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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer
Autoren: Linda Lael Miller
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verstecken. Doch als sie Tess’ betrübten Gesichtsausdruck bemerkte, verkniff sie sich die Predigt.
    Sie setzte sich auf die Bettkante und fühlte Tess’ Stirn, um erleichtert festzustellen, dass sie kein Fieber hatte.
    „Was ist los mit dir?“, wollte sie wissen.
    „Nana ist böse auf uns“, erwiderte Tess traurig.
    „Nein, sie ist nur böse auf mich“, machte Lily ihr klar. „Weil wir nach Stillwater Springs ziehen und weil sie dich dann nicht mehr so oft sehen kann.“
    „Wird sie mich dir wegnehmen?“
    Ein Stich ging durch Lilys Herz. „Nein“, erklärte sie und drückte ihre verängstigte Tochter an sich. Allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz musste Tess etwas mitgehört haben – oder sie war tatsächlich von allein zu diesem Schluss gekommen. „Niemand wird dich mir wegnehmen, mein Engel. Niemals.“
    „Nana hat gesagt, dass ich bei ihr leben soll“, erzählte Tess und vergrub ihr Gesicht an Lilys Schulter. Sie zitterte am ganzen Leib. „Damit ich nicht in einem Trailer wohnen muss.“
    „Du bleibst bei mir“, sagte Lily entschieden, während sie von einer neuen, noch tieferen Trauer erfasst wurde, als sie sich jetzt den Fakten stellte. Tess hatte in der letzten Zeit etliche Veränderungen durchgemacht, aber auch wenn es ihr in Stillwater Springs gefiel, war sie für einen weiteren Umzug und noch dazu für einen Stiefvater noch nicht bereit. Lily wurde bewusst, dass sie ihr nicht einmal von Davie erzählt hatte, der auch bei ihnen leben würde. „Du bleibst bei Grampa und mir.“
    Tess lehnte sich weit genug zurück, um Lily anzusehen. Ihr kleines Gesicht war sehr ernst und ein wenig blass. „Was ist mit Tyler?“, fragte sie. „Was ist mit der Hochzeit und dem Baby und …“
    Dies war einer von den Momenten, da wünschte sich Lily, ihre Tochter wäre nicht ganz so scharfsinnig.
    Sie legte die Hand unter Tess’ Kinn. „In letzter Zeit ist alles so schrecklich schnell gegangen“, antwortete sie ruhig. „Wir müssen jetzt mal eine Weile etwas langsamer machen.“
    Tränen sammelten sich in Tess’ Augen. „Du wirst dich von Tyler scheiden lassen, bevor wir ihn geheiratet haben“, murmelte sie bestürzt.
    „Nein!“, widersprach Lily, die nun auch nicht länger ihre Tränen zurückhalten konnte. „Nein, mein Schatz, ich liebe Tyler, und ich will ihn auch heiraten. Und ich will auch ein Baby. Aber wäre es nicht schöner, eine richtige Hochzeit zu planen? Bei der wir die Kleider aussuchen, die wir tragen, und die Blumen …“
    „Nein!“, unterbrach Tess sie.
    „Nein?“, wiederholte Lily verdutzt.
    „Ich
mag
Tyler. Ich will, dass er mein Daddy ist.“
    Lilys Herz machte einen Freudensprung. „Das ist nicht alles, Engel. Ich weiß, du magst Tyler, und ich weiß, du willst einen Daddy haben, aber …“
    „Das ist alles
Nanas
Schuld!“, fauchte Tess und versuchte, sich die Bettdecke über den Kopf zu ziehen, was Lily zu verhindern wusste. „
Sie
hat dich dazu gebracht, dass du es dir anders überlegst!“
    „Ich habe es mir nicht anders überlegt, Tess. Ich finde nur …“
    „Du hast es dir
wohl
anders überlegt!“, beharrte Tess, die unglaublich stur sein konnte. „Du willst mir nur erzählen, dass du es dir nicht anders überlegt hast.“
    „Hör auf damit“, sagte Lily, während hinter ihr die Tür aufging.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Hal.
    „Nein!“, platzte Tess heraus.
    „Ja“, beteuerte Lily im gleichen Moment.
    „Was denn nun?“, wunderte er sich.
    „Mom will Tyler nicht heiraten“, verkündete Tess, „weil Nana ihr Angst eingejagt hat.“
    Lily seufzte. „Tess, das stimmt überhaupt nicht.“
    Doch ihre Tochter ließ sich einfach nicht umstimmen. „Doch, das stimmt!“
    „Kindermund tut …“, begann Hal.
    Sofort drehte sich Lily zu ihm um und warnte ihn: „Damit hilfst du mir nicht weiter!“
    Abwehrend hob er die Hände und zog sich zurück.
    „Ich
hasse
Nana!“, rief Tess.
    Lily verkniff sich das reflexartige „Nein, das tust du gar nicht“, das ihr auf der Zunge lang. Diese Unterhaltung drehte sich längst nur noch im Kreis, und je mehr sie widersprach, umso mehr steigerte sich Tess in ihre Ansicht.
    „Gute Nacht!“, sagte sie stattdessen nur und küsste ihre Tochter auf die Stirn.
    „Ich will nach Hause“, erklärte die.
    Lily ging zur Tür und hauchte Tess noch einen Kuss zu. „Ich auch“, stimmte sie ihr zu. „Ich auch.“
    Im Flur angekommen, zog sie die Tür hinter sich zu.
    Im Moment wollte sie weder ihren Vater noch sonst
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