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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich
Autoren: James Ellroy
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die beiden dann - hörten Saxophonmusik und lebten glücklich bis ans Ende der letzten Saison meiner Jugend.

    Eine Woche nach dem Zwischenfall mit der Katze war Beckworth noch immer sauer.
    Wir waren auf dem Übungsplatz in Rancho-Park, wo ich - erfolglos - versuchte, seinen fürchterlichen Slice zu verbessern. Auf der Tagschicht arbeiten zu dürfen, kostete einen hohen Preis.
    »Scheiße. Verdammte Scheiße. O Gott«, murmelte Beckworth vor sich hin. »Zeig’s mir noch mal, Freddy.«
    Ich schnappte mir sein 3er Eisen und schickte einen Sanften auf die Reise. Zweihundert Meter. Direkt. »Schultern nach hinten, Lieutenant. Füße mehr zusammen. Langen Sie nicht nach dem Ball, gehn Sie ihm entgegen.«
    Er beherrschte es perfekt. Solange, bis er seinen Schläger schwang. Dann machte er alles so, wie ich es ihm nicht gesagt hatte, und gurkte den Ball ungefähr zehn Meter weit.
    »Sachte, Lieutenant. Probieren Sie’s noch mal.«
    »Gottverdammt, Freddy, ich kann heute nicht denken. Golf ist neunzig Prozent Konzentration. Ich hab’ die Form eines Spitzenathleten, aber ich kann mich nicht aufs Spiel konzentrieren.«
    Ich ging darauf ein: »Was hält Sie davon ab, Lieutenant?«
    »Kleinigkeiten. Unwichtiges. Dieser beschissene Partner von dir -kommt mir merkwürdig vor. Kriegsauszeichnung, okay. Gute Noten auf der Polizeischule, okay. Aber er sieht nicht aus oder benimmt sich nicht wie ein Cop. Er deklamiert Gedichte beim Appell. Ich glaube, er ist ein Homo.«
    »Wacky doch nicht, Lieutenant. Er liebt die Weiber.«
    »Das glaub’ ich nicht.«
    Ich spielte auf die unter dem Siegel der Verschwiegenheit wohlbekannte Vorliebe des Lieutenants für Negermösen an. Alle Bullen von der 77. Straße kannten ihn als Stammgast in Minnie Roberts’ Casbah - dem elegantesten Negerpuff im Süden der Stadt.
    »Nun, Lieutenant«, sagte ich flüsternd, »er liebt Weiber, aber es müssen ganz spezielle Weiber sein - wenn Sie mir folgen können.«
    Beckworth war angenehm erregt. Er lächelte, was er selten tat, und enthüllte dabei die beiden Zahnstümpfe in den Ecken seines Mundes. »Ich kann dir folgen, Freddy-Boy.«
    Ich schaute mich nach allen Seiten um, als wollte ich mich gegen Lauscher absichern. »Koreanerinnen, Lieutenant. Von denen kann er nicht genug kriegen. Er redet nur nicht gern darüber, weil wir da drüben Krieg führen. Wacky schielt ständig nach Schlitzaugen. Ecke Slauson Avenue und Hoover Boulevard ist ein Katzenstall, das auf die spezialisiert ist. Gleich neben der Absteige mit all den farbigen Mädchen - wie heißt sie noch mal? - Minnie’s Casbah. Wacky geht also in diesen Japsen-Salon. Manchmal hockt er in seinem Auto und schüttet sich ein paar hinter die Binde, bevor er reingeht. Er erzählte mir, er hätte schon jede Menge hoher Tiere vom Department in die Casbah reingehen sehen, die auf der Suche nach schwarzen Mösen waren, aber er will mir nicht sagen, wer. Wacky ist ein anständiger Kerl. Im Gegensatz zu vielen Streifen-Cops haßt er die hohen Tiere nicht.«
    Beckworth war bleich geworden, aber er hatte sich schnell wieder gefangen. »Okay, vielleicht ist er nicht schwul, aber er ist und bleibt ein Scheißkerl. Dieser Schweinehund. Ich mußte mein ganzes Büro desinfizieren lassen. Ich bin ein sensibler Mann, Freddy, und ich hatte Alpträume wegen der toten Katze. Und sag ja nicht, Walker hätte es nicht getan - ich weiß es.«
    »Streit’ ich ja gar nicht ab, Lieutenant. Er hat’s getan. Aber Sie müssen seine Gründe verstehen.«
    »Was für Gründe? Er haßt mich. Das ist sein Grund.«
    »Sie irren sich, Lieutenant. Wacky respektiert Sie. Er beneidet Sie sogar.«
    »Respekt! Neid! Was zum Teufel redest du da?«
    »Tatsache. Wacky beneidet Sie um Ihr Golf-Talent. Hat er mir gesagt.«
    »Bist du verrückt? Ich bin ein Hacker. Und er hat ein niedriges Handicap.«
    »Wollen Sie wissen, was er gesagt hat, Lieutenant? Er hat gesagt: ›Beckworth hat alle Bewegungen drauf. Nur wegen seiner Konzentration ist sein Spiel total im Arsch. Nur deswegen bringt er’s nicht zusammen. Ihm geht eine Menge im Kopf rum. Er ist ein guter Cop.
    Ich bin froh, daß ich nur ein blöder Straßenbulle bin. Wenigstens bleib ich unter achtzig. Der Lieutenant ist zu gewissenhaft, deshalb ist sein Spiel total im Arsch. Wenn er nicht so ein guter Cop wäre, würde er ohne Vorgabe spielen.‹ Das hat er gesagt.«
    Ich wartete eine Weile, bis sich alles gesetzt hatte. Beckworth glühte förmlich. Er legte das mißhandelte 4er Eisen
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