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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman
Autoren: Rupert Schöttle
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zu lenken, immerhin ist Mord mit einer Garotte eine italienische Spezialität.«
    »Ach so«, antwortete er verständnislos, »also, auf eine solche Idee wäre ich niemals gekommen.«
    »Na gut, das genügt einstweilen, jetzt dürfen Sie sich weiter unserer geschätzten Gastfreundschaft erfreuen. Der Psychologe wird sich bei Ihnen melden. Wir werden uns sicherlich bald wiedersehen.«
    Mit diesen Worten schaltete Vogel das Aufnahmegerät aus und übergab Weber einem Beamten.
     
    Prokisch, der das Gespräch von draußen mitgehört hatte, stürmte in den Vernehmungsraum.
    »Das soll ein Verhör gewesen sein?«, rief er aufgebracht, »das war nichts anderes als eine nette Plauderei unter Freunden! So etwas Stümperhaftes hab ich ja noch nie erlebt!«
    Ruhig schaute ihn Vogel an. »Wenn ich ihn so vernommen hätte, wie Sie es sich anscheinend erwartet haben, dann hätte er sofort seinen Anwalt gerufen, und der hätte ihm geraten, nichts zu sagen. So haben wir immerhin einige Anhaltspunkte gewonnen, wo wir uns möglicherweise noch umschauen sollten.«
    »Warum wollen Sie sich um Gottes willen noch umschauen? Wir haben den Mörder, der sogar schon gestanden hat, in dessen Wäschekorb sich ein blutiges Hemd gefunden hat, also der sprichwörtliche rauchende Colt, und Sie wollen sich einfach einen anderen suchen, weil der, den wir haben, Ihnen nicht gefällt … Was glauben Sie eigentlich, wo Sie hier sind?« Prokischs Gesicht war dunkelrot angelaufen. Seine sonst in kommode Fettpölsterchen verpackten Augen waren bedrohlich aus ihren Höhlen getreten, und sein Atem ging stoßweise. Angesichts dieses Prachtexemplars eines in Rage geratenen Hypertonikers konnte Vogel nur hoffen, dass das Amt mit einem funktionstüchtigen Defibrillator ausgestattet war und vor allem mit jemandem, der damit umgehen konnte.
    In diesem Moment bedauerte Vogel zutiefst, dass Walz nicht dabei war. Er selbst blieb, erstaunlich genug, völlig ruhig.
    »Verehrter Herr Prokisch, ich bin davon überzeugt, dass der Weber nicht der Mörder ist. Der ist kein tumber Killer, der das doch sehr auffällige Mordwerkzeug neben einen nahe gelegenen Altmetallcontainer wirft und hofft, dass es dereinst zu einer Getränkedose verarbeitet wird. So dumm ist der nicht! Da steckt Absicht einer ganz anderen Person dahinter, davon bin ich überzeugt. Und diese Person ist in seinem engsten Freundeskreis zu finden. Aber wenn Sie sich so sicher sind, dass der Weber der Mörder ist, dann ziehen Sie mich doch einfach von dem Fall ab, und wir gehen zurück in unser Bezirkskommissariat, damit können wir, glaube ich, ganz gut leben.«
    »Darüber werde ich gleich mit Herrn Magister Mörbischer reden, darauf können Sie sich verlassen. Einstweilen suspendiere ich Sie von dem Fall und beurlaube Sie hiermit. Einen schönen Tag noch!«
    Mit diesen Worten, die er eigentlich mehr geschnaubt als gesprochen hatte, ließ Prokisch Vogel allein, nicht ohne die Tür des Vernehmungszimmers demonstrativ hinter sich zuzuschlagen.
     
    Vogel, im beruhigenden Bewusstsein, das Richtige getan zu haben, informierte, nachdem er das LKA verlassen hatte, seinen Freund Walz von der neuesten Entwicklung und stopfte sich erst einmal eine Pfeife, zumal er in der Hektik des heutigen Morgens auf sein geliebtes Morgenschmaucherl hatte verzichten müssen.
    Angesichts des absoluten Rauchverbots in allen Einrichtungen der öffentlichen Verkehrsmittel und der ihm unversehens zur Verfügung stehenden Zeit, beschloss Vogel, Walz’ Wohnung zu erwandern, was einen Spaziergang von einer guten halbe Stunde bedeutete. Gemütlich schlenderte er also bis zur Türkenstraße an der Lände entlang, bis er auf die Währinger Straße stieß, die an der Votivkirche vorbei zum Dr.-Karl-Lueger-Ring führt, der nach einem trotz seines Antisemitismus sehr populären Bürgermeister benannt ist, der zwischen 1897 und 1910 der Kaiserstadt vorstand. Dort ließ er die Universität rechts und das Burgtheater links liegen, warf einen liebevollen Blick auf das Wiener Rathaus mit seinen 1.575 Räumen, wie er sich aus der Volksschule erinnerte. Weiters passierte er das erheblich kleinere neoklassizistische Parlamentsgebäude und die Naturhistorischen und Kunsthistorischen Museumszwillinge, um dann durch den Hof des Museumsquartiers in die Mariahilfer Straße einzubiegen. Vogel genoss diesen Spaziergang außerordentlich, während er entspannt über die Folgen von Prokischs Ausfall nachdachte. Mochten sie doch ein erneutes Geständnis aus
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