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Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Titel: Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?
Autoren: Stefan;Weiss Bonner
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»dann würde ich Ihnen zur Antwort geben: Schauen Sie doch meine Arbeit an!«
    Im Grunde ist jeder nicht-gläubige Mensch, der sich aus einem Ideal heraus für die Menschheit einsetzt, ein Beweis dafür, dass man Religion nicht unbedingt braucht, um Gutes zu tun. Im Gegenteil: »Einige der kooperativsten modernen Gesellschaften sind auch die weltlichsten«, so Ara Norenzayan von der Universität von British Columbia. »Menschen haben andere Wege gefunden, kooperativ zu sein – auch ohne Gott.«
    Wir haben die Wahl: Wählen wir aus Bequemlichkeit ein eingeführtes Produkt – oder hinterfragen wir unsere Überzeugungen, bevor wir an sie glauben?
    »Das Leben hat keinen Sinn, außer dem, den wir ihm geben«, meinte Thornton Wilder. Dieser Sinn muss nicht von einer göttlichen Schöpfung ausgehen, sondern wir können ihn selbst erschaffen. »Der Mensch ist nichts anderes, als wozu er sich macht«, schrieb Jean-Paul Sartre. Dieser Grundgedanke des Existenzialismus bedeutet, dass wir frei sind, unser Leben zu gestalten und Entscheidungen zu treffen, dass wir aber auch die Verantwortung für jede unserer Taten tragen. In der heutigen Zeit kann das bedeuten, dass wir unser Leben selbst mit Sinn füllen, indem wir uns für einen bestimmten Lebensentwurf entscheiden. Mein Job, mein Haus, mein Auto, meine Familie, könnte so einer sein. Die Welt zu umsegeln, sich gegen Castortransporte an Gleise zu ketten oder sich ausschließlich von Fallobst zu ernähren sind andere. Und das Tolle: Vieles ist frei miteinander kombinierbar. Wir können selbst entscheiden, wovon wir träumen und wonach wir unseren Alltag ausrichten.
    Glauben Sie also, was Sie wollen: Der Sinn kann ein spiritueller sein, aber genauso gut kann er aus einer anderen Quelle kommen. Woher auch immer er stammt – er sollte bei kritischen Nachfragen nur nicht in sich zusammenfallen wie eine Hüpfburg, aus der die Luft abgelassen wird. Denn wer sich einfach nur eines Gedankengebäudes bedient, weil es schon so alt ist, dass wir uns das kaum mehr vorstellen können, dem sei der alte Sinnspruch des Schriftstellers Anatole France anempfohlen, der da lautet »Wenn 50 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es trotzdem eine Dummheit.«

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    Fazit.
Gehet hin in Frieden!

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    W ären wir ohne Religion wirklich besser dran? Möglicherweise. Auf jeden Fall aber kann unsere Gesellschaft auf die organisierten Religionen in Form von Kirchen als Sittenwächter und Geldeintreiber verzichten – so lautet die Antwort, wenn man Herbert Steffen befragt, den Gründer der religionskritischen Giordano Bruno Stiftung. Gottesfrömmelei, Bibeltreue und verquaste Moralvorstellungen passen für ihn nicht mehr in die heutige Zeit. Dabei war der Mann bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr tiefgläubiger Katholik und als Laie in der Kirche aktiv. Wie konnte es zu einer solchen Wende in seinem Leben kommen?
    Steffen ist das widerfahren, was viele Christen und Kirchenmitglieder erleben, wenn sie das Fundament ihrer Religion etwas kritischer unter die Lupe nehmen: Sie können nicht mehr glauben, was sie da sehen, hören und lesen.
    Die ersten Zweifel an der Redlichkeit der Kirche kamen ihm, als ihn seine Region in den Diözesanrat nach Trier entsendete. Dort wollte er sich darum kümmern, dass die Finanzen des Bistums auf solidem Boden stehen. »Der vom Bistum vorgelegte Haushalt kam mir erstaunlich niedrig vor«, erinnert sich Steffen. Er erkundigte sich beim anwesenden Generalvikar, ob das alles sei. Der erklärte, mehr gäbe der Diözesanhaushalt nicht her. Der Bischof selbst sagte, die Mitglieder des Diözesanrates hätten nur über den Bistumshaushalt zu befinden – der Haushalt des Bischöflichen Stuhls hingegen sei allein seine Sache und die seiner engsten Vertrauten. Steffens Argwohn war geweckt: Wenn es ums Geld geht, kommt man auch mit gutem Glauben nicht weit.
    Wenig später fuhr er mit einer Reisegruppe nach Jerusalem und hatte dort ein weiteres fragwürdiges Erlebnis. Beim Besuch des »Abendmahlsaals« warfen sich die Gläubigen auf den Boden und sangen, mit Tränen in den Augen »Beim letzten Abendmahle«. »Ein Zweifel an der Echtheit des Ortes oder gar an dem Dogma, dass Jesus Wein und Brot in sein Fleisch und Blut verwandelt habe, war bei keinem dieser Ergriffenen erkennbar«, sagt Herbert Steffen.
    Am nächsten Tag besuchte dieselbe Reisegruppe die Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg. Die muslimische Reiseführerin erklärte, dass Mohamed auf einem Pferd durch
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