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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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antwortete er: »Frag den Großvater.«
    »Das tu ich, wenn wir zurück sind. Sag du mir, warum du den Großvater begleitet hast letzte Nacht?«
    »Ich sag’s dir, wenn wir gegessen haben.« Peter holte den Sack und legte das Essen sorgfältig auf den Boden. Er nahm das Schüsselchen und melkte schöne Milch vom Schwänli hinein und stellte die Schüssel zum Essen. Inzwischen hatte Heidi den Vogel nicht aus den Augen gelassen, der bis knapp über die Erde geflogen kam, sich jetzt aber höher und höher aufschwang und endlich über den Felsen verschwand.
    »Wo ist er hin?«
    »Heim ins Nest.« Peter deutete auf die Mahlzeit inmitten der Weide.
    »Ist er dort oben daheim? Warum schreit er so?«
    »Weil er muss.« Peter setzte sich. »Jetzt sitz und fang an.«
    »Ist die Milch mein?« Heidi hockte sich hin. Als es das Schälchen geleert hatte, war ihm die Frage, die ihm so Angst gemacht hatte, schon wieder entfallen. Kaum dass es die Schale hinstellte, melkte Peter ihm eine zweite und gab sie ihm. Heidi brach ein Stück Brot ab, das übrige Stück reichte
es Peter mitsamt dem Käse und sagte: »Das kannst du haben, ich habe genug.«
    Er schaute Heidi voll Verwunderung an; nie in seinem Leben hätte er so etwas sagen und so viel weggeben können. Er nahm sein Geschenk wortlos entgegen und nickte Dank und hielt ein so reichliches Mittagsmahl wie noch nie, seit er Geißbub war.
    Auf einmal hob er den Kopf und war auf den Füßen und setzte in großen Sprüngen den Ziegen nach; Heidi lief hinterdrein. Peter rannte der Schlucht zu, wo die Felsen schroff abfielen; ein unbesonnenes Geißlein war dem Rande des Abgrundes zu nahe gekommen. Er wollte es packen, aber er war schon zu spät, darum warf er sich auf den Boden und erwischte im Sturz ein Bein des Tieres und hielt es daran fest. Die Geiß meckerte überrascht und strebte eigensinnig vorwärts. Peter schrie nach Heidi, dass es ihm beistehe, denn er konnte nicht aufstehen und riss der Geiß fast das Bein aus.
    Heidi erkannte die schlimme Lage. Schnell zupfte es einige Kräuter aus dem Boden, hielt sie der Ziege unter die Nase und lockte: »Komm, komm, du musst ganz vernünftig sein.«
    Das Geißlein wandte sich um und fraß Heidi die Kräuter aus der Hand. Derweil kam Peter auf die Füße und fasste die Geiß an der Schnur und führte die Ausreißerin zur Herde zurück. Als er sie aber in Sicherheit hatte, hob er den Hirtenstock und wollte sie tüchtig durchprügeln. Das Tier wich zurück, es wusste, was ihm begegnen sollte.
    »Nein, Peter! Du sollst es nicht schlagen! Sieh, wie sich’s fürchtet!«

    »Es verdient’s«, rief er und wollte hauen, mit der gleichen Gebärde, mit der der Großvater zugeschlagen hatte, um das Herz Adelheids zu durchdringen. Grausig war das Bild in dem Kind, darum schrie es erneut:
    »Peter, du darfst nicht! Es tut ihm weh! Lass los!« Heidi fiel Peter in den Arm.
    Erschrocken schaute er auf das gebietende Mädchen, dessen Augen ihn anfunkelten, und ließ den Stock sinken. »Ich lass es zufrieden, wenn du mir morgen wieder von deinem Käse gibst«, sagte er, denn eine Entschädigung wollte er kriegen für den Schrecken.
    »Das ganze Stück kannst du haben, morgen und alle Tage!«
    Peter ließ die Schuldige los, die Geiß sprang in hohen Sprüngen in die Herde hinein.
    So war unvermerkt der Tag vergangen, und die Sonne machte sich auf, hinter den Bergen hinabzusteigen. Alles Gras wurde golden, und die Felsen fingen zu schimmern an und zu funkeln.
    Da sprang Heidi auf einen Zinken und schrie: »Peter! Peter! Es brennt! Alle Berge brennen, und der große Schnee drüben brennt und der Himmel! O der schöne feurige Schnee! Der Felsenberg ist ganz glühend! Die Felsen! Die Tannen! Alles ist im Feuer!«
    »Es ist immer so«, sagte Peter gemütlich.
    »Was ist das denn?«, rief Heidi und sprang von der Felszinke. »Was ist es, Peter, was?«
    »Es kommt von selbst«, erklärte er.
    »O sieh, sieh!«, rief Heidi in großer Aufregung. »Auf einmal wird alles rosenrot! Wie schön, sieh den rosenroten Schnee! O, nun werden die Felsen grau! O! O! Nun ist alles erloschen
! Nun ist alles aus, Peter.« Heidi setzte sich auf den Boden und sah so verstört aus, als ginge wirklich alles zu Ende.
    »Es ist morgen wieder da«, sagte er. »Steh auf, nun müssen wir heim.«
    Die Geißen wurden herbeigepfiffen, und der Rückweg begann. Heidi hatte so viele Eindrücke in sich aufgenommen, so viele Dinge gingen ihm durch den Sinn, dass es den ganzen Weg über
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