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Heiss wie eine Sommernacht

Heiss wie eine Sommernacht

Titel: Heiss wie eine Sommernacht
Autoren: Sandra Marton
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er die Haube, sah in den Motorraum, legte sich unter den Wagen und überprüfte den Unterboden. Was seinen Verdacht nur bestätigte.
    Dieses traurige Exemplar eines Autos war endgültig hinüber.
    Er zog das Handy aus der Tasche, klappte es auf und las die Nachricht auf dem Display – wie befürchtet: „Kein Anbieter“.
    „ Mierda“, murmelte er und hämmerte mit der Faust gegen Delias Fenster.
    Sie öffnete die Tür einen winzigen Spalt. „Was?“
    „Hast du ein Handy dabei?“
    „Wieso?“
    Ruhig, Lucas, ganz ruhig, sagte er sich zähneknirschend. „Hast du eins oder nicht?“
    Ein theatralischer Seufzer, dann griff sie in ihre Handtasche von der Größe einer Puppentasche.
    Das winzige Täschchen war aus weißem Leder. Wie alles, was Delia trug. Der absurde Sombrero, der auf ihrer kunstvoll arrangierten Frisur saß. Die enge Hose. Die Stiefel mit den 10-Zentimeter-Pfennigabsätzen. Sie sah absolut lachhaft aus. Und Lucas erkannte, was ihm schon seit Längerem schwante.
    Die Beziehung mit Delia nahm allmählich den üblichen Verlauf. In New York würde er einen Schlussstrich unter die Affäre setzen.
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen, schleuderte Delia ihm das Handy entgegen. Immerhin stand das ominöse „Kein Anbieter“ nicht auf dem Display. Es bestand also Hoffnung.
    Aber ein Empfangsbalken erschien auch nicht.
    Lucas hielt das Handy in die Luft, lief um die Motorhaube, weiter die Straße hinauf, ging nach rechts, dann wieder nach links, in die Mitte der Straße …
    Und Wunder über Wunder, der erste Balkenstrich blinkte auf.
    Jetzt ganz vorsichtig, vielleicht noch ein wenig nach …
    „Vorsicht!“
    Abrupt hob er den Kopf. Ein Pferd kam auf ihn zugaloppiert, von der Größe eines Brontosaurus, der Reiter hing vornübergebeugt am Hals des Tieres. Lucas hörte das Donnern der Hufe, sah die bebenden Nüstern …
    „Verdammt, so gehen Sie doch endlich aus dem Weg!“
    Er sprang zurück, stolperte und fiel in den Straßengraben, gerade noch rechtzeitig, um den Hufen des gewaltigen Tieres auszuweichen.
    Sofort richtete er sich wieder auf und schrie dem Reiter wütend nach, woraufhin dieser sich umdrehte. Lucas erkannte eine verschlissene Baseballkappe, ein schmutziges T-Shirt, Jeans, Stiefel. Und das schmale Gesicht eines Jungen.
    Ein magerer Bursche mit schlaksigen langen Beinen saß auf dem Pferd, weder mit Sattel noch mit Zaumzeug. Galt das hier in diesem Vorraum zur Hölle als Freizeitbeschäftigung? Leute über den Haufen reiten?
    Der Bengel lachte, und Lucas schäumte vor Wut. Mit einem intakten Auto würde er dem Lümmel nachjagen und ihm eine Lektion erteilen!
    Eine jähe Windbö wirbelte die Staubwolke von Pferd und Reiter auf. Als der Staub sich wieder legte, waren die beiden verschwunden.
    „Lucas, geht es dir gut?“
    Er drehte sich zum Wagen um. Delia war tatsächlich ausgestiegen. „Sicher, bestens“, knurrte er.
    „Dieses schreckliche Tier! Ich dachte ehrlich, es hätte dich zertrampelt.“
    Immer noch wütend, klopfte er sich den Staub von der Jeans. „Und da hast du dich natürlich gefragt, wie du allein von hier wegkommst.“
    „Du bist heute wirklich übelster Laune. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Und vielleicht tatsächlich überlegt, wie …“ Plötzlich kicherte sie.
    „Du findest das also lustig?“
    „Nein, aber in deinem Haar …“
    Er hob die Hand und zog ein Büschel Wüstengras aus seinen Haaren. „Wie schön, dass ich zu deiner Unterhaltung beitragen kann.“
    „Oh. Sei doch nicht brummig. Es ist schließlich nicht meine Schuld, dass …“
    „Nein.“ Seine Stimme klang absolut tonlos. „Die Schuld an dieser Situation liegt allein bei mir.“
    Delias Miene heiterte sich schnell auf. „Gut, dass du das einsiehst.“
    Er holte seinen Hut aus dem Wagen, dann klopfte er sich auf den Schenkel. „Leg deinen Fuß hierher.“
    Delia lachte verführerisch. „Lucas, meinst du wirklich, dass das hier ist der passende Moment für …“
    „Deinen Fuß“, wiederholte er ungeduldig.
    Sinnlich lächelnd lehnte sie sich gegen den Wagen, hob ein Bein und stellte den Fuß auf Lucas’ Schenkel. Mit einer Hand umfasste Lucas ihr Fußgelenk, mit der anderen brach er den Absatz ab.
    „He!“ Delia riss ihr Bein zurück. „Was soll das? Weißt du überhaupt, wie viel ich für diese Stiefel bezahlt habe?“
    „Nein, aber ich werde es herausfinden, sobald ich meine Kreditkartenabrechnung bekomme.“ Er sah ihr geradewegs in die Augen. „Oder willst du behaupten,
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