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Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Titel: Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)
Autoren: Werner Bartens
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»durch die Zulassung belegt«, heißt es im Entwurf für Medikamente gegen seltene Leiden. »Das geht an der Realität vorbei«, sagt Ludwig. »Für die Zulassung sind viele Substanzen schlecht geprüft, so dass von einem Nutzen oft nicht die Rede sein kann.«
    Beispiel Nierenkrebs: Seit 2006 wurden sechs Wirkstoffe zugelassen, ohne dass ihr Nutzen bewiesen war – drei davon mit dem Etikett »zur Behandlung seltener Leiden«. Über eines urteilte die Europäische Arzneimittelbehörde 2009, dass es »wohl klinisch nicht relevant« sei, da Patienten keinen Vorteil hätten. »Deutlicher kann man kaum sagen, dass ein Mittel nichts taugt«, sagt Ludwig.
    Der Entwurf sieht zudem vor, dass auf Nutzennachweise auch verzichtet werden kann, wenn die Belastung für die Krankenkassen nicht hoch ausfällt. »Der Preis kann doch kein Maßstab sein, ob Vor- und Nachteile für Patienten kritisch geprüft werden«, sagt Gerd Antes.
    Der neue Entwurf sieht auch eine Beweislastumkehr vor. Bisher mussten Hersteller belegen, dass ihre Mittel nötig und überlegen sind. Jetzt sollen Prüfstellen wie das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) die »Unzweckmäßigkeit« beweisen. Das schwächt die unabhängige Nutzenbewertung zusätzlich. »Patienten müssen wissen, ob die Mittel, die sie nehmen, etwas nutzen«, sagt Klaus Koch vom IQWiG. Michael Clarke vom britischen Cochrane-Zentrum in Oxford sieht die Folgen einer Gesetzesänderung drastischer: »Das wäre ein Desaster und würde Menschen umbringen.«

Was tun? Aufruf für eine bessere Medizin
    Wer die medizinischen wie politischen Zusammenhänge sieht und erkennt, die in diesem Buch beschrieben werden, müsste eigentlich laut aufschreien und sich lange vor Schmerzen winden – oder endlich aktiv werden. Denn viele der Probleme, die hier beschrieben werden, könnten gelöst werden. Wenn man nur wollte – und es genügend Mitstreiter gäbe. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, aktiv zu werden:
     
Vertiefen Sie sich in die Fachliteratur, die hier angegeben ist! Was ich schreibe, habe ich mit hochrangigen Analysen und Artikeln von Experten belegt. Dort finden Sie noch viel mehr Details zum Zustand der Medizin. Aber Vorsicht: Manchmal verschlimmert sich der Eindruck noch, wenn die Hindernisse für eine bessere Medizin in nüchterner Fachsprache schonungslos analysiert werden.
In diesem Buch sind viele Ärzte, Forscher und andere Experten genannt, die bereits etwas dafür tun, dass die Medizin besser wird. Nehmen Sie Kontakt zu diesen Leute auf, oder unterstützen Sie ihre Arbeit, wenn Sie etwas verändern wollen.
Finden Sie Gleichgesinnte. Bei jeder öffentlichen Veranstaltung sprechen mich Ärzte, Pflegekräfte und Patienten an, die sich fragen, wo sie mit anderen Menschen aus ihrer Berufssparte aktiv werden könnten. Es sind mehr, als Sie denken!
Sie können demonstrieren, politisch aktiv werden oder sich als Ärzte in Ihren Fachverbänden und im Kollegenkreis dafür einsetzen, dass die Medizin sinnvoller, effektiver und vernünftiger – und dabei kostengünstiger – wird.
    Es gibt viele Bereiche in Medizin und Gesundheitswesen, die dringend einer Veränderung bedürfen und für die es sich als Arzt wie Patient zu kämpfen lohnt. Sofort wie auch langfristig. Schauen Sie, ob etwas dabei ist, das Sie besonders stört und wo Sie Ihr Engagement als besonders hilfreich empfinden würden:
     
Ärzte müssten sich stärker für eine standespolitische Stärkung der Psychosomatik einsetzen und, wenn das nicht gleich gelingt, auf jeden Fall das psychosomatische Denken in jeder Fachdisziplin verankern. Fast die Hälfte aller Patienten kommt schließlich mit psychosomatisch überlagerten Symptomen in die Praxis. Im Mittel dauert es sechs Jahre, bis ein Arzt erkennt, was diesen Patienten tatsächlich fehlt. Patienten müssen ihren Ärzten allerdings auch sagen, wenn die Seele drückt und in Beruf, Beziehung oder anderen Lebenszusammenhängen die Probleme so groß sind, dass sie körperliche Beschwerden verursachen.
Ärzte sollten sich nicht hinter Technik verstecken, sondern das Humanum in der Medizin erkennen. Der Mensch ist keine Maschine – er schreibt bewusst oder unbewusst jeder medizinischen Behandlung eine Bedeutung zu, die mit darüber entscheidet, wie stark die Therapie wirkt. Eine Medizin, die sich daran ausrichtet, wird jedoch politisch weder gefördert noch anständig honoriert – ein Skandal, gegen den Ärzte wie Patienten vorgehen
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