Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiße Rache, süße Küsse (Julia) (German Edition)

Heiße Rache, süße Küsse (Julia) (German Edition)

Titel: Heiße Rache, süße Küsse (Julia) (German Edition)
Autoren: Abby Green
Vom Netzwerk:
die vermutlich vor sinnlichen Vergnügungen und den dafür geeigneten weiblichen Wesen nur so wimmelte. Ein bitterer Geschmack stieg in ihr auf. Nie zuvor hatte sie sich so linkisch gefühlt. Zudem konnte sie mit der Niederlage nicht umgehen, solange sie in seiner Nähe war.
    Sie drehte sich um und ging mit starrem Blick auf die Tür zu. Und erst, als diese hinter ihr leise ins Schloss gefallen war, wurde Jesse klar, dass sie den Atem angehalten hatte. Rasch holte sie tief Luft. Die streng aussehende Sekretärin mittleren Alters geleitete sie bis zum Ausgang.
    „Auf Wiedersehen, Miss Moriarty.“
    Jesse verabschiedete sich mit einem knappen Nicken. Im Aufzug nach unten wurde ihr schließlich die volle Tragweite dessen bewusst, was sich dort oben abgespielt hatte.
    Luc starrte noch lange auf die geschlossene Tür. Ein schwerer Duft kitzelte seine Nase – ihr Duft. Ein exotischer Duft, der in scharfem Kontrast zu dem unnahbaren Image stand, das diese Frau sich gab. Und doch weckte der Gedanke an ihr hochgeschlossenes Hemd ein unwillkommenes Verlangen in ihm.
    Mit gerunzelter Stirn schüttelte Luc den Kopf. Die Hände tief in die Hosentaschen geschoben, schaute er aus dem Fenster auf die Skyline von London. Jesse Moriarty war ihm ein Rätsel. Was hatte sie vor? Warum wollte sie ihn überreden, nicht in O’Brian zu investieren? Weshalb war es ihr so wichtig, dass sie Millionen aufbringen wollte, um ihn davon abzuhalten?
    Die Sprechanlage rauschte. „Luc, die Verbindung der Videokonferenz steht. In New York wartet man darauf, dass Sie sich zuschalten.“
    Luc kehrte an seinen Schreibtisch zurück. „Danke, Deborah.“
    Es kostete ihn mehr Anstrengung als erwartet, seine Gedanken von Jesse Moriarty auf die aktuelle Agenda zu lenken. Vor allem, wenn er wieder vor sich sah, wie sie zusammengezuckt war, als sie seine Hand genommen hatte.
    Ja, ganz bestimmt lesbisch, dachte er, doch etwas in ihm rebellierte bei der Vorstellung.
    In bequemen Jazzpants und einem Tanktop, einen Kaschmirpullover um die Schultern gelegt, saß Jesse mit untergeschlagenen Beinen in dem großen Sessel bei der Glasfront ihres Penthouse-Apartments und trank Tee. Ähnlich wie in Luc Sanchis’ Büro bot sich ihr von hier aus der Blick auf Londons Innenstadt. Es war dunkel in der Wohnung, Licht hatte Jesse nur in der Küche angemacht.
    Normalerweise fand Jesse es beruhigend, abends im Dunkeln auf die Metropole hinauszublicken. Es machte ihr immer bewusst, welch weiten Weg sie zurückgelegt hatte. Das traumatisierte, einsilbige Kind hatte sich zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau gewandelt, der ein Unternehmen mit Millionen-Umsätzen gehörte. Vor Kurzem erst hatte ein führendes Wirtschaftsmagazin sie zur Unternehmerin des Jahres gekürt.
    Als junges Mädchen hatte sie erkannt, dass Schule und Lernen ihr den perfekten Fluchtweg aus einem Alltag boten, der mit hilfloser Wut und maßloser Trauer angefüllt gewesen war. Leicht war es nicht gewesen, sie hatte sich nicht viele Freunde gemacht, aber letztendlich hatte sie ihre Intelligenz genutzt, um ein Universitätsstipendium zu erhalten.
    Der Hass auf ihren Vater hatte ihren Ehrgeiz beflügelt und sich zu dem drängenden Bedürfnis entwickelt, eines Tages vor ihn zu treten und ihn wissen zu lassen, dass sie seinen Untergang arrangiert hatte. Ihn wissen zu lassen, dass sie es nicht vergessen hatte. Dass er nicht ungestraft davonkommen würde. Ihre Mutter könnte noch leben, hätte sie damals die richtige Behandlung erhalten. Doch ihr Vater war zu betrunken und zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, als dass es ihn gekümmert hätte.
    Er hatte sie praktisch umgebracht, so, als hätte er es mit seinen eigenen Händen getan.
    Jesse umklammerte die Teetasse fester, als sie sich in Erinnerung rief, wie sie in der letzte Woche vor ihrem Vater gestanden hatte. Es war das zweite Mal seit ihrer Kindheit gewesen, dass sie ihn von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte. Das erste Mal war es auf dieser Veranstaltung gewesen, auf der sie mit Luc Sanchis zusammengestoßen war. Ihren Vater dort zu erblicken, hatte sie zutiefst erschüttert, ihr war schnell klar geworden, dass sie mehr Zeit brauchte, um sich auf die nächste Begegnung vorzubereiten.
    Letzte Woche hatte er nicht einmal geahnt, dass das „JM“ in JM Holdings für ihren Namen stand, während er davon schwadronierte, dass er dringend eine Finanzspritze brauche, um sich über Wasser zu halten. Jesse war vollkommen erschüttert gewesen, als sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher