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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen
Autoren: Glen Cook
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lange, letzte Reise ans andere Ufer begeben? Ich konnte seine Gegenwart nicht wahrnehmen.
    »Mach schon!« fuhr mich Belinda an.
    »Sei vorsichtig.« Ich schob mich langsam vor, und mein Herz schlug bis in meinen Hals. Ich schäme mich nicht zuzugeben, daß ich Angst hatte. Es war dasselbe Gefühl wie damals, als wir, Karentas tapfere junge Marines, in die übelsten Gefechte verwickelt worden waren. Ich preßte mich an die Wand, schlich mich zum Zimmer des Toten Mannes und öffnete vorsichtig die Tür.
    Dann stürmte ich hinein, auf alles gefaßt.
    Niemand war da außer meinem Partner.
    Er wirkte unverändert, aber es gab einen Unterschied. Ich spürte eine Spannung, die keiner glich, die ich kannte. Er war in Sicherheit und wach, aber zu konzentriert, um mir einen Gedanken zu senden.
    Das bedeutete, der Ärger war noch im Haus. Und er mußte der reinste Alptraum sein.
    Oben. Sicher war er oben. Kandis war oben.
    Aber wir hatten doch Kormoran ...
    Ich tastete nach dem Toten Mann und suchte Bestätigung. Er antwortete nicht, natürlich.
    »Wer auch immer es war, er ist noch da«, sagte ich zu Belinda. »Und er ist so stark, daß er den Toten Mann in ein Patt zwingt. Ich glaube, er ist hinter Kandis her. Ich suche ihn. Aber ich habe Angst, daß ich hochgehe und er nicht da ist, sondern sich in der Zwischenzeit auf dich stürzt.«
    »Dann sieh dich doch erst hier unten um.« Sie war ruhig und nüchtern. Vielleicht war es Vererbung.
    »Der alte Knochen wird wohl noch ein paar Minuten länger aushalten.«
    »Hier ist nichts«, sagte Belinda, nachdem sie kühn in der Küche nachgesehen hatte. »Und die Kellertür ist von außen verschlossen.«
    Ein Schrei kam von oben, aus Kandis' Zimmer. Es war Kandis' Stimme. »Könnte eine Falle sein.« Irgend etwas stürzte zu Boden. Klang wie ein Körper. Belinda packte meinen Arm. »Glaubst du auch, daß es eine Falle ist?«
    »Garrett!«
    »Okay, keine Zeit für Scherze.« Nenn mir eine bessere Zeit.
    Ich redete mir ein, ich wäre Morpheus Ahrm. Das wäre genau der richtige Job für Morpheus' berüchtigte Kaltblütigkeit. Falls meine Süße da oben nicht nur einen Spielgefährten eingeladen hatte ... Morpheus' Kaltblütigkeit. Ich spielte mit dem Gedanken, Belinda zu ihm zu schicken. Aber ...
    Was machte ich hier? Ich hatte meinen Teil erledigt und Kormoran ans Messer geliefert. Oder in den Sack. Wurde Zeit, meine Belohnung einzukassieren und in den Sonnenuntergang davonzureiten. Was sollte dieser Mist hier?
    Mein Büro war sauber. Ich tauschte einen Blick mit Eleanor aus. Sie beruhigte mich und erinnerte mich daran, daß ich schon früher harte Zeiten überstanden hatte und daß meine Bierruhe meine mächtigste Waffe war. »Ein bißchen Vernunft könnte auch nicht schaden, Süßer.«
    Das Gästezimmer enthielt nur den Duft, den Katzenhasser sehr gut kennen. »Du kleines Miststück. Du hast verschissen.«
    Ich stülpte mir den Regenhut auf den Kopf und ging zur Küche. Ich suchte so lange, bis ich den Käsesack fand, den Dean gekauft hatte. Damals hatte er die verrückte Idee gehabt, daß wir Geld sparen könnten, wenn wir unseren Käse selbst herstellten. Ich hatte ihm eins klargemacht: Wenn ich Geld sparen wollte, würde ich ohne Haushälter auskommen. Wie auch immer, im Augenblick mußten wir zwar keinen Käsesack kaufen, konnten uns aber keinen Käse leisten. Ich hackte ein paar Meter davon ab, legte das Leinen auf meinen Hut und stopfte die Ecken vorn und hinten in den Kragen.
    »Was machst du da?«
    »Ein alter Imkertrick. Versuch es doch selbst.«
    »Du bist verrückt, Garrett.« Aber sie folgte meinem Beispiel. Sie machte sich sogar grobe Handschuhe.
    Ich durchwühlte Schubladen und Schränke, bis ich meine Räucherkerzen fand. »Achte darauf, die Dämpfe nicht einzuatmen, wenn ich diese Dinger anzünde. Sie legen dich glatt aufs Kreuz.«
    Belinda schüttelte den Kopf und murmelte irgendwelche Obszönitäten, aber sie kam mit. »Du bist vollkommen paranoid. Das weißt du, oder?«
    »Das bin ich, seit ich mitbekommen habe, daß sie hinter mir her sind. Aber ich könnte es nicht aushalten, wenn du es wärst, die jetzt geschlachtet würde.«
    »Außerdem bist du ein geborener Romantiker.« »Genau. Der Mann mit den tausend Gesichtern.« Unser kleiner Austausch von Nettigkeiten wurde von verschiedenen Rumsern und Schreien aus dem Obergeschoß interpunktiert. Dann hörte das Schreien auf. Das Schweigen wirkte noch bedrohlicher.
    »Du solltest dich lieber beeilen, Garrett.«
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