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Heiss Glüht Mein Hass

Heiss Glüht Mein Hass

Titel: Heiss Glüht Mein Hass
Autoren: Karen Rose
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man seine Mutter trotz allem liebt.«
    »Sie klingen wie ein Psychologe«, murrte er, und sie lachte.
    »Sehen Sie zu, dass Sie sich ausruhen, Reed. Ich bleibe bei ihr und rufe Sie an, sobald sie aufwacht, versprochen.« Sie wartete, bis er schwerfällig auf die Füße gekommen war, dann gab sie ihm eine Tüte. »Ich habe das in meinem Wohnzimmer gefunden. Sie hat Jeremy am Sonntag ein Buch geschenkt und das bei mir vergessen. Als ich sah, dass das nicht ihr üblicher Lesestoff war, habe ich reingesehen. Es ist für Sie.« Ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen. »Sie hat etwas reingeschrieben.«
    Erst als er in seinem Hotelzimmer war, zum ersten Mal allein seit Samstagnacht, holte er das Buch aus der Tüte und betrachtete den Umschlag. Und zog die Brauen zusammen. Gedichte. Harte, beißende Verse von Charles Bukowski.
Die Liebe ist ein Höllenhund
lautete der Titel. Er holte tief Luft und schlug das Buch auf. Typisch für Mia war ihre Schrift – direkt, schnörkellos und unordentlich.
    Das ist nicht mein Herz. Eher meine Macke. Aber ich selbst dichte nur holprig, und der Typ spricht aus, was ich denke. Vielleicht mag ich doch Gedichte.
    Nicht ihr Herz? Oh. Er schloss die Augen und erinnerte sich. Die Nacht, als sie den Ring um seinen Hals gesehen hatte. Er hatte Christines Buch gelesen. Als er aufwachte, hatte es auf dem Nachttisch gelegen. Mia musste die Widmung gesehen haben. Und nun war Christines wunderbare Lyrik verloren, und in seinen Händen hielt er ein Werk voller grober, leidenschaftlicher und manchmal zorniger Worte. Aber das Gefühl, das dahintersteckte, berührte ihn tief, und während er zu lesen begann, erlaubte er sich endlich, die Tränen, die er so lange zurückgehalten hatte, laufenzulassen.
    Sie würde wieder auf die Beine kommen. Sie war zu sturköpfig, um etwas anderes zu akzeptieren.
Und das bin ich auch.

Montag, 11. Dezember, 15.55 Uhr
    E ine Krankenschwester steckte den Kopf ins Zimmer. »Sie haben Besuch, Detective.«
    Mia wollte am liebsten laut aufstöhnen. Ihr Kopf schmerzte. Seit man sie in ein normales Krankenzimmer gebracht hatte, riss der Strom an Besuchern nicht ab. Natürlich hätte sie die Schwester bitten können, niemanden mehr zu ihr zu lassen, aber jeder, der kam, war jemand, der ihr etwas bedeutete. Und dem sie etwas bedeutete. Was waren da schon Kopfschmerzen? »Okay. Lassen Sie rein, wer immer da ist.«
    Jeremy spähte um die Ecke, und Mia lächelte. »Hey, Kleiner.«
    »Hey.« Er näherte sich ihrem Bett. »Du siehst schon wieder ganz gut aus.«
    »Ich fühle mich auch schon wieder ganz gut.« Sie klopfte auf die Matratze. »Wie läuft’s in der Schule.«
    Er setzte sich vorsichtig neben sie. »Meine Lehrerin hat heute einen Fehler gemacht.«
    »Tatsächlich? Was denn für einen?«
    Und er erzählte ihr, wie die Lehrerin den Namen eines babylonischen Königs, von dem Mia noch nie gehört hatte, falsch ausgesprochen hatte, und während er redete, verschwanden ihre Kopfschmerzen und mit ihnen vorübergehend ihre Sorgen um ihre Gesundheit und ihre berufliche Laufbahn. Der Junge war in Sicherheit und würde ein vernünftiges Leben führen können. Sie hatte etwas von Bedeutung erreicht.
    Aber sie wollte, dass Jeremy mehr bekam. Manchmal lächelte er, und neulich hatte er sogar einmal gelacht. Er schien sich bei Dana recht wohlzufühlen, aber irgendwie reichte ihr das nicht. Sie wollte, dass er glücklich war, nicht nur zufrieden.
    Er hatte zu Ende erzählt und musterte sie nun misstrauisch. Dann sagte er: »Du hast auch einen Fehler gemacht an diesem Tag.« Er zog die hellen Brauen zusammen. »Du hast sogar gelogen.«
    An diesem Tag
musste er nicht näher erklären. »Hab ich?«
    Er nickte. »Du hast Kates gesagt, ich hätte dir nichts verraten. Aber das war gelogen.«
    »Hmm.« Also war die Geschichte über die Lehrerin nur eine schlaue Einleitung gewesen. »Tja, da hast du wohl recht. Wäre es dir in diesem Moment lieber gewesen, wenn ich die Wahrheit gesagt hätte?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.« Dann biss er sich auf die Lippe. »Meine Mutter hat auch gelogen.«
    Aha. »Du meinst, als sie sagte, sie hätte ihn nicht gesehen? Sie wollte dich beschützen.«
    »Und das wolltest du auch.« Plötzlich setzte er sich gerade auf. »Ich würde am liebsten bei dir wohnen.«
    Sie blinzelte. Öffnete den Mund. Wollte sagen, warum das nicht möglich war, aber kein einziges Argument kam über ihre Lippen. Es gab nur eine Antwort, die sie diesem Kind, das schon so
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