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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman
Autoren: Rupert Schöttle
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Widerspruchsgeist gelähmt hat. Er hat nur deshalb alles zugegeben, um endlich seine Ruhe zu haben, zumindest sagt er das. Außerdem erklärte er plötzlich, dass er sich an die Geschehnisse des Tatabends überhaupt nicht mehr erinnern kann. Ich persönlich halte das Ganze für eine Idee seines Anwalts. Der taktiert jetzt noch a bisserl rum und will dann auf Unzurechnungsfähigkeit wegen Webers Drogenabhängigkeit plädieren, da bin ich mir sicher. Aus meiner Sicht kann es an seiner Schuld überhaupt keinen Zweifel geben. Das Motiv, die Mordwaffe, die Nähe zum Opfer – es stimmt einfach alles. Dieser Widerruf hat allerdings auch für Sie Konsequenzen: Sie werden uns noch ein wenig erhalten bleiben. Beeilen Sie sich also, Vogel, Sie wissen ja, Ihr Dienst beginnt um acht. Und die Presseverlautbarung muss spätestens um neun Uhr draußen sein, wenn er bis dahin seinen Widerruf nicht zurücknimmt, was in Ihren Händen liegt. Um Punkt acht also!«, endete er mit drohendem Unterton.
    »Eigentlich habe ich eine Vereinbarung, dass ich erst um halb neun im Büro zu erscheinen habe, da ich meine Tochter noch zur Schule bringen muss. Kann das nicht mein Kollege Walz machen? Der hat ja auch das gestrige Verhör geleitet«, wandte Vogel ein und schob den Rest seiner Frühstückssemmel in den Mund.
    »Leider hat sich Kollege Walz gerade krank gemeldet. Also beeilen Sie sich, ich erwarte Sie um acht Uhr!«
    Nach kurzer Beratung mit seiner darob gar nicht erfreuten Gattin Martina, die noch im Morgenmantel war und der dessen ungeachtet die Aufgabe zufiel, die kleine Laura in die Schule zu bringen, beschloss Vogel, die U-Bahn zu nehmen und seiner Frau das Auto zu überlassen.
    Unter den vorwurfsvollen Blicken dreier Augenpaare – auch Emily, deren obligater Morgenspaziergang mit ihrem Rudelführer heute dessen beruflicher Pflicht zum Opfer fiel, war wenig begeistert – , stürzte Vogel aus dem Haus.
     
    Während der Fahrt rief er besorgt bei seinem Freund Alfons an, dessen Stimme noch ziemlich elend klang, der aber versprach, sobald als möglich ins Büro zu kommen.
    Als Vogel sich dank der Zuverlässigkeit der Wiener Linien pünktlich bei Prokisch einfand, schickte ihn dieser sofort in das Vernehmungszimmer, in das alsbald auch Weber geführt wurde, der den Inspektor etwas verlegen begrüßte und sich suchend umsah.
    »Guten Morgen, Herr Weber, leider müssen Sie dieses Mal mit mir allein vorliebnehmen«, begrüßte ihn Vogel mit ernster Miene. »Wie mir Herr Prokisch mitgeteilt hat, haben Sie noch gestern Abend Ihre Meinung geändert. Also, was haben Sie mir heute zu sagen?«
    Obwohl ihm dieses Zusammentreffen sichtlich unangenehm war, machte Weber einen insgesamt viel stabileren Eindruck. Im Gegensatz zum vorigen Tag waren seine Bewegungen koordinierter, auch seine Augen hielten Vogels Blick stand, zudem schienen sich seine Schweißdrüsen noch von der gestrigen Anstrengung zu erholen.
    »Es tut mir wirklich leid, aber gestern war ich absolut nicht in der Verfassung, Ihrem Verhör zu folgen«, begann er stockend. »Eigentlich wollte ich nur in Ruhe gelassen werden und habe leichtsinnigerweise alles zugegeben, was Sie mir vorgeworfen haben. Da es mir heute entschieden besser geht, bitte ich Sie, das Verhör zu wiederholen … es kann ja auch nicht in Ihrem Sinne sein, dass ein Unschuldiger verurteilt wird«, fügte er nach einer kleinen Pause hinzu.
    »Das mag schon sein«, erwiderte Vogel, der sich an die gestrige Moralpredigt seines Freundes erinnerte, »aber wenn Sie gestern die Unwahrheit gesagt haben, aus welchem Grunde soll ich annehmen, dass Sie mir heute die Wahrheit sagen?«
    »Das muss ich natürlich Ihnen überlassen«, antwortete Weber achselzuckend, »dennoch möchte ich festhalten, dass ich inzwischen davon überzeugt bin, nichts mit dem Mord an Magnus zu tun zu haben.«
    »Was heißt das genau?«, fragte Vogel irritiert.
    »Das heißt, dass ich mich nur daran erinnern kann, dass ich an diesem Abend todmüde war und sehr früh eingeschlafen bin, was für mich sehr ungewöhnlich ist.«
    »Frühjahrsmüdigkeit nennt man das wohl … «
    »Nein, es war anders. Ich hatte an diesem Abend Besuch und dann bin ich sofort eingenickt.«
    »Damenbesuch?«
    »Ja, von Maria, die mir eine DVD vorbeibrachte, die ich ihr geliehen hatte.«
    »Welches Verhältnis verband Sie mit Maria Mölzl, ich meine, nach Ihrer Beziehung?«
    »Wir verstehen uns seit einiger Zeit wieder sehr gut.«
    »Sehr gut, was heißt das?«
    »Ist das hier
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