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Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler

Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler

Titel: Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
Autoren: Janice Hardy
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drehten sich uns zu, als wir durch das äußere Lager rollten. Familien saßen auf kleinen Hockern oder im Gras, starrten mit gesenkten Köpfen ins Lagerfeuer. Nicht jedes Zelt hatte ein Feuer, und diejenigen ohne wirkten am trostlosesten von allen.
    Einige Leute sahen wie Baseeri aus. Manche Familien hatten schwarzes Haar und traurige blaue Augen, allerdings begegneten wir weit mehr Menschen mit ausgeprägten Zügen und Kleidern, die an Verlatta erinnerten, außerdem Bauern mit blondem Haar, die unter Umständen aus Geveg stammten.
    Ich hatte ähnliche Gesichter gesehen, nachdem wir von den Baseeri aus unseren Heimen vertrieben worden waren. Traurig, verängstigt, verloren. Meine Eingeweide krampften sich zusammen, als mir die Erinnerungen durch den Kopf wirbelten.
    »Nya, wo sollen wir schlafen?«, hatte Tali mit Tränen auf den Wangen und Furcht in den Augen gefragt. Keine Siebenjährige sollte je so verängstigt sein.
    »Ich weiß es nicht, aber ich finde einen sicheren Platz für uns. Ich versprech’s.«
    Für uns gab es damals keine Zelte. Nur harten Boden unter kratzigen Büschen. Ich hatte die Arme um Tali geschlungen, um ihr ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, doch es dauerte Jahre, bis wir uns, na ja, nicht sicher, aber sicherer fühlten.
    Ellis lenkte den Wagen durch die Lager. Die Leute kamen bereits auf uns zu, als wir an einem großen Feuer mit einem schweren Kochtopf darüber anhielten. Ein Gemeinschaftstopf wie der, aus dem ich in Geveg gegessen hatte. Am Morgen brachten die Menschen etwas, das den ganzen Tag gekocht wurde, und am Abend teilten es alle. Es hatte Tage gegeben, an denen ich nur deshalb etwas gegessen hatte, weil es mir gelungen war, einige wenige Hand voll Mehl von der Mühle zu stibitzen, um den Eintopf zu verdicken. Es war nicht viel, aber den Regeln war damit genüge getan.
    Der Eintopf dieses Tages brodelte vor sich hin. Süßkartoffeln und Rosmarin lugten aus der dicker werdenden Brühe hervor. Der Koch schaute zu uns herüber. Sein Gesicht war von der Sonne ledrig und zerfurcht. Er lächelte und winkte.
    »Gerade rechtzeitig«, rief er. »Wir könnten ein wenig Brot zum Eintopf gebrauchen.«
    »Davon haben wir reichlich«, gab ich zurück und fühlte mich ein wenig schuldig, als ich vom Wagen kletterte. Nichts davon war so gut wie das Brot, das Ouea buk. Keine Früchte oder Nüsse, keine Gewürze. Nur schlichtes Brot. Dennoch schien sich niemand daran zu stören. Essen war Essen.
    Die Kinder rannten geradewegs auf Aylin zu und streckten die kleinen Händchen aus. Sie füllte jedem einen Sack mit Süßigkeiten – gezuckerte Nüsse, kandierte Früchte, sogar ein paar Stück Krokant.
    »Die Neuigkeiten des Tages?«, erkundigte sich Ellis, während die Leute eine Schlange bildeten. Das Abendessen war nicht alles, was man an einem Gemeinschaftstopf bekam. Die Leute redeten unwillkürlich miteinander, wenn sie nirgendwohin konnten.
    »Neun neue Kutschen sind nach Kleinadelshausen gerollt«, sagte Koch.
    Ellis kicherte. »So solltest du den Ort wirklich nicht nennen.«
    »Ein Haufen Adeliger, die ein Lager aufschlagen und alle anderen aussperren? Wie würdest du das nennen?«
    »Ungehobelt.« Sie lächelte und reichte ihm einen weiteren Sack. »Möchtest du, dass ich mir die Sache mal ansehe?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nee. Dort würde ohnehin kein Baseeri mit etwas Selbstachtung schlafen wollen.«
    Ellis sah mich an und zwinkerte mir zu. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich noch gedacht, kein Baseeri hätte überhaupt Selbstachtung, und daran erinnerte sie mich gerne.
    »Oh, vielleicht möchtet ihr die Heiler herumschicken«, sagte Koch.
    »Ist jemand verletzt?«, erkundigte ich mich.
    »Ist wahrscheinlich nichts Ernstes, aber vor einer Stunde sind drei Familien angekommen, die so aussehen, als hätten sie es nur mit Müh und Not hierher geschafft. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen rüber zum Haus gehen, aber sie haben darauf beharrt, dass ihnen nichts fehlt. Ich habe sie darauf hingewiesen, dass sie nichts bezahlen müssen, trotzdem haben sie ihre Meinung nicht geändert.«
    »Ich gebe Jeatar Bescheid.« Wir hatten nicht viele Heiler, und die meisten waren Lehrlinge oder nur Ein- oder Zweilitzer, trotzdem war das mehr, als den meisten Menschen in diesen Tagen zur Verfügung stand.
    Wir packten zusammen und fuhren näher zu Jeat-Dorf und den schöneren Lagern. Kutschen, größere Zelte, mehr dunkelhaarige Familien. Baseeri-Adelige, sogar einige reiche Händler. Dutzende
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