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Heidi

Heidi

Titel: Heidi
Autoren: Johanna Spyri
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klang er noch trauriger.

    Da sprang Heidi auf und scheuchte die Geißen hierhin und dorthin, damit Peter sie wieder zusammentreiben musste und auf andere Gedanken kam.
    „Ab morgen lassen wir der Großmutter jeden Tag ein schönes Stück Käse von dem Proviant übrig“, beschloss Heidi. „Und im Herbst bringt mich der Großvater zu euch hinunter, damit ich sie und die Brigitte besuchen kann.“
    Dann war es Zeit für den Abstieg und auch in dieser Nacht schlief Heidi so tief und fest wie ein Murmeltier.
    So verging der Sommer. Jeden Tag begleitete Heidi den Geißenpeter auf die Almwiesen und jeden Tag hielten sie ein Stück Käse für die Großmutter zurück. „Sie kann es gar nicht erwarten, dich endlich kennenzulernen“, meinte der Peter grinsend.

    Dann brach der Herbst herein.
    Er färbte die Blätter bunt.
    Später kamen die Stürme
    und zerrten an den Tannenzweigen.

    Der Almöhi hatte alle Hände voll zu tun, die kleine Hütte, den Schuppen und den Geißenstall winterfest zu machen. Heidi half ihm, so gut sie konnte. Dennoch blieb keine Zeit, zur Großmutter hinunterzugehen.
    Eines Tages kam der Pfarrer den weiten Weg zu ihnen herauf, um Heidi für die Schule anzumelden. Aber der Öhi schüttelte nur den Kopf. „Das Kind braucht eure Weisheiten nicht“, knurrte er. „Hier oben in der Natur lernt es alles, was es zum Leben braucht.“
    „Das Kind ist keine Geiß“, erwiderte der Pfarrer. „Ich hätte dir wirklich mehr Verstand zugetraut.“ Doch der Almöhi wollte sich nichts sagen lassen und so lief der Pfarrer traurig ins Dörfli zurück.

    Es wurde Winter, und über Nacht fiel so viel Schnee, dass sie kaum aus der Hütte kamen. Heidi glaubte schon nicht mehr daran, dass sie Peters Großmutter jemals besuchen könnte, da holte der Großvater eines Tages einen Schlitten hervor.

    Heidi zog ihren Wintermantel,
    die rote Zipfelmütze
    und die schweren Bergschuhe an.
    Sie setzte sich vor den Großvater
    auf den Schlitten.
    Zusammen sausten sie den Berg hinunter
    bis zu Peters Hütte.

    „Heute Nachmittag vor Einbruch der Dunkelheit machst du dich auf den Heimweg“, sagte der Großvater und strich seiner Enkelin flüchtig über den Kopf. „Aber willst du denn gar nicht mit hineingehen?“, bettelte Heidi.
    „Du weißt doch, es gibt viel zu tun da oben“, entgegnete der Öhi. „Ich werde mir die Zeit schon vertreiben. “ Er nickte seiner Enkelin noch einmal zu, dann packte er den Schlitten und zog ihn wieder den Berg hinauf.

    Heidi senkte den Kopf.
    Langsam drehte sie sich um
    und ging auf die Tür zu.

    Noch ehe sie sie erreichte, wurde sie bereits aufgerissen, und eine junge Frau mit hellen freundlichen Augen erschien auf der Schwelle.
    „Grüß dich Gott, Heidi“, rief sie fröhlich. „Ich bin Peters Mutter, die Brigitte. Wie schön, dass du uns endlich besuchen kommst! Die Großmutter erwartet dich schon sehnsüchtig.“
    Mit klopfendem Herzen betrat Heidi die alte Hütte und sah sich neugierig um. Hier war alles viel enger als beim Öhi oben. Die Großmutter saß in der kleinen Stube auf einem Stuhl und streckte die Hände nach ihr aus. „Komm her, mein liebes Kind“, rief sie mit dünner Stimme, „damit ich dich anschauen kann.“

    Zögernd trat Heidi auf sie zu.
    „Aber der Peter sagt, du bist blind“,
    wunderte sie sich.
    „Ich sehe mit meinen Händen“,
    erklärte die Großmutter
    und strich Heidi über die Wangen.
    „Gut schaust du aus“, freute sie sich.
    „So kräftig und rosig.

    Das muss an dem guten Käse liegen, den der Öhi aus der Geißenmilch macht. Ich danke dir schön, dass du dem Peter im Sommer jeden Tag ein Stück für mich mitgegeben hast“, fuhr die Großmutter fort. „Der lässt sich für eine alte Frau wie mich besser kauen als das harte Brot. In der Stadt gibt es schöne weiße, weiche Brötchen … Ach ja“, seufzte sie. „Aber die Stadt ist ja leider viel zu weit entfernt.“
    Brigitte schob Heidi einen Hocker heran, damit sie sich setzen und mit der Großmutter unterhalten konnte.
Sie erzählte von Schwänli und Bärli, dem Adler und dem Sommer auf der Alm. Die Großmutter lauschte verzückt und so verging die Zeit wie im Flug.
    Am Nachmittag setzte ein kräftiger Wind ein, der um die Hütte pfiff und an ihren Wänden und dem Dach rüttelte, dass es nur so zog und klapperte.

    „Das muss der Peter in Ordnung bringen“,
    sagte Heidi besorgt.

    „Ach, der Peter“, meinte die Großmutter abwinkend, „der kann so etwas nicht. Er ist mit den
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