser kann man nichts verbergen. »Und er trug Schmetterlingsohrringe.«
    Er interessierte sich sehr für Schmetterlinge.
    »Offensichtlich.«
    Und noch mehr interessierte er sich dafür, seinen Rivalen zu überleben.
    Er klaute mir das Pulver. Hier stand ich, platzte fast vor Neuigkeiten, und er stahl es mir aus dem Kopf oder hatte es schon erraten. »Ja. Er hatte ausbaldowert, wie er auf die harte Tour unsterblich werden konnte. Als er den Fluch geschaffen hatte, hat er einen speziellen Dreh eingebaut, damit diese Arachne Candide, die ihn verschmäht hatte, auf jeden Fall erwischt wurde. Dann hat er sich töten lassen. Ihm war's egal. Er wurde ja immer durch seinen Fluch zum Leben erweckt. Es sei denn, der Fluch würde gestoppt, bevor er damit fertig war, den Mann zu erschaffen, der ihn geschaffen hatte.«
    Leute wie Drachir geben einem wirklich Rätsel auf. Sie waren bereit, Hunderte von Menschenleben gegen die vage Chance zu opfern, selbst ein wenig länger zu leben. Dort draußen laufen Leute herum, die sich zwar als Menschen maskiert haben, für die man aber genauso viel wert ist wie eine Kakerlake. Schade, daß es ihnen nicht reicht, sich gegenseitig auszumerzen.
    Ich erwartete, daß sich die
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