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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod
Autoren: Veit Heinichen
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Geplansche im Pool begann. Sie hatten am Tor geklingelt und mußten einige Augenblicke warten, bis Drakic öffnete. Wieder schloß sich das Stahltor mit dem üblichen Klack. Drakic gab den Mädchen ein Zeichen, worauf sie im Haus verschwanden. Dann führte er Wolferer zum Buffet. Im Licht sah man Wolferer an, daß er sehr entspannt war und ein bißchen matt. Die ersten zwei Gläser stürzte er in einem Zug hinunter, dann nahm er sich einen Teller und ließ sich Langustenschwänze darauf häufen. Drakic war ihm nicht von der Seite gewichen, und auch der junge Kopfersberg hatte sich zu ihnen gesellt. Sie prosteten sich zu und lächelten. Dann verschwand Drakic im Haus. Als er arrogant lächelnd zurückkam, hob er das Glas, nickte erst Wolferer zu und dann Spartaco.
    »Ich bin mir sicher, wir werden noch viel zusammenarbeiten, Herr Dr. Wolferer«, sagte Drakic und klopfte ihm fast aufdringlich auf die Schulter. »Es ist schön, daß Sie unser Gast sind. Das ist die Grundlage für viele weitere fruchtbringende Geschäfte!«
    »Wir werden sehen, Herr Drakic«, antwortete Wolferer abwehrend.
    »Aber sicher, mein Freund, wir werden sehen!«
    »Es ist soweit! Kommt rein!« lautete der Befehl, den Proteo Laurenti ins Funkgerät sprach. »Sgubin macht das Tor auf.« Sgubin rannte los. »Bring das Megaphon mit«, zischte Laurenti hinter ihm her.
    Über Funk hörte er das blecherne Zuschlagen einer Wagentür, und dann folgten kaum verständliche, kurze Anweisungen.
    23.20 Uhr
    Nichts lief wie geplant. Die Carabinieri hatten die Einfahrt und die Via Rossetti übernommen, die Beamten der Polizia Statale und der Guardia di Finanza sollten die Villa stürmen. Vor der Einfahrt waren die Männer in den kugelsicheren Westen postiert. Sie hatten sich in einem toten Winkel außerhalb der Reichweite der Überwachungskamera verborgen. Zunächst hatte Sgubin den Toröffner erst nach einigem Suchen gefunden. Es dauerte. Schließlich waren vier maskierte Polizisten über die Mauer geklettert und in den Garten hinuntergesprungen. Dann erst war das Geräusch der Elektromotoren zu hören, und der linke Torflügel ging mit einem leisen Schmatzen aus dem Schloß. »Er hat doch gesehen, wo der Schalter ist, als Eva Zurbano ihn betätigte«, fluchte Laurenti. Er hatte sich darauf verlassen, daß alles klappte, und war wie ein Flaneur von seinem Versteck im Garten zur Terrasse geschlendert. Er schien niemandem aufzufallen.
    Sgubin stürmte mit einem Megaphon hinter den Bewaffneten in ihren Panzerwesten her. Er rannte zu Laurenti, der kochte, weil alles so lange gedauert hatte, und ein Stück von den Gästen entfernt wartete.
    Und hinter den ersten Männern schlich sich Decantro, der Journalist, herein.
     
    Etwa fünfzig, sechzig Köpfe drehten sich zu Laurenti, als der seine Durchsage begann. Ganz plötzlich war es still geworden. Die Badenden waren aus dem Pool geklettert, standen triefend und nackt der Polizei gegenüber. Irgend jemand hatte die Musik abgestellt. Transportable Halogenscheinwerfer überstrahlten das Grundstück. Hinter Laurenti standen breitbeinig zwei Beamte mit kugelsicheren Westen, die Maschinenpistolen im Anschlag.
    »Polizia statale! Bleiben Sie stehen, wo Sie sind. Das Gelände ist umstellt. Ein Fluchtversuch ist aussichtslos. Bitte machen Sie keine Schwierigkeiten. Hier spricht die Polizei!«
    Es war dennoch Bewegung in die Gruppe gekommen. Mehr aus Verwunderung und Unruhe, weniger aus dem Willen zum Widerstand.
    Laurenti hatte darum gebeten, daß Männer und Frauen sich getrennt aufstellten, was unter Murren auch geschah. Die Männergruppe erinnerte Laurenti an eine Bande verlegener Jugendlicher, die sie vor vielen Jahren einmal nachts in einer Badeanstalt erwischt hatten. Zwei der Gäste hielten sich mit ihren Händen bedeckt und suchten mit unsteten Blicken nach Kleidung, hatten aber nicht den Mut, sich zu bewegen. Der Präsident der Schiffahrtsvereinigung versuchte vergeblich, seine Hose über den nassen Hintern zu ziehen, und hüpfte so lange auf einem Bein herum, bis er schließlich auf die Steinplatten fiel. Laurenti konnte sich bei seinem Anblick ein Grinsen nicht verkneifen. Es war ein zu komisches Bild, die Honoratioren einmal mit oder ohne Unterhosen vor sich zu haben.
    Die Mädchen standen eng beieinander und griffen aus einem Haufen Kleider, den eine von ihnen zusammengeklaubt hatte, das nächstbeste Stück Stoff. Die Blicke der Beamten hielten sie fest im Visier.
    Tatjana Drakic hatte ihr tief ausgeschnittenes
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