Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr
Autoren: Richard Bach
Vom Netzwerk:
Inhaltsverzeichnis:
    Familie
    Schule
    Studium
    Arbeitsplatz
    Geld
    Verantwortung
    Verpflichtungen
    Hilfsbereitschaft
    Sorge für andere
    In diesem Tenor ging es weiter. Zwei Seiten in kleiner Schrift, nur für die Kapitel. Wenn Dickie irgendwelche Probleme beim Einschlafen hatte – hier war die Lösung.
    Ich klappte das Buch an irgendeiner Stelle auf und las: Ein wichtiger Teil des Arbeitsumfeldes besteht in der Vorsorge für Begünstigungen bei der Erwerbstätigkeit. Ein guter Plan für die Altersvorsorge ist soviel wert wie ein höheres Gehalt, und eine automatische Anpassung an die Lebenshaltungskosten ist so wertvoll wie Ersparnisse auf der Bank.
    Igitt, dachte ich. Warum findet nicht jeder selbst heraus, was ihm Spaß macht und wie er sich selbst verwirklichen kann?
    Ich machte einen neuen Versuch.
    Alles was du tust, spiegelt sich in der Familie wider.
    Bevor du etwas tust, was sie in Verlegenheit bringen könnte, überleg dir folgendes: Wird meine Familie glücklich sein, wenn ich es tue?
    Ach, du liebe Zeit. Der dritte Versuch wird vielleicht ein Treffer.
    Gott beobachtet dich. Der Zeitpunkt wird kommen, und Er wird dich fragen: Bist du ein guter Bürger gewesen? Sag ihm, daß du es wenigstens versucht hast.
    Ich schluckte betreten, wurde immer nervöser und überflog die Seiten. Das Kind will wissen, was ich in den letzten fünfzig Jahren gelernt habe, und dann bekommt es so etwas vorgesetzt? Wie kann ein Engel solch höllische Gedanken aufschreiben?
    Du schaffst dir deine eigene Realität, um sicherzugehen, daß du eine glückliche Wirklichkeit gestaltest. Bring deinen Mitmenschen gegenüber Opfer, und sie werden nett zu dir sein.
    Ich war überrascht, wie schwer es war, ein Buch in zwei Teile zu zerreißen. Als ich es geschafft hatte, hielt ich eine der zerstörten Hälften Shepherd vors Gesicht. »Du schaffst dir deine eigene Realität? Und sie werden nett zu dir sein? Ich kann mir nicht vorstellen, daß du so verrückt bist, das zu glauben, oder so verrückt, daß du meinst, ich glaube so einen Quatsch. Auf jeden Fall bist du so vermessen, solche Plattheiten in ein Buch für ein unschuldiges Kind zu packen — für Dickie. Und der soll das auch noch lesen. Wirklichkeit ist das, was er mit seinen Augen sieht? Für welchen diabolischen Geist arbeitest du?«
    Ich brach ab, weil ich nicht mehr lauter werden konnte, und ich spürte, wie meine Hand zitterte, mit der ich die Seiten des Buches vor seine Nase hielt.
    »Man darf es nicht so wörtlich nehmen«, erwiderte er nervös. »Ich kann den Inhalt noch ändern, wenn du möchtest…«
    »Shepherd, der kleine Junge hat einen Traum. Er hat eine große Idee, um das Leben zu finden, das er leben möchte, damit er nicht die Hälfte eines Jahrhunderts damit verbringt, Dichtung und Wahrheit auseinanderzuhalten. Du nimmst ihm einfach seinen Traum weg und lenkst seine Gedanken auf die Nützlichkeit der Erwerbstätigkeit? Und dann behauptest du auch noch, dieser Quatsch sei von wir?«
    »Du hast es versprochen«, beharrte er störrisch, und seine Stimme triefte vor Rechtschaffenheit. »Aber du hast dich nicht genügend darum gekümmert, dieses Buch zu schreiben. Ich wollte dir die Sache nur erleichtern.«
    Ich wurde von einer Zorneswelle hinweggespült und erkannte die Zeichen am Ufer: ›Vorsicht, Stromschnellen!‹ Welche Stromschnellen? Hätte ich noch wütender werden können, als ich es in dieser Minute schon war? Sollte ich diese Kreatur nicht sofort mit bloßen Händen erwürgen?
    Ich beruhigte mich wieder ein wenig, und meine Stimme wurde sehr leise: »Shepherd, du bist mündig genug, um das zu tun, was immer du tun möchtest. Aber wenn du einem unschuldigen Kind einen solch faden Brei vorsetzt, als das geistige Werk eines halben Jahrhunderts ausgibst und obendrein noch meinen Namen auf diesen Unsinn schreibst…« An dieser Stelle haben meine Augäpfel bestimmt geglüht wie feurige Kohlen. »… dann werde ich dich in die Hölle schicken und dich Seite um Seite mit diesem Buch ausstopfen.«
    Meine Drohung hat er bestimmt nicht wörtlich genommen, aber von meiner Wut schien er beeindruckt zu sein.
    »Ich habe verstanden«, sagte er nur. »Und ich bin froh, daß du dir deswegen Sorgen machst.«
    Das ist das Schöne an Engeln — sie sehen immer nur die freundlichen Seiten des Daseins.

4
     
    Ich nahm mein Gepäck und stapfte kopfschüttelnd von dem Wagen weg. Wieder eine Lektion gelernt, dachte ich. Bloß, weil irgend jemand aus einer anderen Dimension in dein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher