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Heiss wie eine Sommernacht

Heiss wie eine Sommernacht

Titel: Heiss wie eine Sommernacht
Autoren: Sandra Marton
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davonrumpelnden Truck nach.
    Der Vormann stand neben ihm. „Wird bestimmt eine interessante Fahrt für die Lady.“
    „Wird bestimmt für beide interessant“, sagte Lucas, und der Alte grinste breit.
    Dann kam die Preisfrage: Wo steckte Aloysius McDonough? Der Reaktion des alten Vormannes nach zu urteilen, hätte er genauso gut nach Godzilla fragen können.
    „Sie sind hier, um McDonough zu treffen?“
    Nein, um mir die blühende Landschaft anzusehen, dach te Lucas ironisch, lächelte aber nur höflich. „ Sí, er erwartet mich.“
    „Sieh einer an.“ Der Alte spuckte seinen Kautabak auf den staubigen Boden. „Tja, da werden Sie wohl bis heute Abend warten müssen.“
    „McDonough kommt heute Abend zurück?“
    Der Vormann zuckte die Schultern. „Ich kann Ihnen nur sagen, dass Sie warten müssen. Wir haben hier ein Gästezimmer, wenn Ihre Ansprüche nicht zu hoch sind.“
    „Es wird sicher in Ordnung sein.“
    Der Alte führte Lucas ins Haus, durch eine Flucht spärlich möblierter, aber sauberer Räume zu einem Zimmer mit einem schmalen Bett und dem Ausblick auf die endlos weite und karge Landschaft.
    „Wenn Sie was brauchen, melden Sie sich.“
    „Danke, ich komme zurecht. Obwohl, eine Frage hätte ich noch …“ Lucas kniff die Augen zusammen. „Arbeitet noch ein Junge hier?“
    Der Vormann schob den Kautabak von einer Wangenseite auf die andere. „Davey haben Sie doch gerade gesehen.“
    „Ihn meine ich nicht, sondern einen anderen Burschen. Der einen schwarzen Hengst reitet, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen.“
    Nein, Davey und er seien die einzigen Helfer auf der Ranch, antwortete der Alte, brach dann plötzlich in bellendes Gelächter aus und schlurfte kopfschüttelnd aus dem Zimmer.
    Jetzt, auf der durchhängenden Veranda sitzend, stieß Lucas einen tiefen Seufzer aus. Wer ahnte auch, was in dieser gottverlassenen Gegend als Humor galt? Und was machte das schon? Morgen um diese Zeit wäre er wieder zu Hause, dachte er, davon ausgehend, dass Aloysius McDonough irgendwann auftauchte.
    Wo, zum Teufel, steckte der Mann? Und diese Klasse-Stute? Lucas bezweifelte, dass es hier überhaupt Pferde gab. Die Korrale waren leer, die Ställe sahen heruntergekommen aus. Der Wind, der gerade aufkam, reichte vermutlich, um die Ställe …
    Er horchte auf. Neben dem Wind hörte er ein anderes Geräusch. Das Wiehern eines Pferdes. Vielleicht kam McDonough ja endlich zurück.
    Je eher er mit dem Mann sprach, desto besser. Ein paar höfliche Lügen – eine wunderbare Stute, sicher, aber leider, leider kaufe ich im Moment keine Tiere –, und dann konnte er sich absetzen.
    Obwohl es unhöflich war, sich auf dem Besitz eines anderen zu bewegen, ohne den Eigentümer zu kennen, verließ Lucas die Veranda. Aber hatte McDonough etwa genügend Höflichkeit besessen, seinen Gast zur verabredeten Zeit zu empfangen?
    Da hörte er das Wiehern wieder. Lucas ging ihm nach und blieb in der Stalltür stehen, um die Stute nicht zu erschrecken.
    Das Pferd tänzelte in der Box vor und zurück – aber es war keine Stute, sondern eindeutig ein Hengst.
    Ein schwarzer Hengst.
    Neugierig machte Lucas einen Schritt nach vorn. Eine Holzbohle knarrte unter seinem Gewicht. Der Hengst schnaubte und warf nervös den Kopf zurück.
    „Ganz ruhig, Bebé“, sagte eine leise Stimme.
    Baby? Das war wohl die Krönung einer Fehlbenennung! Mit geballten Fäusten ging Lucas in den Stall. Das Pferd witterte ihn und wieherte.
    Zu spät, dachte Lucas grimmig. Vor ihm standen der Flegel und das Riesenbiest, die ihn auf der Straße fast totgetrampelt hätten.
    Der Junge hatte Lucas noch immer nicht bemerkt. Mit dem Rücken zum Gang streichelte er den Hals des Pferdes und redete beruhigend auf das Tier ein.
    „Ein trautes Bild“, sagte Lucas, legte dem Jungen die Hand auf die Schulter und drehte ihn herum.
    „He!“, rief sein Gegenüber empört.
    „Genau, he.“ Ja, das war der Junge von heute Mittag. Baseballkappe, schmutziges T-Shirt, schmutzige Jeans, schmutzige Stiefel.
    Nur – als ihm die Kappe vom Kopf fiel, blieb Lucas vor Erstaunen der Mund offen stehen.
    Der Reiter des schwarzen Hengstes war kein Junge.
    Sondern eine Frau.

2. KAPITEL
    Eine Frau?
    Nein, eher eine Teenagergöre. Aber das ließ sich schlecht sagen.
    Denn ihr Gesicht war von Erde verschmiert. Ein breiter Schmutzstreifen prangte auf der Wange, ein zweiter verlief quer über ihre Nase. Ein langer pechschwarzer Zopf fiel ihr geflochten über Schulter und Brust.
    Lucas’
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