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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman
Autoren: Rupert Schöttle
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Freundes.
    Unterdessen waren sie bei Vogels Rover angekommen. Er hatte schon den Motor gestartet, als er Walz durchs geöffnete Seitenfenster zurief: »Wir treffen uns heute Abend um halb neun bei dir im Beisl ums Eck.«
    Ohne seine Zustimmung abzuwarten, brauste er los.
     
    Vogel saß schon bei seinem Bier, als Walz pünktlich das ›Steman‹ betrat.
    Schwanzwedelnd sprang Emily an ihm empor.
    »Na, hat deine Michelle dich heute versetzt, dass du den Hund mitbringst?«
    »Nein, so kann man das nicht sagen«, erwiderte Vogel schmunzelnd, »ich brauch derzeit eine kleine Pause, ich leide unter einer leichten Michelle-Vergiftung. Am Wochenende sind die Capricen einer Prinzessin ja ganz unterhaltsam, zumindest dann, wenn sie zu etwas führen, aber nach einem Arbeitstag ist das definitiv zu anstrengend. Und die Emily hab ich deshalb mitgebracht, damit ich heute Abend nicht unter Zeitdruck stehe und ihren gewohnten Abendspaziergang unter Umständen auch im 6. Bezirk unternehmen kann. Schließlich gibt es was zu feiern!«
    »Deinen Worten entnehme ich, dass dir die kapriziöse Dame nicht nur Freude bereitet hat«, schlussfolgerte Walz und signalisierte der Bedienung, dass er auch ein Bier haben wollte.
    »Das kann man so sagen. Ich sag’ dir, eine Prinzessin ist ein Lercherlschaß dagegen. Doch immerhin war das ganze Projekt als durchaus erfolgreich zu bezeichnen.«
    »So hat sich das freie Wochenende wenigstens bei dir ausgezahlt«, murmelte Walz, den Blick Vogels meidend.
    »Gut, dass du es erwähnst, also, was ist jetzt mit der Clara und dir?«
    Nachdem Walz einen tiefen Schluck aus seinem Glas genommen hatte, schilderte er Vogel die Geschehnisse vom Wochenende.
    Als er geendet hatte, schwieg Vogel eine Weile und nuckelte versonnen an seiner Pfeife.
    »Eines muss man der Clara schon lassen, argumentieren kann sie. Die Auswirkungen scheinen zwar momentan schrecklich, aber du wirst eure Beziehung immer als vollkommen im Gedächtnis behalten, und dieser Zustand ist eigentlich beneidenswert. Stell dir doch die Alternativen dazu vor. Ihr bleibt zusammen, werdet alt, und eure Ehe entwickelt sich so, wie sich fast alle Ehen entwickeln. Im besten Fall langweilt ihr euch miteinander und wisst überhaupt nicht mehr, warum ihr einstmals zusammengefunden habt. Oder ihr geht euch nach einiger Zeit so auf die Nerven, dass sie dich oder du sie verlässt. Dieser unerfreuliche Schluss überschattet dann die ganze Erinnerung an eure große Liebe, die ihr anfangs füreinander empfunden habt. Womöglich noch mit einem ausgewachsenen Rosenkrieg, was mich bei ihrem lateinamerikanischen Temperament nicht wundern würde. Oder sie wird eines Tages eifersüchtig und verfolgt misstrauisch jeden deiner Schritte, sodass die ganze Beziehung eine einzige Quälerei wird. Zwar tut es jetzt höllisch weh, aber dieser kurze und heftige Schmerz ist das einzige Negativerlebnis, das dich mit ihr verbindet. So werdet ihr euch ein Leben lang in liebender Erinnerung behalten, und die kann euch niemand nehmen. Wenn es in diesem Fall nicht so zynisch klingen würde, möchte ich das fast als idealen Schluss bezeichnen. Alle großen Lieben währen nur kurz, das ist deren Vorrausetzung!«
    Walz nickte nachdenklich. »Das habe ich alles selbst schon bedacht, aber es tut so weh. Ich weiß, sie ist in dieser Stunde 300 Meter Luftlinie von mir entfernt und packt ihre Sachen. Glaube mir, die Sehnsucht nach ihr ist fast nicht auszuhalten!«
    Auf diese Weise ging es den gesamten Abend weiter.
    Zwar versuchte Vogel einige Male, seinen Freund abzulenken und ihn auf das Angebot des LKA anzusprechen, doch all seine Mühe blieb vergebens.
    Walz hätte wohl die ganze Nacht seine Wunden geleckt, wenn sich der Wirt, der tags zuvor den Wien-Marathon gelaufen war, nicht uneinsichtig gezeigt hätte und auf der Einhaltung der Sperrstunde bestand.

15. Kapitel (Dienstag)
    Bezirksinspektor Vogel saß gerade im Kreise seiner Familie beim Frühstück, als sein Mobiltelefon läutete.
    Das konnte nichts Gutes bedeuten.
    Und in der Tat, war es Herbert Prokisch, der um viertel acht morgens so rüde in das familiäre Idyll einbrach.
    »Ja, Vogel, leider haben wir uns zu früh gefreut«, sagte Prokisch mit verschlafener Stimme, »Weber hat gestern Abend doch noch seinen Anwalt angefordert und im Anschluss daran sein Geständnis widerrufen. Er behauptet jetzt, dass der psychische Druck, dem er sich während seiner Verfolgung und beim Verhör ausgesetzt sah, so groß war, dass er in ihm jeden
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