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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer
Autoren: Linda Lael Miller
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einen Anwalt kann sie mir auch nicht bezahlen.“
    „Ich muss überhaupt nichts“, widersprach Doreen ihm. „Und warum bitte sollte ich für dich auch nur einen einzigen Cent ausgeben?“
    „Weil ich dich liebe, Doreen.“
    Daraufhin begann sie schallend zu lachen. „Hör auf, sonst muss ich noch kotzen.“
    Mit diesen Worten verließ sie den Zellentrakt und ging an dem besorgten Deputy vorbei zielstrebig zur Tür.
    „Richten Sie Jim Huntinghorse aus“, sagte sie im Hinausgehen, „dass er mich im Holiday Inn finden kann. Zimmer 322.“
    Und dann hatte sie die Wache auch schon wieder verlassen.
    Gefängniszellen lösten bei ihr jedes Mal eine Gänsehaut aus.
    Die Party ging bis spät in die Nacht, und erst am nächsten Morgen erfuhr Tyler, dass Doreen in die Stadt zurückgekehrt war. Sie saß im Coffeeshop des Hotels, als er mit Davie hereinkam. Der hoffte, vom Frühstücksbüfett etwas aufs Zimmer schmuggeln zu können, damit er es sich mit Kit Carson teilen konnte.
    „Mom?“, sagte er und blieb so abrupt stehen, dass Tyler fast gegen ihn gelaufen wäre.
    Doreen lächelte und legte die zerfledderte
People
-Ausgabe zur Seite, in der sie geblättert hatte. „Hallo, Davie“, erwiderte sie, als wäre nie etwas geschehen. Dann nickte sie und fügte hinzu: „Tyler.“
    Tyler wusste nicht, ob er gehen oder bleiben sollte. Zwar hatte er damit gerechnet, dass sie früher oder später auftauchen würde, dennoch war er überrascht.
    „Setz dich doch“, sagte sie. Der Coffeeshop war erfreulicherweise noch menschenleer.
    Davie nahm an ihrem Tisch Platz, während Tyler weiter auf Abstand blieb.
    „Ich möchte, dass du das auch hörst“, wandte sie sich an ihn und winkte ihn zu sich.
    Da er insgeheim fürchtete, Doreen könnte doch noch versuchen, sich mit dem Jungen aus dem Staub zu machen, setzte er sich zu ihnen.
    Als er aufgewacht war, hatte er sich halb verhungert gefühlt, doch jetzt hätte er keinen Bissen mehr herunterbekommen.
    „Wir haben einen Bluttest machen lassen“, erklärte Davie und zeigte Doreen den Wattebausch und das Pflaster. „Bald wissen wir, ob Tyler wirklich mein Dad ist.“
    Doreen nahm seine Hand und drückte sie. „Tyler ist dein Dad“, versicherte sie ihm leise, dann sah sie Tyler mit verklärtem Blick an. „Und das macht dich zu einem verdammt glücklichen Jungen.“
    Tyler wollte ihr glauben, aber seit seiner Rückkehr nach Stillwater Springs war er ein wenig klüger und weiser geworden. Deshalb hielt er sich zurück, erwiderte nichts und ließ sich nicht ansehen, was in ihm vorging.
    Sie sollte nicht sehen, wie sehr er hoffte, dass sie die Wahrheit sprach.
    „Ganz sicher?“, fragte Davie. Er war auch nicht auf den Kopf gefallen und wusste mit seinen dreizehn Jahren längst, welche Anziehungskraft Geld auf Doreen ausübte. „Woher?“
    „Weil ich die andere Möglichkeit ausschließen konnte“, entgegnete sie. „Ich dachte, Carl sei dein Vater, ein Trucker, den ich mal kannte. Aber sein Bluttest fiel negativ aus, und damit gab es nur noch einen anderen Kandidaten.“ Mit hoffnungsvollem Blick sah sie Tyler wieder an.
    „Darum
musste ich diesen Bluttest machen lassen“, ging Davie ein Licht auf. „Mom, du hast gesagt, dass das für das neue Schuljahr sein muss, damit ich mich beim Rodeoprogramm einschreiben kann.“
    Doreen lachte leise und trank einen Schluck Kaffee. „Manchmal sind Notlügen eben ganz nützlich.“
    Tyler fühlte sich benommen – einerseits außer sich vor Freude, andererseits immer noch ein wenig vor Skepsis.
    Immerhin war Doreen die Großmeisterin der nützlichen Notlüge, und es konnte sein, dass sie nicht einmal in diesem Moment die Wahrheit sagte.
    Sie schien zu ahnen, was er dachte, aber es störte sie offenbar überhaupt nicht. Stattdessen schob sie Davie einen Zettel zu.
    „Hier kannst du mich erreichen“, sagte sie. „Das ist erst mal nur meine E-Mail-Adresse. Sobald ich mich irgendwo niedergelassen habe, werde ich es dir schreiben, damit wir in Kontakt bleiben können. Ich will alles über die Schule wissen. Und stürz dich nicht so sehr aufs Rodeo, Davie, dass deine Noten darunter leiden, okay?“
    Davie schluckte schwer, nahm den Zettel an sich und schaute Tyler an. „Okay“, brachte er nur mit Mühe heraus.
    „Du bist so ziemlich das einzig Gute, was mir in meinem Leben widerfahren ist, Davie“, redete sie weiter und klang restlos ehrlich. „Ich habe viele Fehler gemacht, aber du warst keiner davon. Ich möchte, dass du das nie
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