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Heidi

Heidi

Titel: Heidi
Autoren: Johanna Spyri
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kuschelte sich unter die Decke auf ihrem Heulager. Kurz darauf erschien der Großvater und schob ihr ein kleines rot-weiß kariertes Kissen unter den Kopf.
    „Schlaf gut und träum was Schönes“, sagte er leise.

    „Gute Nacht, Großvater“, murmelte Heidi.
    Sie sah zum Fenster hinauf.
    Der Himmel war schon ganz dunkel.
    Hunderte Sterne funkelten über ihr.
    Zwei Minuten später
    war sie eingeschlafen.

Die blinde Großmutter
    Am nächsten Morgen wurde Heidi von einem goldenen Sonnenstrahl geweckt, der sie auf der Nase kitzelte. Sie sprang sofort aus dem Bett, strich die Decke glatt und eilte hinunter.
    Der Großvater hatte bereits Wasser über dem Feuer erwärmt und in einen Holztrog gegossen. Darin konnte Heidi sich waschen. Anschließend deckten sie draußen den Frühstückstisch und Heidi bewunderte ausgiebig ihren neuen Stuhl.

    „Was du alles kannst!“, sagte sie stolz.
    Der Almöhi lächelte verlegen.
    „Weißt du was?“, sagte er.
    „Heute darfst du mit dem Peter
    auf die Almwiesen hinauf.“

    Er packte Brot, Schinken, Käse und ein paar rote Äpfel zusammen und verstaute alles in einem Rucksack. Da ertönte auch schon der schrille Pfiff des Geißenpeters zu ihnen herauf. Während Heidi ihm entgegenlief, holte der Öhi Schwänli und Bärli aus dem Stall.

    „Heute geht die Heidi mit hinauf“, sagte er und reichte Peter den Proviantrucksack. „Pass gut auf sie auf, dass sie nicht die Felsen hinunterfällt, und iss ihr nicht alles weg“, fügte er in harschem Ton hinzu. „Es sollte für euch beide reichen.“
    Vor Schreck machte der Geißenpeter einen Satz zurück. Aber Heidi lachte nur und sprang ungestüm von einer Geiß zur nächsten, um sie zu streicheln. „Komm, Peter, komm!“, rief sie fröhlich. „Lass uns endlich loslaufen.“
    Der Aufstieg zur Weidefläche war steil und beschwerlich, aber Heidi eilte in ihrem Unterkleid und auf nackten Sohlen leichtfüßig voran, während der Peter Mühe hatte, seine Geißen zusammenzuhalten.

    Am Mittag erreichten sie die Almwiese.
    Sofort fingen die Geißen an zu grasen.
    Ein großer Bock namens Türk
    stieß die anderen Tiere zur Seite,
    damit er an die besten Kräuter kam.
    Nur der Distelfink ließ sich
    das nicht gefallen.
    Schon bald kannte Heidi alle Geißen
    mit Namen.

    Am liebsten mochte sie das kleine weiße Schneehöppli, das seine Mutter verloren hatte und jedes Mal kläglich meckerte, wenn es kein gutes Gras fand. Dann nahm Heidi es auf den Arm und trug es dorthin, wo saftiger Klee und andere gute Kräuter wuchsen.
    Nach einer Weile schnürte Peter den Rucksack auf, breitete eine Serviette aus und verteilte den Proviant darauf. Er melkte eine Schale Milch für Heidi, die sie sofort gierig leer trank. „Und jetzt du“, sagte sie und gab dem Peter die Schale zurück.
    „Ich mache das anders“, erwiderte der und legte sich der Länge nach neben eine Geiß. Geschickt zog er an einer Euterzitze, bis ein Milchstrahl herauskam und in
hohem Bogen in seinen offenen Mund spritzte. „Ab morgen mache ich das genauso“, beschloss Heidi.
    „Dann sparen wir uns die Schüssel.“ Sie ließ sich neben der Serviette im Gras nieder, nahm ein Stück Brot in die eine und ein Stück Käse in die andere Hand und biss immer abwechselnd davon ab.

    Heidi und Peter vesperten genüsslich,
    bis sie satt waren.
    Dann legten sie sich auf den Rücken,
    verschränkten die Arme unter dem Kopf
    und sahen in den Himmel hinauf.
    Über ihnen kreiste ein großer Vogel.
    „Das ist ein Adler“, sagte Peter.

    Er deutete auf einen hohen spitzen Felsen. „Dort oben hat er sein Nest“, erklärte er.
    Am liebsten wäre Heidi sofort hinaufgeklettert, um sich die Jungen anzuschauen, aber Peter hielt sie energisch zurück. „Der Felsen ist viel zu glatt und zu steil. Dort können nicht einmal die Geißen hinauf“, sagte er. „Außerdem wird mir der Öhi mächtig einheizen, wenn dir etwas passiert.“
    „Dann erzähl mir von deiner Familie“, bettelte Heidi. „Warum kommen sie nie zu uns herauf?“
    „Weil der Öhi mit keinem Menschen etwas zu tun haben will“, brummte Peter.
    „Mit mir schon“, erwiderte Heidi. „Er ist der liebste Großvater, den man sich vorstellen kann. Du hast doch auch eine Großmutter, nicht wahr?“, fragte sie.

    Peter nickte.
    „Sie ist blind“, sagte er traurig.
    „Meine Mutter muss sich immer
    um sie kümmern.“

    „Und dein Vater?“, erkundigte Heidi sich.
    „Der ist tot“, sagte Peter. „Genau wie deine Eltern.“ Jetzt
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