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Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis

Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis

Titel: Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis
Autoren: Heidi Rice
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wenn meine Jungs Superschwimmer wären, haben sie gegen Latex keine Chance.“
    „Mir ist klar, dass du ein Kondom benutzt hast“, gab sie scharf zurück. „Aber offenbar kannst du nicht richtig damit umgehen.“
    Ihr ganzer Körper war angespannt, als würde sie sich auf einen Kampf vorbereiten müssen. Die Wangen färbten sich pink, und es sah fast so aus, als würde sie mit ihren giftgrünen Augen Blitze auf Nathaniel abfeuern wollen.
    Er musste gestehen, dass ihn diese angriffslustige Haltung ziemlich erregte.
    „Ich habe das Kondom ordnungsgemäß benutzt“, stellte er klar und fühlte sich jetzt nicht mehr so selbstsicher wie zuvor.
    Sie seufzte und klang dabei ein bisschen resigniert. Auch das war vermutlich Teil ihrer schauspielerischen Darbietung, was Nathaniel zunehmend nervte.
    „Wenn du das sagst.“ Mit diesen Worten hängte sie sich ihre Tasche über die Schulter und nickte kurz. „Dann sollten wir uns wohl besser voneinander verabschieden, Nathaniel. Es war in der Tat eine bemerkenswerte Erfahrung mit dir.“
    Ihr wehmütiger Tonfall erschreckte ihn. Ratlos sah er ihr hinterher, während sie sich mit steifen Schritten entfernte, ohne auch nur einmal zurückzublicken.
    Tess wartete ab, bis sich ihre Atmung wieder einigermaßen normalisiert hatte. Sie saß in ihrem uralten Auto und starrte durch die Windschutzscheibe auf das Haus ihrer Freundin Eva in Haight Ashbury.
    Eva und ihr Ehemann Nick hatten die gesamte Fassade in einem übertrieben viktorianischen Stil sanieren lassen. Das Baugerüst war erst in dieser Woche entfernt worden, und nun wirkte das Gebäude so kitschig und exzentrisch, wie das junge Paar es gewollt hatte. Die riesigen Fenster zur Bucht hinaus glänzten in der Augustsonne und betonten die hellblaue Pergola am Obergeschoss.
    Ein wunderschönes, eigenartiges und ganz besonderes Familienheim. Eva und Nick waren sechs Monate zuvor Eltern eines zuckersüßen Sohnes geworden. Carmine – oder Carmageddon, wie Nick den Kleinen getauft hatte, nachdem das Kind anfing zu zahnen.
    Zu ihrer Schande musste Tess gestehen, dass sie furchtbar eifersüchtig auf dieses vollkommene Glück war.
    Ganz vorsichtig streckte sie ihre Finger aus und löste so den Klammergriff um das Lenkrad ihres Wagens. Dann schnappte sie sich ihr Gastgeschenk vom Beifahrersitz und stieg aus. Sie machte sich nicht die Mühe, das Auto abzuschließen. Wer würde diesen Schrotthaufen schon stehlen?
    Tess hatte fast die gesamten Einnahmen des vergangenen Jahres in Designerklamotten investiert, die jede professionelle Geschäftsfrau vor Neid erblassen ließen. Allerdings hatte sie momentan andere Sorgen als ihr Aussehen. Immerhin arbeitete sie auf freiberuflicher Basis, und auch wenn sie schon mehrere Aufträge fürs kommende Jahr an Land gezogen hatte, war nichts wirklich Spektakuläres dabei.
    Dabei lebte sie deutlich über ihre Verhältnisse. Neben den extravaganten Klamotten kostete auch ihr neues Luxusapartment in Parnassus ein Vermögen. Im Augenblick konnte sie ihre Ausgaben noch mit Kreditkarten überbrücken, aber demnächst musste ihre Auftragslage dringend an Fahrt gewinnen.
    Sie bekam Magenschmerzen, wenn sie daran dachte, wie unsicher ihre berufliche Situation war. Ihre Fixkosten waren viel zu hoch, und außer der günstigsten Krankenversicherung konnte sie sich keinerlei persönliche Absicherung leisten. Eine Auszeit von der Arbeit zu nehmen war also undenkbar.
    Im Gegenteil, sie musste sich um noch lukrativere Aufträge kümmern. Dafür würde sie sich einen repräsentativen fahrbaren Untersatz beschaffen müssen. Vielleicht, wenn sie ein paar ihrer Kleider verkaufte? Aber auch mit einem besseren Auto hatte sie kaum Chancen, mitten in der Rezession genug Arbeit zu finden, um gleich zwei Menschen durchzufüttern.
    Tränen brannten ihr in den Augen, und Tess blinzelte.
    Nicht daran denken! ermahnte sie sich. Jetzt nicht. Noch muss ich keine Entscheidung treffen.
    Sie straffte die Schultern, klemmte sich ihr Geschenk unter den Arm und klingelte an der Haustür.
    Eva würde sie auf andere Gedanken bringen. Sie war die liebenswerteste, ehrlichste Person, die Tess je kennengelernt hatte. Auf der Universität waren sie lose befreundet gewesen, aber seit drei Jahren lebte Eva ebenfalls in San Francisco, nachdem sie Nick Delisantro geheiratet hatte. Und inzwischen standen die beiden Freundinnen sich sehr nah.
    Tess war sicher, dass Eva sie nicht verurteilen würde, sondern ihr bedingungslos mit Rat und Tat zur Seite
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