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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition)
Autoren: Alexis Harrington
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ansehen.« Coles Blick traf sie, und ein Zittern ging ihr durch und durch. Er musterte sie kühl wie ein Fremder von Kopf bis Fuß, ehe er sich abwandte.
    »Will hier jemand was von mir?« Eine wettergegerbte, spindeldürre Frau kam aus der nach hinten liegenden Küche. Sie hatte ihr graues Haar zu einem unordentlichen Knoten hochgesteckt, und ihr längliches Gesicht war zerfurchter als ein Pfirsichkern. Auf einer großen Kochgabel hatte sie einen rohen Rinderbraten aufgespießt. »Was zum Teufel habt ihr alle hier drin zu suchen?« Beiläufig wischte sie sich eine Hand an der blutbespritzten Schürze ab.
    Cole ließ Jess stehen und zog Eddie mit sich. »Ihm sind einfach die Beine weggeknickt, Mae. Er ist zusammengeklappt wie ein Papierschirm.«
    »Vielleicht bin ich auch nur über meine eigenen Beine gestolpert«, meinte Eddie halbherzig.
    Die alte Frau musterte den jungen Soldaten flüchtig. »Bring ihn nach hinten, damit ich ihn mir näher ansehen kann.« Dann verkündete sie lauthals, ohne ein Fünkchen Rücksicht auf seine Intimsphäre oder Würde: »Er braucht wahrscheinlich nur eine ordentliche Dosis Bittersalz, um ihn gründlich durchzuputzen. So ein verstopfter Darm kann ganz schön Probleme machen, ihr würdet es nicht glauben.« Mae, Eddie und Cole steuerten auf die Küche zu.
    »Du lieber Himmel, das kann sie doch nicht ernst meinen«, murmelte Jess. Sie ignorierte das kleine, fliegenverklebte »Zutritt verboten«-Schild neben der Küchentür und schob die Schwingtür auf.
    Am Fenster unterzog Mae Eddie einer kurzen Untersuchung, während Cole ihn auf den Beinen hielt, dann gab sie zwei gehäufte Esslöffel voll weißer Kristalle in ein Glas Wasser. »Es schmeckt nicht gerade gut, aber wenn du es in einem Schwung hinunterschluckst …«
    »Eddie Cookson, du wirst nichts dergleichen tun!«, fiel ihr Jess ins Wort und sie trat zu den dreien. Aus der Nähe wirkte Eddie trotz seiner militärischen Aufmachung sogar noch jünger.Sie streckte die Hand aus und drehte seinen Kopf am Kinn zu sich. Dabei fiel ihr auf, was der alten Frau ganz offensichtlich entgangen war. Glasige Augen. Verschwitzt und blass. Feuchtes Haar. Das konnte man nicht als »Verstopfung« abtun. Von der Wunde auf der Stirn tröpfelte Blut über die Wange, und seine Haut war unter ihrer Berührung merkwürdig klamm. »Wie fühlst du dich?«
    »Ich habe schon den ganzen Tag Kopfschmerzen, aber ansonsten ging es mir heute Morgen beim Aufwachen noch ganz gut, Ma’am. Dann, nach der Parade, na ja, ich weiß nur noch, dass ich auf einmal auf dem Boden lag. Mir ist nur irgendwie … schwummrig.«
    »Genau dafür ist das Salz ja da! Wenn einem schwummrig ist!« Mae rührte unverdrossen weiter, um das Salz im Wasser aufzulösen, jetzt mit grimmiger Erbitterung.
    Jess musste sich zurückhalten, um nicht mit den Zähnen zu knirschen. »Nein, keineswegs. Hier geht es nicht um ein Verdauungsproblem. Er braucht medizinische Hilfe, Mae.« Sie wusste zwar, dass auch viele ausgebildete Ärzte bei einer Vielzahl von Leiden auf Darmreinigung setzten, hielt selbst jedoch nichts von dieser Methode. Sie deutete auf die Dose mit dem Bittersalz. »Das wird ihn nur schwächen.«
    Als Mae sich ihr zuwandte, hatte sie einen hämischen Ausdruck im Gesicht, der noch verstärkt wurde durch ihre hoch angesetzten Nasenlöcher. »Ach, papperlapapp,
Doktor
Layton. Ich habe mich um die Leute schon gekümmert und ihnen Medizin verabreicht, bevor Sie geboren wurden.«
    »Das ist noch lang kein Grund, es auch weiterhin zu tun.« Wieder nahm sie Eddies Kinn und drehte sein Gesicht zu der alten Frau. »Er muss gründlich untersucht werden, und außerdem muss diese Wunde versorgt werden.«
    Mae schnaufte ungehalten auf. »Ich habe vor Ihrem Vater nicht klein beigegeben, Miss, und ich werde mir auch von Ihnen keine Vorschriften machen lassen. Haben Sie das Schild an der Tür nicht gesehen? Gäste haben in der Küche nichts verloren.«
    »Aber der
Hund
schon?« Jess deutete auf die flohverseuchte, gescheckte Promenadenmischung, die vor dem Fenster in der Sonne lag und an einem Knochen nagte. Das Tier setzte sich auf und kratzte sich heftig hinter einem Ohr, woraufhin ein Gestöber aus Haaren durch die Luft schwirrte. »Wo das Essen gekocht wird?«, fügte sie mit einem angewiderten Schaudern noch hinzu.
    Granny Mae bedachte sie mit einem säuerlichen Blick und drückte Eddie das Glas in die Hand. »Trink das. Runter damit.«
    In schierer Verzweiflung wandte sich Jessica
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