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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman
Autoren: Rupert Schöttle
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Weber herausprügeln, damit wollte er wirklich nichts zu tun haben.
    Allerdings war trotz seiner Beurlaubung der Wille in ihm erwacht, den wahren Täter zu finden, allein seiner Ehre wegen, in der er sich durch diese haltlose Disziplinierung eines schwachsinnigen Betonkopfs doch getroffen fühlte.
    Dies alles wollte er mit seinem Kollegen Walz besprechen, als der ihn noch ein wenig blass empfing.
    Es stellte sich heraus, dass er, nachdem sie des Lokals verwiesen worden waren, auf die verhängnisvolle Idee gekommen war, zur Ablenkung von seinem Leid seine anstehende Bügelwäsche zu bearbeiten und sich dabei eine DVD mit einem seiner liebsten Filme, ›Sin City‹ von Quentin Tarantino, anzuschauen. Da dies natürlich nicht ohne alkoholischen Beistand vonstattengehen konnte, war er am Morgen mit einem veritablen Kater aufgewacht, der sich neben dem obligaten Kopfweh in einer besonders heimtückischen Art der Übelkeit ausgewirkt hatte.
    Inzwischen war er, nach oraler Entleerung und Einnahme einer Tablette gegen Kopfschmerzen, wieder so weit hergestellt, dass er sich nach der Schilderung Vogels über das Verhör mit Weber über den laut wiehernden Amtsschimmel in Person des Herbert Prokisch in angemessener Form empören konnte.
    Da Walz nicht dienstfrei gestellt war, konnten sie sogar ohne die Gefahr eines möglichen Disziplinarverfahrens weiter ermitteln. Allerdings sollte der jüngere Inspektor, um den Schein zu wahren, nunmehr die Untersuchungen leiten. Doch zuerst wollten sie telefonisch den Rat des Gerichtsmediziners Dr. Necker einholen, was es mit der vermeintlichen Krankheit Webers auf sich hatte.
    Dieser klärte sie darüber auf, dass das Amphetamin die Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin bewirke, was zur Folge habe, dass die Psyche in einen Zustand ständiger Euphorie versetzt werde. Dadurch werde das Selbstbewusstsein gestärkt, wodurch die Angstzustände verschwänden. Insofern sei die Indikation im Falle von Weber durchaus angezeigt. Allerdings sollte diese Substanz nicht zu lange angewendet werden, da sie bald schon in eine Abhängigkeit münde, zudem würde die Aggressionsschwelle gesenkt, und bei zu hoher Konzentration die Wahrnehmung getrübt. Es könne also durchaus zutreffen, dass Weber den Dirigenten umgebracht habe, ohne sich daran zu erinnern. Um Genaueres darüber zu sagen, müsste er allerdings Details über die Konzentration der Substanz und die Dauer der Einnahme wissen.
    »Jetzt sind wir so schlau wie zuvor«, resümierte Walz wenig begeistert, »ich würde vorschlagen, wir gehen trotzdem zur Watanabe – wenn uns jemand darüber Auskunft geben kann, dann wohl sie.«
     
    Nach einem Anruf, der ihr Kommen ankündigte, führte sie ihr Weg zu Miwako Watanabe, die von den Neuigkeiten außerordentlich überrascht war. Sie schien weder eine Zeitung gelesen noch Nachrichten gehört zu haben, deren erste Meldung darin bestand, dass der verdächtige Mann, der dem engsten Freundeskreis Maurers zugerechnet wurde, sein Geständnis widerrufen habe.
    »Ich dachte, Sie hätten den Täter gefunden«, begrüßte Watanabe die Inspektoren und führte sie sogleich in ihr Wohnzimmer. »Ich kann es noch immer nicht fassen, dass Michael Magnus umgebracht hat. Seinen ältesten Freund! Und er hat das wirklich zugegeben?«, fragte sie ungläubig.
    »Gestern hat er den Mord gestanden«, antwortete Walz, »allerdings hat er seine Aussage inzwischen widerrufen.«
    Verständnislos schaute Watanabe sie an. »Ich glaube, ich habe nicht ganz verstanden«.
    »Wundert dich das?«, ließ sich plötzlich eine rauchige Stimme aus dem Badezimmer hören, die unverwechselbar Maria Mölzl gehörte, »du kennst doch den Michael, im Endeffekt ist er noch nie zu dem gestanden, was er getan hat.«
    »Ah, die Frau Mölzl ist auch da, das ist aber besonders nett«, kommentierte Vogel sarkastisch die um diese Uhrzeit doch ungewöhnliche Anwesenheit der Freundin Miwakos.
    »Tun Sie doch nicht so«, sagte diese, als sie aus dem Bad kam. Offensichtlich hatte sie gerade geduscht, denn sie war lediglich mit einem großen weißen Handtuch bekleidet und frottierte sich die Haare.
    »Was wollen Sie damit sagen, dass Herr Weber nie zu dem gestanden hat, was er getan hat?«, fragte Walz interessiert, den es in seinem Zustand gar nicht störte, dass ihnen Watanabe noch keinen Sitzplatz angeboten hatte.
    »Michael ist ein unglaublich schwacher Mensch, der schon immer bei dem geringsten Widerstand umgefallen ist«, sagte sie und
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