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Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Titel: Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?
Autoren: Stefan;Weiss Bonner
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die Heilung Ihrer Gebrechen und der Weg in den Himmel seien lediglich eine Frage großzügiger Geldspenden. Und misstrauen Sie prinzipiell erst mal jedem, der behauptet, die einzige Wahrheit würde zwischen zwei Buchdeckeln stecken – alle Bücher sind schließlich von Menschen verfasst worden. Und der Mensch ist nicht nur die größte Fehlerquelle auf diesem Planeten, sondern er hat oft eigennützige Gründe.
    »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.«
    Immanuel Kant
    In Zeiten einer Vielfalt von Weltanschauungen ist Religion nur eine von vielen Spielarten. Es gibt viele Möglichkeiten, die Welt und den Lauf der Dinge zu erklären, und in diesem Zug müssen wir auch in Betracht ziehen, dass da oben vielleicht überhaupt niemand ist.
    Den Wert des Lebens können wir auch erkennen, wenn wir uns als Menschen nicht so wichtig nehmen und nicht davon ausgehen, dass einer für uns einen besonderen Plan hegt. Und so kann gerade die Annahme einer gottlosen Gegenwart uns zum Nachdenken darüber anregen, wie wir unser Leben sinnvoll gestalten und mit unserer Welt umgehen. Die hätte es nämlich dringend nötig, dass wir endlich aufhören, über die Existenz oder Nichtexistenz eines unsichtbaren Wesens zu streiten und unsere Aufmerksamkeit den Brennpunkten der Erde widmen.
    Wenn Gott nämlich nicht kommt und den Klimawandel stoppt, die Welt von Hunger, Krieg und aids befreit oder das Artensterben beendet, dann stehen wir bald ganz schön doof da. Die Gefahr besteht, dass wir im stillen Gebet und im Glauben an den göttlichen Plan hinter allen Dingen den Zeitpunkt verpassen, an dem wir das Ruder noch herumreißen können.
    Ob es Gott gibt oder nicht, kann keiner von uns mit Sicherheit sagen. Sicher ist aber: Bis jetzt hat Er die Welt noch nicht gerettet, und die Wahrscheinlichkeit, dass Er sich in den nächsten Jahren endlich dazu durchringt, ist nicht sehr hoch.
    Wenn wir für einen Moment auf den Gedanken von Transzendenz verzichten, können wir einige Gewissheiten festhalten: Wir sind nur für eine begrenzte Zeit auf diesem kartoffelförmigen Planeten, der irgendwo in den unendlichen Weiten des Universums herumeiert. Wir werden alle sterben. So weit, so Binsenweisheit. Da keiner weiß, was danach kommt, sollten wir es uns und anderen während unserer Lebenszeit so gut gehen lassen wie nur irgend möglich. Denken wir also weniger über das nach, was möglicherweise die Erbschuld des Menschen sein könnte, und freuen uns an dem, was wir haben – zum Wohle aller. Wir sollten davon ausgehen, dass das Leben umso kostbarer ist, gerade weil wir eben nicht wissen, warum es eigentlich existiert. Es ist einfach da.
    Ich glaube nicht, dass es einen Sinn des Lebens gibt, der über das hinausgeht, was Menschen sich selber als Sinn setzen können. Das kann ein humanitärer sein, das kann ein Aufklärungsgedanke sein.
    Roger Willemsen
    Wer also gerne an einen allmächtigen Gott glauben möchte, der kann das tun, selbstverständlich auch als Kirchenmitglied. »Das Christentum kann Gläubigen viel schenken, Transzendenz, Trost, Ekstase, Seelentiefe. Es kann herrlich sein – als Privatsache. Als solche gehört es im besten Sinne zu Deutschland«, schreibt Dirk Kurbjuweit. Anders ausgedrückt: Wer mag, soll glauben, es aber selbst finanzieren, genau wie jedes andere erfüllende Hobby. Das heißt: Kirche und Staat sollten weder finanziell noch sonst wie verbandelt sein, vor allem, wenn eine immer größere Zahl der Bundesbürger zunehmend ohnehin nicht mehr in traditionell christlicher Manier glaubt.
    Ob Sie persönlich mit oder ohne Religion besser dran sind, das müssen Sie selbst herausfinden. Seien Sie so frei. Schließlich haben wir alle (vielleicht) nur das eine Leben. Wer weiß das schon so genau.

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    Literaturverzeichnis
    Antweiler, Christoph/Lammers, Christoph/Thies, Nicole (Hg.) : Die unerschöpfte Theorie. Evolution und Kreationismus in Wissenschaft und Gesellschaft , Aschaffenburg: Alibri 2008.
    Beck, Ulrich : Der eigene Gott. Von der Friedensfähigkeit und dem Gewaltpotential der Religionen , Frankfurt am Main/Leipzig: Verlag der Weltreligionen 2008.
    Becker, Jürgen : Ja, was glauben Sie denn? Ein Religions-TÜV , Köln: KiWi 2007.
    Benedikt xvi .: Licht der Welt: Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit. Ein Gespräch mit Peter Seewald , Freiburg: Verlag Herder 2010.
    Benjamin, Walter : Kapitalismus als Religion (Fragment, 1921).
    Berger, David : Der heilige Schein. Als schwuler Theologe in der
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