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Heimkehr in Die Rothschildallee

Heimkehr in Die Rothschildallee

Titel: Heimkehr in Die Rothschildallee
Autoren: Stefanie Zweig
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kann doch nicht sein. Das weiß ich genau. Weg ist weg, und futsch ist futsch. Wer was zurückhaben will, der muss beweisen, dass es ihm gehört hat. Das ist in Deutschland immer so gewesen. Das sagt mir mein Verstand. Aber wir sind nicht mit dem Beweis nach Theresienstadt marschiert, dass Johann Isidor Sternberg das Haus in der Rothschildallee 9 gehört hat. «
    »Nein, Betsy, das seid ihr nicht, aber Mörder und Diebe stehen in Deutschland nicht mehr unter dem Schutz des Staates. Wo es noch Erben gibt, wird jüdisches Eigentum zurückerstattet, wo nicht, geht das herrenlose Vermögen an eine Institution, die es jüdischen Menschen zukommen lassen wird. In unserem Fall hat sich der schlaue Herr Pius Ehrlich noch nicht mal die Mühe gemacht, sich ins Grundbuch eintragen zu lassen. So sicher war er, dass er zuschlagen konnte. Ihm und seinem Sohn, der bis vor drei Tagen als Eigentümer des Hauses galt, war es genug zu wissen, dass der Eigentümer der Rothschildallee 9 samt Familie deportiert und zum Mord freigegeben worden war. Dass einer von uns überleben könnte, kam Herrn Ehrlich und Sohn nicht in den Sinn.«
    Fritz erwartete, er würde Betsy noch einmal die schwierigen juristischen Zusammenhänge erklären müssen. Er nahm sie in den Arm wie ein Kind, das Trost braucht. »Der braune Theo muss das Feld räumen«, flüsterte er, »es ist nur eine Frage von Wochen. Landgerichtsdirektor Dr. Fritz Feuereisen steht bereits in den Endverhandlungen mit ihm. Der Ärmste ist als politisch schwer belastet eingestuft worden, und seine Einquartierung als Untermieter hat Vorrang beim Wohnungsamt.«
    »Du machst es einem nicht leicht«, sagte Betsy, »bei Sinnen zu bleiben. Erst Alice und der fromme Schwiegersohn, der nicht wissen darf, dass meine Tochter mir Fleisch schickt. Wie heißt das Zeugs?« »Biltong.«
    »Dann vier Enkelkinder, von denen ich gestern noch nichts wusste. Und jetzt das Haus. Unser Haus. Ein Stück von Johann Isidor, ein Stück von mir. Unser Heim. Das, was von der Vergangenheit blieb. Nein, ich werde nicht weinen. Ich werde gleich wie ein Schlosshund schluchzen, und man wird mich hinaustragen müssen. Keine Ahnung, wohin. Ruf Hans und Anna. Wenn einer es verdient hat, dann sie. Und hol Fanny. Sie weiß ja seit ihrer Kindheit, was ein Wunder ist.«

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