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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr
Autoren: Richard Bach
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College-Lehrers, der mit überkreuzten Armen an seinem Auto lehnte und mich aufmerksam betrachtete.
    »Es macht bestimmt Spaß«, sagte er zu mir. »Es sieht von hier unten aus wie ein buntes Feuerwerk.«
    »Ein herrliches Vergnügen«, bestätigte ich, packte meine Sachen auf den Rücken und ging zu seinem Wagen. »Sie ahnen gar nicht, wie sehr ich diese Fahrt mit dem Auto zu würdigen weiß.«
    »Ich kann es mir vorstellen«, erwiderte er lächelnd. »Und ich bin froh, wenn ich Ihnen einen Gefallen tun kann.« Er reichte mir seine Hand. »Mein Name ist Shepherd.«
    »Richard«, sagte ich und drückte seine Hand.
    Ich hievte den verpackten Gleitschirm auf den Rücksitz und ließ mich auf den Beifahrersitz seines alten, verrosteten Ford, Baujahr 1955, nieder. Ein Buch lag mit dem Rücken nach oben neben mir auf den zerschlissenen Sitzpolstern.
    »Fahren Sie links auf den Highway«, sagte ich zu Shepherd. »Dann ist es nur eine Meile bis zur nächsten Ausfahrt.«
    Er startete den Motor, fuhr dann gemächlich auf den Highway und nahm die von mir beschriebene Ausfahrt.
    »Ein herrlicher Tag, nicht wahr?« bemerkte ich nach einer Weile. Wenn mich schon jemand bis zum Gipfel fuhr, wollte ich ihn nicht die ganze Fahrt über anschweigen.
    Er konnte mir nicht antworten, weil er sich auf den Verkehr und die Straße konzentrieren mußte.
    Und dann fragte er völlig unvermittelt: »Haben Sie schon einmal jemanden getroffen, der einer Person in einem Ihrer Bücher ähnelt?«
    Mein Herz rutschte tiefer. Es ist bestimmt nicht das Ende der Welt, wenn ein Fremder meinen Namen kennt. Wenn man schon eine bekannte Persönlichkeit ist, kann man nie sicher sein, daß der Gegenüber, mit dem man es gerade zu tun hat, noch nie von einem gehört hat. Was
    würde als nächstes geschehen? Wenn er ein Holzkopf war, würde ich mir wie ein prächtiger Idiot vorkommen, seinem Geschwätz völlig ausgeliefert.
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, daß Shepherd vielleicht ein Bekloppter war und ich am besten daran täte, die Beifahrertür zu öffnen und auf die Straße zu springen. Einen Sekundenbruchteil später beschloß ich, ihm eine Chance zu geben, denn aus dem Wagen springen konnte ich immer noch, wenn es notwendig sein sollte. Außerdem wäre das nicht unbedingt eine Antwort auf seine Frage gewesen.
    »Alle Personen in meinen Büchern sind echt«, beantwortete ich seine Frage. »Obwohl ich einige von ihnen noch nicht in der Realität getroffen habe.«
    »Existiert Leslie wirklich?«
    »Eine häufig gestellte Frage.« Worauf wollte er eigentlich hinaus? Die Unterhaltung hatte ihre anfängliche Naivität verloren. »Sie können hier einbiegen«, sagte ich zu ihm. »Das ist schon die Bergstraße. Sie ist dreckig und stellenweise sehr steil, aber trotzdem sehr leicht zu fahren. Allerdings müssen Sie auf dem Gipfel sehr vorsichtig sein, denn Gleitschirmfliegen macht soviel Spaß, daß Sie leicht von dieser Freude angesteckt werden können, wenn Sie nicht sehr aufpassen und schnell umkehren. Sie werden dann nicht mehr der gleiche Mensch sein wie zuvor.«
    Shepherd ignorierte mein Ablenkungsmanöver. »Der Grund, warum ich Sie gefragt habe, ist einfach der, daß ich eine der Personen bin, über die Sie schreiben. Ich war bei Ihnen, als Sie noch ein Junge waren. Ich bin ein lehrender Engel.«
    Ich war zutiefst alarmiert. »Genug der Umschreibungen«, sagte ich brüsk. »Jetzt sagen Sie mir, was Sie wollen.«
    »Wir sprechen nicht darüber, was ich will, Richard, sondern darüber, was du willst.«
    Der Wagen fuhr jetzt so langsam, daß ich hätte hinausspringen können, ohne gleich tot zu sein. Noch hatte er mich keinen gottlosen Antichristen genannt, und er war sicherlich unbewaffnet, deshalb blieb mein erster Eindruck von seiner Liebenswürdigkeit bestehen. Er redete wie ein Verrückter, aber ich mochte den Mann.
    »Wenn du ein lehrender Engel bist«, sagte ich zu ihm, »dann weißt du bestimmt auch die richtigen Antworten.«
    Er wandte sich mir direkt zu und lächelte. Er schien überrascht zu sein. »Den Nagel auf den Kopf getroffen. Natürlich weiß ich die Antworten. Deshalb bin ich ja hier. Woher weißt du das?«
    »Ich habe ein paar Fragen «, antwortete ich. »Ich werde fragen, und du wirst mir antworten. Okay?« Wenn Shepherd wirklich ein Wesen aus einem meiner Bücher war, würde ich das jetzt herausfinden.
    »Nur zu«, sagte er.
    Ich wandte mich ihm direkt zu. »Als Kind hatte ich zwei Stofftiere. Wie hießen sie?«
    »Das Kamel
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