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Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Titel: Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?
Autoren: Stefan;Weiss Bonner
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mitmachen will, weil ihm die Zeit mit seiner Familie wichtiger ist, steht schnell außerhalb des Wertesystems.
    Darüber hinaus beharren Geistliche und Gurus nicht ganz zu Unrecht darauf, dass alle Genüsse hohl sind, wenn sie das Fundament vermissen lassen. In einem solchen schönen neuen Religionsersatz fehlen am Ende Moral, Werte und soziales Engagement – mit denen die Kirche wirbt. Aber ist die säkulare Gesellschaft wirklich so arm dran, wie uns die Kirche gern glauben machen möchte, indem sie ihre Rolle als soziales Allheilmittel postuliert?
    »Ich verwahre mich vehement gegen den lächerlichen Vorwurf, man könne seinen Kindern die entscheidenden Grundwerte und den Sinn des Lebens nicht vermitteln, wenn man nicht Mitglied einer Kirche, eines Tempels, einer Synagoge oder eines Aschrams wäre. Ich habe größte Ehrfurcht vor dem Wunder des Lebens, und ich würde mich als zutiefst moralischen Menschen bezeichnen.«
    Meryl Streep
    »Im Leben geht es um Liebe und Erkenntnis«, sagt der Philosoph Michael Schmidt-Salomon. Er macht dafür in seinem Manifest des evolutionären Humanismus »zehn Angebote«, die den Zehn Geboten des Christentums gegenüberstehen und zu denen unter anderem die folgenden Vorschläge gehören: fair zu anderen zu sein, nicht zu lügen und zu betrügen, offen für Kritik zu sein, die Dinge zu ergründen, bevor man sie verurteilt, das Leben zu genießen und es in den Dienst einer größeren Sache stellen, um die Erde zu einem lebenswerteren Ort zu machen. Der Humanismus ist eine Weltanschauung, die auf die Philosophie der Antike zurückgreift und für Toleranz, Mitgefühl und Gewaltfreiheit eintritt. Wichtig ist das Glück und Wohlergehen der Gesellschaft und des Einzelnen, dessen Würde und Persönlichkeit respektiert werden sollen. Ganz oben auf der Liste stehen daher Bildung, Freiheit und Selbstentfaltung.
    Schmidt-Salomon sieht im Humanismus eine »moderne Leitkultur«. Liebe und Erkenntnis, weltliche Genüsse oder Hobbys, Freundschaft oder ein sozialer oder humanistischer Zweck, für den man sich einsetzt – viele Dinge zusammen können unserem Leben Halt und Richtung geben und uns durchs Leben lotsen, selbst wenn wir die Kirche hinter uns lassen. Dabei bräuchten wir stramme Ethik und rigide kirchliche Vorgaben wirklich nicht, wenn wir einsähen, dass wir von solch einem Humanismus letztendlich alle profitieren. Wie der Wissenschaftsjournalist Stefan Klein schreibt, ist es gut für uns, Gutes zu tun. Es hilft uns, als Individuum und als Gesellschaft weiterzukommen. In Der Sinn des Gebens schildert Klein, dass Menschen glücklicher sind, die etwas verschenken und es nicht selbst behalten. »In Wirklichkeit«, sagt er dort, »funktioniert kein menschliches Zusammenleben ohne Selbstlosigkeit, und in Zukunft wird Altruismus sogar noch wichtiger werden. Wir können es uns schlicht nicht mehr leisten, an dieser Ressource Raubbau zu betreiben.« Für Klein ist der Schlüssel zum Glück der Menschheit, dass wir uns bewusst machen, wie abhängig wir voneinander sind. »Je mehr Menschen einander brauchen – und sich ihre Bedürfnisse eingestehen –, umso eher sind sie zum Teilen und zur gegenseitigen Hilfe bereit.«
    Zu diesen Bedürfnissen gehört es nun mal auch, geliebt zu werden. »Für mich stellen Liebe und Mitgefühl eine allgemeine, eine universelle Religion dar«, bekannte beispielsweise Tendzin Gyatsho, besser bekannt als der vierzehnte Dalai Lama. »Man braucht dafür keine Tempel und keine Kirche, ja nicht einmal unbedingt einen Glauben, wenn man einfach nur versucht, ein menschliches Wesen zu sein mit einem warmen Herzen und einem Lächeln, das genügt.« Und selbst im schnöden Kapitalismus kamen Menschen von alleine auf moralische Ideen. »Wenn du zu den glücklichsten ein Prozent der Menschheit gehörst, schuldest du es dem Rest der Menschheit, dir Gedanken über die anderen neunundneunzig Prozent zu machen«, so schon Finanzmogul Warren Buffett, der sich selbst als Agnostiker bezeichnet. Dass man sich auch ohne kirchlichen Hintergrund sozial engagieren kann, zeigen Organisationen wie Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen, Help – Hilfe zur Selbsthilfe e.V., Greenpeace oder Rotary International, die sich, ohne konfessionell gebunden zu sein, für den guten Zweck einsetzen. Auch der Schauspieler Karlheinz Böhm gründete sein Hilfswerk Menschen für Menschen nicht aus religiöser Motivation heraus. »Wenn ich Ihnen sagen müsste, an was ich glaube«, so Böhm,
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