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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition)
Autoren: Alexis Harrington
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bevorzugtes Mittel gegen Brandwunden war Urin. Puh, wenn Granny Mae ihm auftrug, darauf zu pinkeln …
    Auf dem Weg zum Tor stieß er immer noch Verwünschungen aus und versuchte einzuschätzen, wie schwer die Verbrennung war. Dort angekommen hörte er merkwürdige Jubelrufe von der Straße, wie an Silvester, und vom Bahnhof her war die Dampfpfeife zu vernehmen, ein anhaltendes, scharfes Pfeifen, das bis hierher drang.
    Meine Güte, was war denn nur los?
    Alle strömten aus den Häusern, und aus den wiedereröffneten Geschäften liefen Kunden und Inhaber auf die Hauptstraße, um nachzuschauen, was der Lärm sollte. Dann sah er, wie Leroy Fentons Botenjunge auf dem Fahrrad die Straße heraufkam, mit einem Stück Papier wedelte und sich die Lunge aus dem Leib schrie.
    »Er ist aus! Der Krieg ist aus! Waffenstillstand! Die Kämpfe wurden heute Morgen um elf Uhr in Frankreich beendet! Der Krieg ist aus!«
    »Hol mich der Teufel«, sagte Cole laut und lachte. Er lehnte sich an den Torpfosten und beobachtete, wie die Menschen sich umarmten und jubelten. Dann und wann begutachtete er die Brandwunde, auf der sich bereits eine Blase bildete. Er zog sich mit den Zähnen den schweren Lederhandschuh aus und vergrößerte vorsichtig das Loch im Hemd, um die Verbrennung besser sehen zu können. Meine Güte, er wurde schon so ungeschickt wie Jeremy. Wenigstens hatte der Junge die Grippe überlebt. »Oh, verdammt«, murmelte er.
    »Brauchst du einen Arzt?«
    Coles Kopf flog nach oben, und er sah Jessica auf sich zukommen, ihre Arzttasche in der Hand. Sie wirkte ebenso müde und abgespannt wie er, aber sie lächelte, und obwohl ihre Röcke nass und schmutzig von der Straße waren, schien es ihm, als wäre die Sonne herausgekommen. Der Schmerz der Wunde war vergessen, aller Schmerz war vergessen, und er breitete die Arme für sie aus.
    Jessica ließ ihre Tasche in den Schlamm fallen, rannte die letzten paar Meter und warf sich in seine Arme. Er bedeckte sie mit Küssen, sog ihren Duft ein. Dann nahm er ihr Gesicht in beide Händen und fragte: »Jess, bist du das wirklich? Bist du wieder zu Hause?«
    »Ich bin zu Hause, Cole. Ich war ein Dummkopf. Ich hätte niemals weggehen sollen. Du hattest recht, ich gehöre hierher, zu dir, der Liebe meines Lebens. Ich bin gestern in Olympia aus dem Zug gestiegen und habe meine Fahrkarte gegen eine Rückfahrkarte umgetauscht. In Portland musste ich übernachten, um den Anschluss zu erreichen, und der Bahnhofsvorsteher dort sagte, ich wäre am Morgen zu Hause. Aber der Zug hatte Verspätung – die Union Station war überfüllt mit Menschen, die die guten Nachrichten gefeiert haben.«
    Er blickte zu ihr hinab, und in ihren Augen sah er dieselbe Liebe, die auch in seinem Herzen glühte. »Das macht doch nichts. Du bist zurückgekommen. Du bist hier. Der Krieg ist aus. Was für ein schöner Tag!«
    »Es ist ein
großartiger
Tag.«
    Er nahm sie hoch und wirbelte sie herum, vor Glück lachend. »Mensch, warte bloß, bis Pop das erfährt!«

Epilog
    »Jessica? Bist du fertig?« Susannah streckte den Kopf durch den Türspalt. Jess befand sich in dem kleinen Nebenzimmer von Horace Cooksons Büro.
    Sie nickte nervös. Susannah gab das Nicken an die kleine Gesellschaft in ihrem Rücken weiter und schlüpfte dann herein.
    »Hast du alles, was du brauchst? Ein Taschentuch?«
    Jess atmete tief durch. »Mir geht’s gut.« Sie griff nach Susannahs Hand. »Danke, dass du das für mich tust, dass du meine Trauzeugin bist. Ich weiß, nach allem, was geschehen ist, ist es nicht gerade der geeignetste Zeitpunkt für eine Hochzeit. Aber du siehst wunderschön aus.«
    »Ich fühle mich
geehrt
, deine Trauzeugin sein zu dürfen«, erwiderte Susannah. »Endlich ist alles so, wie es sein soll. Ihr beiden gehört zusammen. Ich hoffe, ihr werdet genauso glücklich wie Riley und ich es … waren.« Sie schluckte. In ihren Augen glänzten Tränen. Jess drückte ihr mitfühlend die Hand. »Hier ist dein Brautstrauß«, fuhr Susannah fort. »Ich habe ihn bei einem Blumenhändler in Portland bestellt. Der Schaffner hat ihn die gesamten fünfzehn Meilen bis hierher in der Hand gehalten, damit er nicht zerdrückt wird.«
    Jessica nahm den Strauß mit einem Lächeln entgegen. »Rosa Rosen.«
    »Das hat Cole mir aufgetragen. Er hat gesagt, es seien deine Lieblingsblumen.«
    Jess nickte, gerührt, dass er sich daran erinnert hatte.
    Die Hochzeit war in aller Eile innerhalb nur einer Woche organisiert worden. Jessica würde
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