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Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Titel: Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Bartens
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jährlich in deutschen Kliniken stattfinden, würde das horrende Zahlen ergeben: 500000 Menschen erlitten jährlich Schäden durch die Medizin, 140000 davon durch Behandlungsfehler.
    Ähnlich ungenau sind Angaben zu Todesfällen. Für die USA war das Institute of Medicine 2000 zu dem Schluss gekommen, dass dort jährlich 44000 bis 98000 Menschen durch ärztliche Irrtümer ums Leben kommen. »Bei 234 Millionen chirurgischen Eingriffen weltweit sind wir es den Patienten schuldig, alles zu versuchen, um Komplikationen während und nach der Operation zu vermeiden«, sagt der kanadische Arzt Bryce Taylor. In reicheren Ländern kommt es bei drei bis 16 Prozent der Operationen zu größeren Zwischenfällen. Bleibende Schäden und Todesfälle kommen bei 0,4 bis 0,8 Prozent der Eingriffe vor. In ärmeren Nationen ist die Komplikationsrate höher. In Entwicklungsländern sterben fünf bis zehn Prozent der Menschen nach einer größeren Operation.
    Inzwischen gibt es Checklisten für Operationen und die tägliche Hygiene. Darin steht beispielsweise, dass man sich vor einem Eingriff vergewissern sollte, den richtigen Patienten vor sich zu haben. Der Chirurg Patchen Dellinger von der Universität Washington, der daran beteiligt war, eine Checkliste der WHO auszuarbeiten, hat immer wieder die gleiche Reaktion von medizinischen Laien gehört. Sobald er über das Thema redete, war die erste ungläubige Rückfrage: »Soll das etwa heißen, dass ihr alle diese Dinge vorher nicht berücksichtigt habt?«
    Medikamentenzwischenfälle sind viel schwerer aufzudecken als OP-Fehler. »Arzneimittel zu geben ist ein Hochrisikoprozess«, sagt Daniel Grandt von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen schätzt, dass 80000 Patienten jährlich in Deutschland wegen Nebenwirkungen ins Krankenhaus müssen. 40 Prozent der Fälle wären vermeidbar. In den USA hat sich die Zahl schwerer Arzneimittelzwischenfälle seit 1998 bis 2005 von 35000 auf 90000 mehr als verdoppelt. [121]   Todesfälle durch Medikamente haben sich von 5500 auf etwa 15000 sogar nahezu verdreifacht. »Das derzeitige System schützt Patienten nicht genug«, sagt Thomas Moore vom Institute for Safe Medication Practices in Pennsylvania.
    In Deutschland fehlt ein Register. »Es gibt keine belastbaren Daten, aber man kann Zahlen aus den USA oder Kanada übertragen«, sagt Grandt. »Die Dimension ist mit den 5000 jährlichen Todesfällen im Straßenverkehr vergleichbar – gegen diesen Missstand wird aber weitaus mehr getan.« Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gibt 15000 bis 17000 unerwünschte Nebenwirkungen durch Medikamente jährlich an. Dazu zählen 1200 bis 1400 tödliche Komplikationen. »Das sind weder alle Nebenwirkungen noch Todesfälle«, sagt Ulrich Hagemann, der beim BfArM lange für die Überwachung von Arzneimitteln zuständig war. »Leider muss man vermuten, dass die Mehrzahl der Ärzte keine Nebenwirkungen meldet.«
    Hygienemängel sind ein besonderes Alarmsignal. Verschmutztes OP-Besteck ist der offensichtlichste Warnhinweis dafür, dass in einer Klinik etwas nicht stimmt und dass Personalmangel und Einspardruck Patienten in Gefahr gebracht haben. »Das sind meist keine individuellen Fehler von Mitarbeitern«, sagt Matthias Schrappe, »das ist oft ein Führungsproblem, ein Managementproblem.« Früher war Schrappe Ärztlicher Direktor einer Klinik, dann leitete er das Institut für Patientensicherheit der Universität Bonn. Er hat beobachtet, wie sich viele Krankenhäuser verändert haben, wie alles wirtschaftlicher werden muss und daher auch OP-Säle und die dazugehörige Sterilisation zentralisiert werden.
    Es muss schneller gehen als früher, Eile und Arbeitsdichte haben zugenommen. Bisweilen arbeiten in den Sterilisationen nur angelernte Hilfskräfte, die »sehr spezielle Geräte« bedienen müssen, wie Schrappe es nennt. Natürlich müsse in großen Zentralsterilisationen, wo die Mitarbeiter eher anonym arbeiten und der Operateur nicht mehr nebenan steht, besonders gut kontrolliert werden. Tauchten erste Anzeichen für Probleme auf, müsse sofort gehandelt werden. »Die Ablagerungen sind ja nicht erst einen Tag da«, sagt Schrappe.
    Die größte Gefahr im Krankenhaus sind allerdings nicht verschmutzte OP-Instrumente, sondern Keime. Ob sie in Schach gehalten werden oder Patienten gefährden, hängt davon ab, ob genügend Ärzte und Pflegekräfte auf den Stationen arbeiten und

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