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Heimkehr in den Palast der Liebe

Heimkehr in den Palast der Liebe

Titel: Heimkehr in den Palast der Liebe
Autoren: Alexandra Sellers
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können?"
    "Vor allem müssen wir einen Ort finden, an dem wir sie vorläufig unterbringen können. Ashraf hat einen neuen Vorschlag ausgearbeitet, den er dem Rat der Stammesfürsten unterbreiten will. Man muss ja jetzt nicht mehr darüber verhandeln, dass sie etwas von ihren Territorien abgeben, aber die Flüchtlinge brauchen einen Ort zum Leben, so lange, bis ihre Häuser wieder aufgebaut sind. Ashraf hat einen mächtigen Verbündeten im Rat, Tabasis Sohn, er hat ziemlich viel Einfluss, dafür, dass er noch so jung ist. Es scheint so zu sein, dass der Rat seinen Entscheidungen im Großen und Ganzen folgt. Wahrscheinlich werden wir morgen zu einer Einigung kommen, allerdings zunächst nur für eine begrenzte Zahl von Flüchtlingen. Die übrigen …"
    "Könnte man sie nicht in Ghasibs neuem Palast unterbringen?" schlug Shakira vor. "Er ist furchtbar hässlich, aber Burry Hill ist schlimmer. Und er ist riesig, und es gibt sanitäre Anlagen! Im Moment steht er doch nur nutzlos herum, oder? Warum nicht etwas Sinnvolles damit anfangen?"
    Sharif warf den Kopf zurück und lachte. Warum in die Ferne schweifen, wenn doch das Gute so nah lag?
     
    "Hast du die ganze Zeit schon gewusst, wer er war?" fragte Shakira.
    "Ich wäre nie darauf gekommen. Er scheint den al Jawadis nicht zu ähneln", erwiderte Sharif.
    "Ein bisschen schon", warf sie ein. "Wenn er so herzlich lacht."
    "Es freut mich, dass ihr beiden zusammen gelacht habt", erwiderte er. "Bei unseren Gesprächen gab es kaum etwas zu lachen. Und es war reiner Zufall, dass ich ausgerechnet ihn fragte, ob er jemals etwas von einem Jungen gehört habe, der allein in den Bergen herumwanderte. Als wir darüber sprachen, wurde er immer aufgeregter, und dann fragte er nach dem Namen deines Vaters. Als er ihn hörte, konnte nichts ihn mehr aufhalten."
    Sie hatte Mazin wieder gefunden. Ihren Bruder. Bei einem Abendessen, zu dem der Sultan außer seinen Familienangehörigen und Tafelgefährten nur die Stammesfürsten eingeladen hatte. Er war von Tabasi, einem alten Scheich vom Stamme der Joharis, dessen Söhne alle einer schrecklichen Epidemie zum Opfer gefallen waren, adoptiert worden und nannte sich nun Scheich Mazin ibn Tabasi al Johari. Es war eine erschütternde Szene gewesen, als die Geschwister sich erkannten und in die Arme fielen.
    Inzwischen war es dunkel, und Shakira wanderte wieder einmal mit Sharif durch den Garten.
    Ihr Kopf lag an seiner Schulter, und sie gingen schweigend weiter, während der Mond höher stieg.
    "Nach alter Stammessitte hat dein Bruder unserer Heirat zugestimmt", sagte Sharif leise.
    "Ich muss dir etwas sagen, Sharif", sagte sie schnell. "Wenn du … wenn du mich danach immer noch heiraten willst, dann … dann sage ich Ja."
    Er schwieg.
    "Nichts, was du mir sagen könntest, könnte etwas daran ändern, dass ich dich zu meiner Frau machen möchte", sagte er schließlich.
    "Ich muss es dir erzählen."
    Er sah sie forschend an und nickte.
    "Es war …. es war im ersten Lager, in Parvan. Dort gab es einen Mann – jeder wusste, er war ein Kaljuk, denn er sprach manche Wörter so komisch aus, aber es schien ihm selbst nicht bewusst zu sein. Er war mit einer Parvani verheiratet und hatte jahrelang in Parvan gelebt."
    "Er war ein ganz übler Kerl, ging immer auf die Schwächsten los, stahl Nahrungsmitteln von Schwangeren!"
    Sharif brummte etwas Unverständliches.
    "Jeder wusste, oder vermutete, dass er Frauen vergewaltigte, aber er suchte sich immer welche aus – meistens Mädchen –, die keine Brüder oder Ehemänner hatten, die Vergeltung üben würden, und so passierte ihm nie etwas. Die betroffenen Frauen schwiegen aus Scham."
    Sharif schloss die Augen und holte tief Luft. "Du warst allein", stellte er fest. "Hattest niemanden, der dich gerächt hätte."
    "Ich war ungefähr zwölf. Es war kurz bevor meine Stiefmutter getötet wurde. Seit England war ich wieder ein Mädchen, weißt du, aber ich war immer noch … ich meine, ich war noch nicht in der Pubertät, also dachte ich … Ich meine, ich hatte keine Angst vor ihm, nicht so wie die anderen. Aber eines Tages …"
    Er hörte geduldig zu, kämpfte mit seinen Gefühlen. Ein rasender Zorn raubte ihm fast den Verstand.
    Eine Wolke verdunkelte den Mond, so dass Shakira Sharifs Gesichtsausdruck nicht sehen konnte.
    "Du weißt ja, die Flugzeuge aus Kaljukistan haben das Lager manchmal gezielt bombardiert, als ob es ein Spaß für sie wäre. Manchmal haben sie einzelne Personen regelrecht im Tiefflug
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