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Heiße Begegnungen (German Edition)

Heiße Begegnungen (German Edition)

Titel: Heiße Begegnungen (German Edition)
Autoren: Inez Flambert
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der ihre Schritte belauschte.
    Energisch schüttelte sie den Kopf und trat bewusst fester auf. Wenn sie schon derart merkwürdige Gedanken hatte, war sie offensichtlich noch müder, als ihr bewusst war. Also würde sie sich zuerst einen starken Kaffee kochen und sich dann sofort an den Schreibtisch setzen, damit sie spätestens um Mitternacht mit ihrer Arbeit fertig war und ausreichend Schlaf bekam. Drei oder vier Stunden würde sie mindestens brauchen, um das Referat auszuarbeiten, das sie am nächsten Vormittag halten musste und das bisher nur in der Rohfassung existierte, weil sie sich bei den Vorbereitungen auf das heutige Double-Binding-Seminar verzettelt hatte.
    Als sie mit den Schuhspitzen fast die Blüten berührte, bemerkte sie den Rosenstrauß auf der abgetretenen Fußmatte vor ihrer Wohnungstür. Blutrote Rosen, mindestens zwanzig Stück, leuchteten im schwachen Licht, das durch das ungeputzte Flurfenster fiel.
    Sie zögerte einen Moment, bevor sie sich bückte und die Blumen aufhob, um nachzusehen, ob eine Karte zwischen den Blüten steckte. Obwohl sie natürlich wusste, wer den Strauß vor ihre Tür gelegt hatte.
    Es gab keine Karte, was sie nicht weiter erstaunte. Leonard war ein Mann, der davon ausging, der Einzige für die Frau zu sein, der er sein Interesse schenkte. Sein Selbstbewusstsein hatte wenig mit Arroganz und viel mit Vertrauen zu tun. Vertrauen in sich und in sie.
    Nora starrte in die dunkelroten Blüten wie in kleine Gesichter. Sie mochte Rosen nicht besonders, fand sie langweilig und beliebig. Dennoch ertappte sie sich dabei, wie sie ihr Gesicht in die Blüten tauchte wie in kühles, duftendes Wasser. Hastig riss sie den Kopf wieder hoch. Melodramatische Gesten, die an Filmstars der fünfziger Jahre erinnerten, waren eigentlich nicht ihr Ding.
    Hastig schloss sie mit der freien Hand ihre Wohnungstür auf, während sie mit dem anderen Arm den dicken Strauß so weit wie möglich von ihrem Körper weghielt.
    Leonard meldete sich schon nach dem ersten Klingeln an seinem Diensttelefon.
    »Sie sind sehr schön, aber mich irritiert so was«, teilte sie ihm ohne jede Einleitung mit.
    Kurze Denkpause am anderen Ende der Leitung, dann jenes tiefe, etwas atemlos klingende Lachen, das immer wieder auf geheimnisvolle Art ihre Bauchdecke in Schwingungen versetzte. »Wovon genau redest du? Von deinen Augen, deinen Beinen, deinen Brüsten? Hast du in den Spiegel gesehen? Es stimmt, das ist alles wunderschön. Was meinst du, wie sehr mich so was irritiert! Wie du mich irritierst!«
    Nora fixierte mit zusammengekniffenen Augen einen Punkt an der Decke und bemühte sich, tief und gleichmäßig zu atmen. »Hör auf damit! Ich meine das mit den Rosen ernst. Erstens will ich nicht, dass du meinetwegen Geld zum Fenster hinauswirfst, und zweitens – irgendwie erschreckt es mich.« Sie hasste es, derart unpräzise Aussagen zu machen, konnte aber beim besten Willen nicht beschreiben, warum die Rosen, die so unerwartet vor ihrer Tür gelegen hatten, ein unbehagliches Gefühl in ihr auslösten. Es war nun mal einfach so.
    »Was für Rosen? Ich habe kein Geld für Rosen ausgegeben, obwohl ich es gerne tun würde, um dir eine Freude zu machen.«
    »Ich werde sie auf meinen Schreibtisch stellen, wenn ich heute Abend arbeite.« Falls auf dem Schreibtisch genug Platz für diesen bombastischen Strauß und für ihre Bücher war. »Aber tu das trotzdem nicht wieder.«
    »Ich war es nicht. Und deshalb stellt sich mir momentan die dringende Frage, ob ich eifersüchtig auf einen Rosenkavalier in deinem Leben sein sollte.« Er hatte seine Stimme zu einem eindringlichen, zärtlichen Raunen gesenkt, das prompt Erinnerungen in ihr weckte, die ihre Magenwände zum Vibrieren brachten.
    »Leugnen ist zwecklos!« Der leichte Ton misslang ihr gründlich, in ihrer Stimme war nichts als Sehnsucht.
    »Ich habe in einer halben Stunde Feierabend. Dann komme ich auf dem kürzesten Weg zu dir, und wir diskutieren ausführlich über Rosen und alles, was dir sonst noch auf der Seele brennt.«
    Sie wusste nicht, ob ihre Seele brannte, aber sie spürte nur zu deutlich das Brennen ihrer Haut, die sich nach seiner sehnte. Hilfe suchend wanderte Noras Blick hinüber zu ihrem Schreibtisch am Fenster, wo noch vom Vorabend die Unterlagen für das Referat lagen.
    Ihr Schweigen hatte eine Sekunde zu lange gedauert. Sachte klickte es im Hörer. Leonard hatte aufgelegt. Er würde in spätestens einer Dreiviertelstunde vor ihrer Tür stehen. Natürlich
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